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Stuttgarter unikurier Nr. 87 April 2001
Sprachenzentrum:
Neue Struktur - neue Akzente im Kursangebot
 

Das Sprachenzentrum erhielt im Sommersemester 2000 eine neue Struktur als „Zentrum für Sprachausbildung“, abgestimmt auf die aus der Internationalisierung der Universität resultierenden Anforderungen. Lag die Leitung bisher in den Händen eines Direktoriums aus drei Professoren der Fakultät 11, so wurde die Geschäftsführung nun einem hauptamtlichen Leiter übertragen. Ein Nutzerbeirat wird das Programmangebot definieren und abstimmen. Die interne Gliederung in drei Sprachabteilungen wurde beibehalten, jedoch im Hinblick auf die Bedeutung des Englischen modifiziert in Englisch (I), weitere Fremdsprachen (II) und Deutsch als Fremdsprache (III).

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Die neue Struktur soll gewährleisten, daß das Sprachenzentrum auch künftig ein anspruchsvolles, den Bedürfnissen der Uni Stuttgart angepaßtes Programm anzubieten in der Lage ist. Eine günstige Voraussetzung hierfür ist, daß im Nutzerbeirat nun neben Fakultäten auch Angehörige der verschiedenen Gruppen der Hochschule aus verschiedenen Fakultäten vertreten sind. Deren Vorschläge und Wünsche werden als Anregung äußerst wichtig sein und zur Aktualität des Sprachangebots entscheidend beitragen. Freilich wird man dabei auch immer wieder Kompromisse finden müssen zwischen den Wünschen nach möglichst viel Sprachunterricht und den finanziellen Möglichkeiten der Hochschule. Der Nutzerbeirat bietet sich jedoch als ein geeignetes Gremium an, wenn es darum gehen wird, solche Kompromisse auszuhandeln. Die neue Struktur gibt auch Anlaß, inhaltliche Innovationen im Angebot des Sprachenzentrums vorzustellen. Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf das Fremdsprachenlernen an Hochschulen und wie werden diese Herausforderungen vom Sprachenzentrum aufgenommen? Im wesentlichen sind es drei Aspekte, aus denen sich neue Akzente für das Kursprogramm ergeben.

Studienbegleitende Zertifikatsprogramme
Erstens, die Anforderungen an Fremdsprachenkenntnisse sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Englisch ist faktisch zur Zweitsprache geworden, deren fließende Beherrschung selbstverständlich vorausgesetzt wird. Wer sich darüber hinaus profilieren will, sollte neben Englisch noch gute bis sehr gute Kenntnisse in einer oder zwei weiteren Sprachen vorweisen können. In der Praxis heißt das, daß bei einer Bewerbung die Vorlage des einen oder anderen Scheins über die Teilnahme an einem Sprachkurs wie etwa „English: Intermediate“ oder „Spanisch I“ nicht besonders eindrucksvoll ist. Das Sprachenzentrum bietet daher bereits seit über zwei Jahren in einigen Sprachen studienbegleitende Zertifikatsprogramme über mehrere Semester an. Zertifikatskurse gibt es für Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch (Vorbereitung auf die international anerkannten Japanese Proficiency Tests), Niederländisch, Russisch, Spanisch sowie für Deutsch als Fremdsprache. Die Programme variieren erheblich je nach Sprache sowohl im Umfang als auch im Niveau der Anforderungen. Vielfach vermitteln die Curricula neben soliden allgemeinsprachlichen Fertigkeiten auch fachsprachliche, rhetorische und interkulturelle Kenntnisse. Im Englischen wird ein „Certificate of International Communicative Competence“ angeboten, das die Fähigkeit bescheinigt, sich im internationalen Rahmen auf englisch angemessen kommunikativ verhalten zu können. Detaillierte Angaben zu den Zertifikaten - sowie zu den Möglichkeiten, Sprachscheine zu erwerben - finden sich im jeweiligen Semesterprogramm sowie auf der Homepage des Sprachenzentrums. Zweitens haben im Zuge der Internationalisierung neben den Anforderungen auch die Möglichkeiten zum Fremdsprachenlernen enorm zugenommen. Es gibt mehr Angebote, ein Studienjahr oder Praktikum im Ausland zu verbringen. Und auch Möglichkeiten, von zu Hause aus via Satellitenfernsehen und Internet direkten Zugang zu Fremdsprachen zu gewinnen, haben sich enorm verbessert. Das Sprachenzentrum versucht, beiden Entwicklungen gerecht zu werden, indem es sowohl in Kursen als auch in individuellen Beratungen auf Auslands-Studienaufenthalte oder -Praktika vorbereitet. Auch nutzt es in seinen Sprachkursen die neuen technischen Möglichkeiten zur authentischen und aktuellen Begegnung mit der Fremdsprache.

Sprachenlernen über Inhalte
Drittens führte die mit der Internationalisierung gewachsene Nachfrage nach Fremdsprachenunterricht auch zu neuen Erkenntnissen darüber, wie Fremdsprachen am effektivsten gelernt werden. Für den Sprachunterricht an der Universität ist dabei der folgende Punkt von besonderer Bedeutung: Effektives Lernen erfolgt primär über für die Lernenden wichtige Inhalte, nicht über Einsichten in formale grammatikalische Strukturen. Wenn beispielsweise Studierende nach sieben bis neun Jahren gymnasialen Englischunterrichts das Bedürfnis haben, in einem Sprachkurs die englische Grammatik nochmals systematisch zu wiederholen, in der Hoffnung, fließend reden zu lernen, dann ist dies zwar löblich, jedoch nutzlos: Auch die gründlichste Grammatikrepetition wird ihre Sprechfähigkeit nicht verbessern. Für das Kursangebot des Sprachenzentrums ergeben sich daraus folgende Konsequenzen: Im Englischen erweist es sich als sinnvoll, weiterhin mehr Themen- bzw. Zertifikatskurse zu Lasten allgemeinsprachliche Kurse anzubieten. Eine ähnliche Tendenz zu inhaltlich - statt formal - orientierten Kursen gilt auch für Französisch, soweit mehrere Jahre Französischunterricht an den Schulen absolviert wurden. Bei Sprachen, die am Sprachenzentrum neu gelernt werden, wird danach gestrebt, schon bald nach den elementaren Kursstufen zum inhaltlich geprägten Lehrangebot überzugehen. Eine weitere Konsequenz aus neuen Erkenntnissen über den Zweitsprachenerwerb von Erwachsenen ist der Auf- und Ausbau der Selbstlernmöglichkeiten in der Mediothek. Hier können Studierende zu festen Zeiten sich persönlich beraten lassen und mit Hilfe speziell ausgearbeiteter Skripten sowie audiovisueller Medien individuell lernen. Dieses Angebot wird bisher vorwiegend von Lernenden im Bereich Deutsch als Fremdsprache in Anspruch genommen, soll aber zunehmend auch für andere Fremdsprachen ausgebaut werden.

KONTAKT
Dr. Volker Saftien, Universität Stuttgart, Sprachenzentrum, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart; Tel. 0711/121-3129; Fax 0711/121-2816; e-mail: Saftien@sz.uni-stuttgart.de sowie www.uni-stuttgart.de/zs

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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