Die Stuttgarter Lasertage hätten sich,
so der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel
(CDU) in seiner Rede, "zu einer Institution entwickelt, die
weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus Forscher,
Experten und Unternehmen auf dem Gebiet der optischen
Technologien zusammenführt". Die "gute und intensive
Zusammenarbeit der Forschungseinrichtungen mit den
Unternehmen" habe "entscheidend zur Verbreitung von
Laserverfahren in der produzierenden Industrie beigetragen".
Teufel, Schirmherr der diesjährigen Veranstaltung, zeigte
sich überzeugt, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert des
Photons werde. Das Elektron werde "verdrängt". Über die
zukünftige Rolle der Lasertechnik ließ Teufel keinen Zweifel
aufkommen: ihr komme die Rolle "einer
Querschnittstechnologie" zu.Internationales Renommee in
der Lasertechnik
Das hohe nationale und internationale Renommee Stuttgarts
in der Lasertechnik ist wesentlich mit dem Leiter des
Instituts für Strahlwerkzeuge (IfSW), Helmut Hügel,
verbunden. Ihm besonders galt der Dank Erwin Teufels. Hügel
übernahm 1985/86 das neu gegründete Institut und hatte
wesentlichen Anteil an der Erfolgsgeschichte des
Lasertechnik in Stuttgart. Marktführende Laserhersteller und
renommierte Anwender sind im Raum Stuttgart zu Hause. Eine Reihe namhafter wissenschaftlicher Institutionen tragen
zu einer lebhaften Wechselbeziehung zwischen Lehre,
Forschung und industrieller Entwicklung bei.
Der Laserstandort Stuttgart zeichnet sich durch
anwendungsbezogene Kooperationen zwischen wissenschaftlichen
Einrichtungen und Partnern aus der Industrie aus. Die
Kompetenznetze "Photonics BW" und "Lasertechnik Südwest"
dokumentieren die gemeinsamen Aktivitäten von Wissenschaft
und Wirtschaft. Grundlagenforschung und anwendungsbezogene
Industrieforschung stellten in Stuttgart keine Gegensätze
dar, unterstrich Uni-Prorektor Karl-Heinz Wehking. Für die
Universität Stuttgart sei vielmehr der Versuch der Synthese
der "beiden zunächst unterschiedlich ausgerichteten
Forschungseinrichtungen charakteristisch".
Die intensive Zusammenarbeit zwischen IfSW, der
Forschungsgesellschaft für Strahlwerkzeuge mbH (FGSW) sowie
des Zentrums Fertigungstechnik Stuttgart (ZFS) bündelt die
Potenziale im Bereich Laserforschung und -anwendung.
Erfolgsgeschichte Lasertechnik
Dass die Erfolgsgeschichte des Lasers ein Novum im
Bereich der Hochtechnologie in Deutschland darstellt, machte
der geschäftsführende Gesellschafter der Trumpf-Gruppe,
Berthold Leibinger, deutlich. Leibinger kontrastierte die
Lasertechnik in Deutschland mit der sonst eher düsteren
wirtschaftlichen Lage. Am Weltmarkt der Laser für
Materialbearbeitung habe Deutschland einen Anteil von knapp
40 Prozent, deutlich mehr als die USA (unter 30 Prozent). Um
diese Spitzenposition halten zu können, müsse die
Wissenschaft die Wirtschaft in ihrer Aufgabe unterstützen.
Dies könne sie nur, wenn sie weiter in der Lage bleibe,
"Grundlagenforschung zu betreiben". Von der Politik erwartet
Leibinger, dies zu begleiten und zu unterstützen.
Der Laser als Innovationstreiber
Wettbewerbsfähigkeit sei nicht ohne Innovationen zu
haben, betonte Engelbert Westkämper, Dekan der Fakultät
Maschinenbau der Uni Stuttgart. Er verwies auf die Bedeutung
des Maschinenbaus für Baden-Württemberg, der "aufgrund
seiner hohen Innovationsfähigkeit ein außerordentlich hohes
Zukunftspotenzial besitzt". Eine "dichte und nach dualen
Modellen ausgebaute Ausbildung" und eine auf "Anwendungen"
ausgerichtete Forschung seien am Erfolg des Maschinenbaus
beteiligt.
Auf die Bedeutung der Lasertechnologie als
Innovationstreiber in der Industrie gingen auch Rainer Bartl
(DaimlerChrysler) und Klaus Löffler (Volkswagen AG) ein.
Löffler betonte, dass die Lasertechnik von VW bereits seit
1993 als Verbindungstechnik im Automobilbau eingesetzt
werde. Der VW Touran weise, so Löffler, einen Laseranteil
von 70 Prozent auf.
Manfred Geiger, Lehrstuhlinhaber für
Fertigungstechnologie an der Universität Erlangen,
skizzierte, wie sowohl die system- als auch die
prozesstechnische Forschung ständig neue Chancen für den
Laser in der Mikroproduktion eröffneten. Entscheidend sei,
dass aus den technologischen Innovationen
Produktinnovationen werden, die die Erschließung neuer
Märkte ermöglichten.
Der Scheibenlaser hat sich etabliert
Die Bedeutung des Scheibenlasers skizzierte Adolf Giesen
(IfSW). Die von Giesen geleitete Scheiberlasergruppe erhielt
2002 zusammen mit Helmut Hügel den
Berthold-Leibinger-Innovationspreis; kürzlich wurde Giesen
der mit 30.000 britischen Pfund dotierte Rank Prize 2004
zuerkannt*). Mit dem Scheibenlaser, so Giesen, wurde "ein
neues Konzept eines diodengepumpten Festkörperlasers"
entwickelt, das zu einer "völlig neuen Klasse von Lasern mit
bisher nicht erreichten Daten" geführt habe. Mehrere
deutsche Firmen böten diese Laser inzwischen kommerziell auf
dem Markt an.
Dem Weg vom "plasmadynamischen Laser zum Scheibenlaser"
beschrieb der scheidende Leiter des IfSW, Helmut Hügel.
1990 sei, so Hügel, die Entscheidung gefallen, sich dem
diodengepumpten Festkörperlaser zuzuwenden. Die wesentlichen
Ziele waren die "gleichzeitige Realisierung eines hohen
Wirkungsgrads, einer guten Fokussierbarkeit und einer
einfachen Leistungsskalierung in den kW-Bereichen gewesen".
Inzwischen seien deutsche Laserhersteller mit Scheibenlasern
auf dem Markt, die den Leistungsbereich von 10 W bis zu einigen kW umspannten.
Thomas Graf vom Institut für angewandte Physik in Bern
zeichnete die "Entwicklungsperspektiven verschiedener
Hochlaserkonzepte" nach. Graf zeigte unter anderem die
"einzigartigen Vorteile des Faserlasers" auf, wie
"unübertroffene Effizienz, ausgezeichnete Strahlqualität,
geringes Volumen und kleines Gewicht sowie eine
ausgesprochene Robustheit". Damit wären Faserlaser "die
idealen Strahlquellen für die meisten wissenschaftlichen,
industriellen und medizinischen Anwendungen".
Um diese Anwendungen ging es insbesondere am zweiten Veranstaltungstag. Hier
standen Themen wie abtragende Verfahren, Schweißen, Rapid
Prototyping und Qualitätskontrolle im Vordergrund.
Neue Anwendungsfelder durch Femtosekunden-Technologie
Innovative Anwendungsfelder in der Materialbearbeitung
eröffnet die Femtosekunden-Technologie mit ihren ultrakurzen
Lichtimpulsen. Entsprechend groß war das Interesse an der
Abschlusspräsentation des Projektverbandes
Femtosekunden-Technologie. Einsatzbereiche liegen in der
industriellen Fertigung, den Informations- und
Kommunikationstechniken, der Umwelttechnologie oder den
Lebenswissenschaften (Medizin, Biologie, Chemie).
DieseTechnologie wird zu den Schlüsseltechnologien des 21.
Jahrhunderts gezählt.
Michael Wiesberg
*)
Mehr dazu finden Sie in diesem Heft in der Rubrik "Personalia".
KONTAKT
Friedemann Lichtner,
Forschungsgesellschaft für
Strahlwerkzeuge, Nobelstr. 15,
70569 Stuttgart, Tel. 0711- 6
87 43 11,
Fax 0711- 68 68 72 81,
e-mail: slt@fgsw.de