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Stuttgarter unikurier Nr. 87 April 2001
Internationale Euralex-Tagung:
Wörterbücher in Zeiten der Elektronik
 

Wie kann man noch während der Entwicklung eines Wörterbuchs testen, ob die Benutzer gut damit umgehen können, also die gesuchte Information rasch finden? Welche Computerhilfsmittel gibt es, um Wörterbücher durch Abgleich mit großen Mengen Zeitungstext auf effiziente Weise inhaltlich auf dem Laufenden zu halten? Wie beschreibt man die nicht-fachsprachliche Verwendung von Wörtern aus der Computerterminologie? Solche Fragen standen im Vordergrund der neunten Internationalen Euralex-Tagung im Stuttgarter Haus der Wirtschaft von 8. bis 12. August letzten Jahres.

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Knapp 300 Teilnehmer aus ganz Europa, Südafrika, Asien und Amerika waren der Einladung von Euralex, der internationalen Vereinigung für Lexikographie, und des Instituts für maschinelle Sprachverarbeitung der Universität Stuttgart gefolgt. Die Vereinigung mit weltweit mehreren hundert Mitgliedern aus Universitäten, Verlagen und Softwareunternehmen veranstaltet alle zwei Jahre eine internationale Tagung, die größte im Bereich der Forschung über Wörterbücher weltweit, und nach der Tagung der amerikanischen Schwesterorganisation „Dictionary Society of North America“ die älteste zu diesem Thema. Die Themenpalette der insgesamt 80 Vorträge und Präsentationen reichte von der Beschäftigung mit historischen Wörterbüchern über Konzepte für einsprachige und zweisprachige Wörterbücher, Fachwörterbücher (speziell für Technik und Recht), bis hin zu Wörterbüchern im Internet: sollen Wörterbücher umsonst (oder gegen Benutzungsgebühr?) im Internet stehen, wie ist die Qualität dessen, was derzeit dort verfügbar ist, wie läßt sich das elektronische Medium optimal nutzen?

Schwerpunkte der Stuttgarter Tagung, und zugleich neue Themen, die bei früheren Tagungen weniger ausführlich oder gar nicht diskutiert wurden, waren unter anderem: elektronische Wörterbücher für das Fremdsprachenlernen, die Umsetzung bestehender Wörterbücher auf CD-ROM oder Internet, Computerunterstützung für Wörterbuchredakteure, Fachwörterbücher und deren Aufbau und Strukturierung. Gastgeber war der Lehrstuhl für Angewandte Computerlinguistik des Instituts für maschinelle Sprachverarbeitung (Prof. Dr. Christian Rohrer), und dort speziell der Arbeitsbereich Lexika/Textcorpora, an dem seit mehreren Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Zusammenhang mit elektronischen Wörterbüchern betrieben wird. Das Institut hat umfangreiche eigene elektronische Lexika aufgebaut und Software entwickelt, mit der aus großen Mengen von (beispielsweise technischen) Fachtexten oder aus Zeitungstext Beispiele extrahiert und linguistisch klassifiziert werden können. Solches Material dient unmittelbar einer inhaltlichen Verbesserung bestehender Wörterbücher. Kooperationen mit dem Dudenverlag und dem Langenscheidt Verlag zu diesem Bereich laufen seit mehreren Jahren. Das ist auch einer der Gründe, weshalb das Institut den Langenscheidt Verlag und den in Stuttgart ansässigen Ernst-Klett-Verlag (Redaktion Wörterbücher) unter anderem als Sponsoren für die Tagung gewinnen konnte.

KONTAKT
Dr. Ulrich Heid, Institut für maschinelle Sprachverarbeitung/Computerlinguistik, Azenbergstraße 12, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-1373, Fax 0711/121-1366, e-mail: heid@ims.uni-stuttgart.de, Internet: www.ims.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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