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Stuttgarter unikurier Nr. 87 April 2001
Schlittenwettbewerb in Kanada:
Auf Betonkufen ins Ziel
 

Wenn der erste Schnee vom Himmel fällt und die Gedanken einen Schlitten „zimmern“, dann ist der meist aus Holz, ab und an vielleicht auch aus Kunststoff und Metall, aber doch nie aus Beton - oder?

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An den Universitäten Graz, Braunschweig und Stuttgart gibt es einige Studierende, deren Gedanken um Betonschlitten kreisen, und das nicht nur zur Winterzeit. Eigentlich fing alles ganz harmlos an - mit zwei Auslandssemestern an der University of Calgary in Kanada. Die Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen der Uni Stuttgart steht mit dieser Universität schon seit über 20 Jahren im Rahmen eines Austauschprogramms in Verbindung. Doch neben vielen neuen Erfahrungen, Eindrücken und Freunden brachten Austauschstudenten auch eine Idee mit zurück nach Deutschland: Die Teilnahme am weltweit größten Wettbewerb für Bauingenieurstudenten, dem „Great Northern Concrete Toboggan Race (GNCTR). „Wir planten, koordinierten und bauten in bisher nicht dagewesener Weise einen Schlitten mit einer Gleitfläche aus Beton“, berichtete Joachim Dettmar. Was auf den Planungsskizzen und der Computergrafik zunächst wie ein ganz normaler Bob aussah, outete sich erst auf den zweiten Blick - statt Kufen hat er eine durchgängige Betonplatte. Neben der Tatsache, daß Beton nicht gerade die ideale Gleitfläche darstellt und daher viel Tüftelei notwendig war bis zum großen Rennen Anfang Februar 2001 in Kingston, Ontario, hatten sich die Studierenden eine weitere Schwierigkeit aufgeladen: Sie traten als erstes europäisches Team auf, gemeinsam mit Studienkollegen und -kolleginnen aus Braunschweig und Graz, die sie während ihres Auslandsemesters kennengelernt hatten. Mit vielversprechenden Zwischenwerten erhärtete eine „geheime“ Beton-Mischung in Braunschweig. Doch neben der richtigen Gleitfläche, die den Schlitten mit seinen fünf Fahrern möglichst schnell ins Ziel bringen soll, wurden beim Wettbewerb auch das Design sowie die Bremsen gewertet. Viel Arbeit steckte hinter dieser „ungewöhnlichen“ Gemeinschaftsplanung des zehnköpfigen Teams, die ohne das Internet kaum hätte realisiert werden können. Lohn der Mühen: Zwar nicht den Sieg, dafür aber eine ganze Reihe von Preisen brachten die Bauingenieure mit nach Hause. Die Besucher und andere Team-Mitglieder wählten die europäische Crew auf der Technical Exhibition als bestes Team zum Gewinner des „People´s Choice Award“ - und dies mit 90,9 Prozent aller Stimmen. Gewinner waren die Europäer auch beim „Best Costumes Award“; kein Wunder - die Lederhosen und Sepplhüte, die sich die Schwaben, Niedersachsen und Österreicher für das Rennen übergestreift hatten, waren der „Hit der Veranstaltung“ und verkörperten - wie Teamchef Joachim Dettmar berichtete - „überzeugend alle vorherrschenden Klischees“. Rang zwei gab es für das europäische Team beim „Concrete Mix Award“ für die spezielle Betonmischung. Und einen dritten Platz ergatterte die Gruppe beim „Overall Ranking“, bei dem eine Festgesellschaft mit rund 500 Leuten 29 Teams zu bewerten hatte. Bei so viel Anerkennung geriet das Rennen selbst fast in den Hintergrund, bei dem die Studenten zunächst Pech hatten: auf bretthart gefrorener Rennstrecke und durch „eine zu gut funktionierende Bremse“ wurde beim ersten Lauf die Bremsaufhängung zerschlagen. Nach der Reparatur klappte dann beim zweiten Lauf alles reibungslos und das Team sicherte sich damit den dritten Platz im Rennen.

J.Alber/uk

KONTAKT
Team Euroboggan, c/o Joachim Dettmar, Institut für Mechanik (Bauwesen) der Uni Stuttgart, Pfaffenwaldring 7, 70550 Stuttgart, Tel. 0711/685-6382, Fax 0711/685-6347, e-mail: dettmar@euroboggan.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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