Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 90 November 2002
Schulterschluss wird enger:
Stuttgart und Hohenheim bündeln Kräfte
 

Wenn zukünftige Absolventen des Bachelor-Studiengangs Informatik ihr 
Diplom in den Händen halten, wird nicht nur das Logo der Uni Stuttgart, sondern auch ein Siegel mit dem Hohenheimer Schloss die Urkunde schmücken: Der im Wintersemester 2001/2002 neu eingerichtete Studiengang wird von beiden Hochschulen gemeinsam durchgeführt. Am 21. Juni 2002 unterzeichneten Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch und der Hohenheimer Präsident Prof. Klaus Macharzina die Vereinbarung im Beisein von Wissenschaftsminister Peter Frankenberg. Im gleichen Zug brachten die Rektoren auch eine Kooperation in der Chemie unter Dach und Fach.

kleinbal.gif (902 Byte)
 

„Die Frage, wie die Universitäten innerhalb einer Hochschulregion künftig zusammenarbeiten, ist angesichts leerer Kassen brisant“, betonte Frankenberg bei der Unterzeichnung im Hohenheimer Schloss. Der Trend zu Steuersenkungen und einer geringeren Staatsquote führe dazu, dass für Forschung und Lehre in den nächsten Jahren eher weniger denn mehr Geld zur Verfügung stehe. Schon unter Frankenbergs Vorgänger Klaus von Trotha hatte die Hochschulstrukturkommission den Unis daher eine engere Zusammenarbeit ins Stammbuch geschrieben, was sich 1998 in einer Rahmenvereinbarung zwischen den Unis Stuttgart, Hohenheim und Tübingen*) niederschlug.
Bis aus der Absichtserklärung jedoch Verträge wurden, waren viele Detailgespräche nötig. Lehrpläne mussten koordiniert, Stellen verteilt, Aufgaben und Verantwortlichkeiten der akademischen Gremien abgestimmt werden.

„Vertrag ist Meilenstein“
Rektor Fritsch zeigte sich sehr zufrieden, dass nun ein Schlussstrich unter die langwierigen Verhandlungen gezogen werden konnte: „Dieser Vertrag ist ein Meilenstein, der uns hilft, Kräfte zu bündeln und Ressourcen effizient einzusetzen.“ Klaus Macharzina bezeichnete die Unterzeichnung der Verträge als „einen großen Tag“. Leicht fiel es der „kleinen Schwester“ jedoch nicht, ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Vor allem den Lehramtsstudiengang Chemie hätte man gerne in Hohenheim gehalten. Umso zufriedener zeigte sich Macharzina, dass für beide Unis befriedigende Lösungen für Forschung, Lehre und Weiterbildung gefunden werden konnten.
Die Vereinbarung auf dem Gebiet Chemie sieht vor, dass beide Unis beim Lehramtsstudiengang Chemie an der Uni Stuttgart zusammenwirken; die professorale Lehre in der Anorganischen und der Organischen Chemie wird von Hohenheim abgedeckt. Dort werden auch die Praktika durchgeführt, wobei die Fakultät Chemie der Uni Stuttgart die Hohenheimer mit geprüften Hilfskräften unterstützt.

Stuttgarter Professoren lehren in Hohenheim
In der Physikalischen Chemie wird die professorale Lehre von der Uni Stuttgart abgedeckt, die Vorlesungen finden aber überwiegend in Hohenheim statt. Praktika sollen bis 2004 in Hohenheim, danach in Stuttgart durchgeführt werden. Beide Fakultäten stimmen ihre Struktur- und Entwicklungsplanung ab und beziehen die andere bei der Berufung zukünftiger Professoren ein.
Im Studiengang Wirtschaftsinformatik geht die Kooperation noch einen Schritt weiter. Der neue Bachelor-Studiengang wird in Trägerschaft beider Unis durchgeführt, weshalb Lehrangebote gemeinsam erbracht werden und auch bei Prüfungen kooperiert wird. Als Besonderheit sieht der Studienplan auch eine umfangreiche praktische Projektarbeit vor.
Im Alltag ist das Studieren an zwei Unis zwar nicht immer ganz ohne Tücken, wie man aus den Erfahrungen in den Kommunikationswissenschaften, wo beide Unis bereits seit längerem kooperieren, weiß. Vor allem die abgelegene Lage des Hohenheimer Campus erforderte viel Geschick bei der Abstimmung der Vorlesungsverzeichnisse, damit kein Student zu Beginn der Folgeveranstaltung noch in der Stadtbahn sitzt. 

Erfahrungen sind ermutigend
Die dortigen Anfangsschwierigkeiten sind jedoch längst gelöst. Und auch die ersten Erfahrungen in der Wirtschaftsinformatik sind durchaus ermutigend, wie der Stuttgarter Informatiker Volker Claus bestätigte. Trotz der Vielzahl an Gremien, die unter einen Hut zu bringen waren, laufe die Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten inzwischen gut. 
Bei den Studierenden findet das neue Angebot, das glänzende Berufsperspektiven verspricht, durchaus Anklang: Bereits zum Start im Herbst 2001 waren 47 der 60 Studienplätze auf Anhieb belegt.

Andrea Mayer-Grenu

*) Siehe dazu Stuttgarter Unikurier 
Nr. 80/November 1998, Seite 8 sowie auch
Unikurier Nr. 88, 2/2001, Seite 10.

 


last change: 25.11.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen