Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Erfolgreiches Austauschprogramm:
35 Jahre Austausch mit Oregon

Zum 35. Male jährte sich 2003 die zwischen der Universität Stuttgart und der Oregon State University, Corvallis, abgeschlossene Vereinbarung zum Studierendenaustausch. Das seit vielen Jahren in ein Landesprogramm zwischen den Universitäten in Baden-Württemberg und Oregon übergegangene Austauschprogramm1) ist landesweit das älteste seiner Art. Ende Mai reiste eine zwölfköpfige baden-württembergische Delegation aus Mitgliedern des Wissenschaftsministeriums und der Universitäten nach Oregon, um gemeinsam mit den Partnern der Portland State University, Oregon State University und University of Oregon (Eugene) zu feiern und die Zukunft des erfolgreichen Programms zu diskutieren. Die zentrale Feier fand am 1. Juni an der Oregon State University statt. Die Chöre der Oregon State University und das Akademischen Orchester der Universität Stuttgart, das in dieser Zeit auf Tournee2) durch Oregon und Kalifornien war, sorgten für den festlichen Rahmen.
kleinbal.gif (902 Byte)


Die Ursprünge des Programms finden sich im Jahre 1967, als Prof. Gordon Gilkey, Dekan der Liberal Arts Fakultät der Oregon State University, in Süddeutschland einen Ort suchte, an den er Studierende in ihrem "Junior Year abroad" entsenden konnte. Prof. Fritz Leonhardt, in dieser Zeit Rektor der Universität Stuttgart, empfing ihn mit offenen Armen, denn durch eige-ne studentische USA-Erfahrung war er überzeugt, es sei vorteilhafter, die Integration amerikanischer Studierender in eine deutsche Universität zu fördern, anstatt einen eigenen US-Campus in Deutschland zu gründen.

So entstand 1968 eine Vereinbarung zwischen der Universität Stuttgart und der Oregon State University in Corvallis zum Studierendenaustausch. Um die Studenten in Stuttgart nach amerikanischem Vorbild zu betreuen, wurde an der Universität Stuttgart ein Oregon Study Center etabliert mit einem für jeweils zwei Jahre entsandten Professor aus Oregon, dem "Resident Director", und einem Program Associate für die Organisation des Programms.

Gebührenfrei in Oregon studieren
Um das Fächerspektrum zu vervollständigen, schlossen sich nicht nur die Universitäten in Tübingen und Eugene dem Programm an, sondern im Laufe der Jahre alle Universitäten Baden-Württembergs und das "Oregon System of Higher Education". Jährlich halten sich jeweils 40 Studierende für ein Jahr an der Partnerhochschule auf. Wie in Reziprokprogrammen üblich, entrichten die amerikanischen Studierenden ihre Gebühren an der Heimathochschule, so dass die Deutschen ein Jahr gebührenfrei in Oregon studieren können. Das Programm wurde unter den baden-württembergischen Studierenden so populär, dass es seit einigen Jahren sogar Sonderregelungen für BAföG-Empfänger außerhalb der Reziprozitätsregeln gibt, um vielen von ihnen die Teilnahme an diesem Programm zu ermöglichen.

Interkultureller Austausch
Nach 35 Jahren haben sich die ursprünglichen Ziele des Programms nicht geändert: Weltoffenheit, interkultureller Austausch, das Lernen von und durch die andere Kultur und damit die Stärkung der Verständigung zwischen den verschiedenen Ländern sind heute - besonders in der derzeitigen politischen Situation - noch genau so aktuell wie damals. Viele deutsche Studierende, die in Oregon waren, führen Erfolge im Berufseinstieg und im Beruf sehr stark auf ihren Auslandsaufenthalt zurück. Die Affinität zur ausländischen Alma Mater bleibt oft über viele Jahre oder sogar ein ganzes Leben bestehen. Professor Leonhardt, der Mitbegründer des Programms, hob in seiner Rede zum 20-jährigen Bestehen des Programms diese Werte des Auslandsstudiums hervor: "(...) to learn other languages and to travel to foreign countries widen their horizon. This gives a stimulus to drop nationalistic prejudices, to overcome intolerance by ideologies or even by religious faith." (Prof. Fritz Leonhardt, Festrede 1988 in Stuttgart)

Er betonte weiter den Gewinn für die Wissenschaft und als Folge die gemeinsame Lösung globaler Probleme durch das Kennenlernen der jeweils anderen Hochschulsysteme, die Aneignung von Fachwissen, die Bildung von Kooperationen, das Entstehen von Freundschaften und letztendlich das Zurückbringen dieser Gewinne in die Heimatuniversität - "There are Academies of Science in many nations and they should join to create a solidarity of all scientists against the misuse of the result of their work" (Prof. Fritz Leonhardt, 1988). Leider trüben drastische Sparmaßnahmen nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch an den Hochschulen in Oregon die erfreuliche Entwicklung dieses fest etablierten Austauschprogramms. So wurde das Stuttgarter Oregon Study Center aus der Universität Stuttgart ausgegliedert und in das Tübinger Kalifornien-Programm integriert.

Die Universitäten sollten darauf achten, dass die Fortführung ihrer internationalen Programme als wertvoller Aspekt des Studiums und der Völkerverständigung nicht gefährdet wird. Nicht nur die Studenten, sondern auch die Universitäten, die Wirtschaft und nicht zuletzt die Gesellschaft profitieren davon. Sigrid Eicken

KONTAKT
David Phillips,
Internationale Angelegenheiten,
Geschwister-Scholl-Str. 24, 70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-2278, -2274,
Fax 0771/121-4104
e-mail: incoming@ia.uni-stuttgart.de

1) Über das 30-jährige Jubliäum haben wir im Stuttgarter unikurier Nr. 80, November 1998, berichtet.

2) Bitte beachten Sie dazu den folgenden Artikel.

 


llast change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen