Die Ursprünge des Programms finden
sich im Jahre 1967, als Prof. Gordon Gilkey, Dekan der
Liberal Arts Fakultät der Oregon State University, in
Süddeutschland einen Ort suchte, an den er Studierende in
ihrem "Junior Year abroad" entsenden konnte. Prof. Fritz
Leonhardt, in dieser Zeit Rektor der Universität Stuttgart,
empfing ihn mit offenen Armen, denn durch eige-ne
studentische USA-Erfahrung war er überzeugt, es sei
vorteilhafter, die Integration amerikanischer Studierender
in eine deutsche Universität zu fördern, anstatt einen
eigenen US-Campus in Deutschland zu gründen.
So entstand 1968 eine Vereinbarung zwischen der
Universität Stuttgart und der Oregon State University in
Corvallis zum Studierendenaustausch. Um die Studenten in
Stuttgart nach amerikanischem Vorbild zu betreuen, wurde an
der Universität Stuttgart ein Oregon Study Center etabliert
mit einem für jeweils zwei Jahre entsandten Professor aus
Oregon, dem "Resident Director", und einem Program Associate
für die Organisation des Programms.
Gebührenfrei in Oregon studieren
Um das Fächerspektrum zu vervollständigen, schlossen sich
nicht nur die Universitäten in Tübingen und Eugene dem
Programm an, sondern im Laufe der Jahre alle Universitäten
Baden-Württembergs und das "Oregon System of Higher
Education". Jährlich halten sich jeweils 40 Studierende für
ein Jahr an der Partnerhochschule auf. Wie in
Reziprokprogrammen üblich, entrichten die amerikanischen
Studierenden ihre Gebühren an der Heimathochschule, so dass
die Deutschen ein Jahr gebührenfrei in Oregon studieren
können. Das Programm wurde unter den baden-württembergischen
Studierenden so populär, dass es seit einigen Jahren sogar
Sonderregelungen für BAföG-Empfänger außerhalb der
Reziprozitätsregeln gibt, um vielen von ihnen die Teilnahme
an diesem Programm zu ermöglichen.
Interkultureller Austausch
Nach 35 Jahren haben sich die ursprünglichen Ziele des
Programms nicht geändert: Weltoffenheit, interkultureller
Austausch, das Lernen von und durch die andere Kultur und
damit die Stärkung der Verständigung zwischen den
verschiedenen Ländern sind heute - besonders in der
derzeitigen politischen Situation - noch genau so aktuell
wie damals. Viele deutsche Studierende, die in Oregon waren,
führen Erfolge im Berufseinstieg und im Beruf sehr stark auf
ihren Auslandsaufenthalt zurück. Die Affinität zur
ausländischen Alma Mater bleibt oft über viele Jahre oder
sogar ein ganzes Leben bestehen. Professor Leonhardt, der
Mitbegründer des Programms, hob in seiner Rede zum
20-jährigen Bestehen des Programms diese Werte des
Auslandsstudiums hervor: "(...) to learn other languages and
to travel to foreign countries widen their horizon. This
gives a stimulus to drop nationalistic prejudices, to
overcome intolerance by ideologies or even by religious
faith." (Prof. Fritz Leonhardt, Festrede 1988 in Stuttgart)
Er betonte weiter den Gewinn für die Wissenschaft und als
Folge die gemeinsame Lösung globaler Probleme durch das
Kennenlernen der jeweils anderen Hochschulsysteme, die
Aneignung von Fachwissen, die Bildung von Kooperationen, das
Entstehen von Freundschaften und letztendlich das
Zurückbringen dieser Gewinne in die Heimatuniversität - "There
are Academies of Science in many nations and they should
join to create a solidarity of all scientists against the
misuse of the result of their work" (Prof. Fritz Leonhardt,
1988). Leider trüben drastische Sparmaßnahmen nicht nur in
Baden-Württemberg, sondern auch an den Hochschulen in Oregon
die erfreuliche Entwicklung dieses fest etablierten
Austauschprogramms. So wurde das Stuttgarter Oregon Study
Center aus der Universität Stuttgart ausgegliedert und in
das Tübinger Kalifornien-Programm integriert.
Die Universitäten sollten darauf achten, dass die
Fortführung ihrer internationalen Programme als wertvoller
Aspekt des Studiums und der Völkerverständigung nicht
gefährdet wird. Nicht nur die Studenten, sondern auch die
Universitäten, die Wirtschaft und nicht zuletzt die
Gesellschaft profitieren davon. Sigrid Eicken
KONTAKT
David Phillips,
Internationale Angelegenheiten,
Geschwister-Scholl-Str. 24, 70174 Stuttgart,
Tel.
0711/121-2278, -2274,
Fax 0771/121-4104
e-mail: incoming@ia.uni-stuttgart.de
1) Über das 30-jährige Jubliäum haben wir im Stuttgarter unikurier Nr. 80, November 1998, berichtet.
2) Bitte beachten Sie dazu den folgenden Artikel.
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