Campusführer Stuttgart-Vaihingen
Objekt Q1:
Institut für Kraftfahrzeugwesen und Verbrennungsmotoren und die FKFS
Das FKFS
Im Jahr 2005 feierte das FKFS sein 75jähriges du seine Erfolge hinsichtlich der Forschung und Lehre im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik. Den Grundstein dieser Erfolgsgeschichte legte Prof. Dr.-Ing. Wunibald Kamm, damals Ordinarius an der Technischen Hochschule Stuttgart, am 15. Juli 1930 mit der Gründung des privatwirtschaftlich arbeitenden, gemeinnützigen Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart. Das FKFS wurde zum größten Forschungsinstitut auf dem Gebiet des Kraftfahrzeugwesens und übernahm die wissenschaftliche Führung. Während des 2. Weltkrieges wurden die Arbeiten des Instituts mehr und mehr von Rüstungsaufgaben dominiert. Prof. Kamms Nachfolger wurde 1945 Prof.-Dr. Ing. Paul Riekert. Die Kraftfahrzeugaerodynamik, die vor dem Krieg schon eine wichtige Rolle gespielt hatte, rückte wieder in den Fokus, der große FKFS-Windkanal wurde der deutschen Luftfahrttechnik und der europäischen Kraftfahrzeugtechnik zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1971 wurde Prof. Dr.-Ing. habil Ulf Essers zum Vorstand des FKFS. Er plante und realisierte den Umzug des Instituts auf das neue Universitätsgelände Stuttgart-Vaihingen. Seither erfolgen permanent Verbesserungen in der Ausstattung des Instituts, die es auch in Zukunft zu einem der führenden Kraftfahrzeuginstitute in Deutschland machen werden.
Konzept, Planung und Realisierung
Seinen Ursprung hat der Pfaffenwaldring bereits in den 60er Jahren. Zum Einen liegt dies an den Schwierigkeiten, mit denen
die FKFS zu dieser Zeit zu kämpfen hatte (als Beispiel wäre die zu dieser Zeit sehr starke Förderung der staatlichen
Ingenieurschule Esslingen zu nennen), als auch an der universitätsstrukturellen Entscheidung, das bis dato als Gast bei der
FKFS in Untertürkheim untergebrachte Institut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren (IKF) mit dem Institut für
Verbrennungsmotoren und Arbeitsmaschinen (IVA) zusammenzuschließen. Nach dem weitgehenden Rückzug der FKFS aus der
Luftfahrtforschung in den 60er Jahren bot sich eine recht dünne Auftragslage. Dr. Gauger zeichnete zum 40jährigen Bestehen
der FKFS 1970 ein düsteres Bild, war doch der große FKFS-Windkanal 1970 an Daimler-Benz verkauft worden und für die FKFS nur
bis 1974 nutzbar. Durch den Umzug in das neue Institut würden viele wichtige Einrichtungen fehlen, er käme einem Neuanfang
gleich. Als am 1.10.1971 der neue Direktor des IKF, Dr.-Ing. Ulf Essers, sein Amt antrat, nahmen die Planungen in Vaihingen
breiten Raum ein. Um für die Industrie weiterhin ein interessanter Partner zu bleiben, benötigte man unter Anderem wieder
einen 1:1-Windkanal, der Verkaufserlös des alten Windkanals reichte aber bei weitem nicht aus.
1970 beauftragte das Universitätsbauamt das freie Architekturbüro Ulfert Weber & Partner mit der Planung und einer ersten
Kosteneinschätzung. Diese sollen bis 1976 ca. 27 Mio. DM betragen, allerdings zunächst ohne die Realisierung eines neuen
1:1-Windkanals. Ende 1971 legt sich das Universitätsbauamt auf die 6. von 7 Varianten fest, wobei am südwestlichen Ende des
IKUV-Geländes (Institut für Kraftfahrwesen und Verbrennungsmotoren) eine 30x60 qm große Fläche für die Errichtung eines
Windkanals vorgehalten werden sollte. Die Ausarbeitung des endgültigen Entwurfs fällt in die Jahre 1974/75.
IKUV-Gebäude, Gesamtansicht vom Pfaffenwaldring aus kommend . Alle Photographien stammen vom Autor des Beitrags
sofern nicht anders angegeben.
Das Institutsgebäude
Geschichte
Mit dem Bau des IKUV-Gebäudes wurde im Juni 1975 begonnen, der Rohbau wurde 15 Monate später, Anfang September 1976
fertiggestellt. Im Juli 1976 wurden die Luftführungsteile in den KFZ-Prüfstand eingebaut, im Frühherbst 1977 wurden die
Motoren und Transformatoren des Untertürkheimer Kraftwagenprüfstands installiert. Nach dem überraschenden Tod von Prof.
Huber im März 1976 wird die Umwidmung des IVA in ITV (Institut für technische Verbrennung). Das IKF wird infolgedessen in
IVK (Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen) umbenannt. Am 12. Dezember 1977 wird der Institutsneubau an die
Institute ITV und IVK übergeben. Der Umzug dauerte vom 1. Oktober 1977 bis Mitte Juni 1978 an. Der Finanzminister des Landes
Baden-Württemberg, Robert Gleichauf, weihte am 18. Mai 1979 das neue Institutsgebäude ein. Die stetig steigenden
Mitarbeiterzahlen führten dazu, dass Ende Juni 2003 die Aufstockung des Bürokomplexes um einen 3. und 4. Stock abgeschlossen
wurde um diese unterzubringen. In Zahlen ausgedrückt erhöhten sich die Hauptnutzfläche um 840 qm und der umbaute Raum um
8750 kbm.
Haupteingangsbereich an der Nordseite und Westseite des IKUV-Gebäudes, sowie Daten des Gebäudes
Bauliche Besonderheiten
Der erste Bauabschnitt umfasst einen mehrteiligen Hallentrakt, diesem vorgesetzt befindet sich nördlich ein 2-geschossiger
Bürotrakt für die Räume der Institute. Desweiteren einen östlichen Hallenteil der unter Anderem Motorenprüfstände enthält.
Der größere Hallenbereich unterteilt sich in eine Halle für Straßenmessfahrzeuge, einen Fahrzeugprüfstand bis
Omnibusgröße, einen Hydropulsprüfstand sowie eine gemeinsame Werkstatt und einige kleinere Labors.
Der östliche Gebäudeteil ist über eine Erschließungszone mit dem Rest verbunden. In diesem befinden sich weitere
Motorenprüfstände sowie ein Messgang zur Überwachung der Geräuschemissionen sowie Abgase.
Der Bau wurde in Ortbeton erstellt, die Fassade wurde mit farbig beschichteten Aluminiumblechen verkleidet.
Westseite mitsamt Be- und Entlüftungsanlage des Kraftfahrzeugprüfstandes auf dem Dach des
IKUV-Gebäudes
Nutzung / Funktion / Aufgaben
Am Institut für Kraftfahrwesen werden neben der Lehre in der Hauptsache Untersuchungen und Testreihen an kompletten Fahrzeugen
sowie Fahrzeugkomponenten durchgeführt.
Die Besonderheit des IKUV liegt aber vor allem darin, dass sich in ihm eigentlich zwei Institute befinden, davon eines,
die FKFS, eine Stiftung.
Vorrangiges Ziel war es immer, sowohl für die industrielle als auch für die universitäre Forschung attraktive
Möglichkeiten zu bieten.
Aufgrund des hohen Beitrags der FKFS zum Gebäudeneubau erklärte sich das Land Baden-Württemberg dazu bereit, die FKFS bei
einer Belegung von weniger als 20% mietfrei im Pfaffenwaldring 12 aufzunehmen. Ein 1985 geschlossener Kooperationsvertrag
regelte die Abrechnungsmodi zwischen FKFS, IVK und der Universität Stuttgart.
Die Zukunft des Gebäudes
Die Zukunft des Gebäudes ist natürlich stark mit der Zukunft der FKFS und des IVK verbunden. Die Zukunft weist in Richtung erneuerbare Energien, alternative Antriebskonzepte und immer höhere aktive und passive Sicherheit. Die FKFS stellt in diesen Bereichen eine erfolgreiche Kooperation zwischen Industrie und Wissenschaft dar. Eine Verbesserung der vorhandenen Prüfstände sowie Neuanschaffungen finden regelmäßig statt, sodass die FKFS und das IVK auch in Zukunft attraktive Forschungsmöglichkeiten bieten werden.
IKUV-Gebäude und IVK-Windkanalanlage aus der Vogelperspektive im Jahr 1998
(Abb. aus: Potthoff, Jürgen: Endlich im Pfaffenwald 1971-1998. In: 75 Jahre FKFS - Ein Rückblick. Hg. v. FKFS Stuttgart.
Stuttgart 2005, S. 178.)
Quellen
Aktenbestand des Archivs des Uni-Hochbauamtes
Literatur:
Essers, Ulf: Endlich im Pfaffenwald. In: 75 Jahre FKFS - Ein Rückblick. Hg. v.: Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart FKFS. Stuttgart 2005. S. 163 - 202.