Campusführer Stuttgart-Mitte

 

Objekt Z:

Institut für Psychologie und Pädagogik
Ehemaliges Staatliches Tierärztliches Untersuchungsamt

 

 

Das Gebäude

Die drei Gebäudeteile, die die früher alle unter dem Namen Azenbergstr. 14 liefen, sind um einen kleinen Hof in L-Form gruppiert. Das Vordergebäude, das mit seiner Längsseite zur Azenbergstraße liegt, ist die heutige Azenbergstr. 14. Früher befanden sich dort erst das Königliche Medizinalkollegium und deren Verwaltung, dann das Kultusministerium und schließlich das Seminar für Schulpädagogik.
Das Vordergebäude ist durch einen Übergang mit dem früheren Hintergebäude, der heutigen Azenbergstr. 16, verbunden. Bei diesem Gebäude handelt es sich um einen lang gestreckten zweigeschossigen Bau mit Nebengebäude, in dem zu Zeiten des Königlichen Medizinalkollegiums die Laboratorien einquartiert waren und später das Staatliche Tierärztliche Untersuchungsamt, bevor dort 2005 die Uni Stuttgart mit ihren Instituten einzog. Das kleine Nebengebäude, das an die Azenbergstr. 16 anschließt, war ein Wohn- und Stallgebäude. Auch heute wohnen dort noch Mitarbeiter der Universität Stuttgart.

 

Geschichte

Nachdem das Königliche Württembergische Medizinalkollegium seit seiner Gründung 1817 immer mehr Befugnisse zugeteilt bekam und die verschiedenen Laboratorien nur provisorisch bei anderen Einrichtungen untergekommen waren, entschloss man sich, dem Medizinalkollegium einen eigene, in sich geschlossenen Gebäudekomplex zur Verfügung zu stellen.

Die Wahl fiel auf den ehemaligen Nill'schen Tiergarten, auf dem von 1908 bis 1910 die Gebäude der damaligen Azenbergstr. 14 und 14a errichtet wurden. Die Pläne stammten von Baurat Kuhn von der Königlichen Domänendirektion und die Bauleitung trugen die Reg. Baumeister Rimmele und Kuhn.
Bereits am 1. Oktober 1910 konnten die Neubauten durch das Königliche Medizinalkollegium bezogen werden. Im repräsentativen Vordergebäude fand der Verwaltungsapparat des Kollegiums seinen Platz, während das größere Hintergebäude für die Hygienischen Laboratorien bestimmt war.
Am 1. April 1911 wurde der Gebäudekomplex schließlich auch offiziell durch Herr von Beißwänger, Tierärztlicher Leiter und Tierärztlicher Hauptberichterstatter im Ministerium des Inneren, eingeweiht.
Das königliche Medizinalkollegium verfügte über den stattlichen Jahresetat von 12.720 Mark und verfügte jetzt auch über die entsprechenden Räume für gutes wissenschaftliches Arbeiten.
Die Schließung der Tierärztlichen Hochschule Stuttgart führte zu einer erneuten Erweiterung der Aufgaben des Königlichen Medizinalkollegiums.

Am 22.Dezember 1919 kam es zur Auflösung des Königlichen Medizinalkollegiums und damit zu einer Umorganisation der Befugnisse und Ressourcen. Die Veterinärverwaltung und das Gesundheitswesen waren jetzt beim Ministerium des Inneren angesiedelt, während die verbliebenen Institutionen auf dem Azenberg in drei Fachbereiche aufgeteilt worden waren. Es kam zur Bildung dreier, neuer Landesuntersuchungsämter: Das Medizinische Landesuntersuchungsamt (MLUA), das Chemische Landesuntersuchungsamt und das Tierärztliche Landesuntersuchungsamt (TLUA).
1921 kam es zu regen Umzugsaktivitäten, während das Ministerium des Inneren mit dem Referat für Veterinärwesen schon lange auf eigene Räume pochte und diese schließlich in der Dorotheenstr. 6 zugeteilt bekam, zog das Kultusministerium in das Vordergebäude der Azenbergstr. 14 ein.

Während des Zweiten Weltkriegs kam es insbesondere in den Jahren 1942 bis 1944 zu umfangreichen Zerstörungen. Vor allem der Labortrakt wurde durch Fliegerbomben schwer beschädigt. In einer Anekdote heißt es, dass amerikanische Soldaten bis in die 1970er Jahre in den Hof der Azenbergstr. 14 kamen, um die Schäden durch ihre Bomben zu begutachten.
Aus Platzmangel und wegen der nicht optimalen Arbeitsmöglichkeiten wurde das Medizinische Landesuntersuchungsamt in der Zeitspanne von 1944 bis 1951 in Teilen nach Winnenden in das psychiatrische Krankenhaus und nach Stuttgart Berg in eine Baracke, die die spätere virologische Abteilung beherbergte, ausgelagert.
Von 1947 bis 1951 dauerte auch der provisorische Wiederaufbau der Laboratorien und die Wiederherstellung der Arbeitsbedingungen vor dem Krieg. Das Chemische Landesuntersuchungsamt wurde währenddessen in die Chemische Landesuntersuchungsanstalt (CLUA) umbenannt.
1950 kehrte das Medizinische Landesuntersuchungsamt aus seinem Exil zurück und bezog die oberen Stockwerke.

In den folgenden Jahren wurden zahlreiche neue Labors und Stationen zur Bekämpfung von (Tier-) Seuchen aufgebaut und neue Gesundheitsdienste, wie der zur Schafherden- oder Pferdegesundheit, eingerichtet. Dies führte schließlich 1957 zur Umbenennung in Staatliches Tierärztliches Untersuchungsamt Stuttgart (STUA).

In den 1970er Jahren wurde das Hintergebäude der Azenbergstr. 14 in die heutige Azenbergstr. 16 umgewandelt. 1977 bis 1979 wird das Tier- und Betriebsgebäude mit Sektionsräumen neu aufgebaut, damit die neuen, hygienischen Anforderungen eingehalten werden können.
1978 zog auch das Medizinische Landesuntersuchungsamt aus, da die obern Stockwerke nur ein beengtes Arbeiten zuließen.
Mit dem Einzug in die Wiederholdstr. 15 hatte das Amt einen ganzen Gebäudekomplex zur alleinigen Nutzung.

Von 1982 bis 1987 wurde das Gebäude der Azenbergstr. 16 umgebaut und komplett renoviert. Dies erfolgte unter der Leitung des Universitätsbauamts Stuttgart und Hohenheim in Person von Bau Direktor W. Näser.
Die Planung und Bauleitung oblag den Freien Architekten Marohn BDA. Am 15. September konnte die Gesamtrenovierung mit der feierlichen Einweihung abgeschlossen werden.
Aber schon im September 1993 zog die Chemische Abteilung in ein neues Dienstgebäude an der Schaflandstraße in Fellbach.
In diesen Gebäudekomplexen sollten die verschiedenen Untersuchungsämter wieder nebeneinander ihren Platz finden. Doch erst im November 2000 wurde der Erweiterungsbau für das Staatliche Tierärztliche Untersuchungsamt fertig gestellt und konnte durch die Mitarbeiter der ehemaligen Außenstelle am Azenberg bezogen werden.

Daraufhin stand das Gebäude der Azenbergstr. 16 einige Jahre leer, bis erste Überlegungen für eine Nachnutzung durch die Universität Stuttgart angestellt wurden. Von Mai bis November 2005 wurden die Räume saniert und auf den neusten Stand der Technik gebracht, bis die Institute einziehen konnten.

So werden heute die ebenerdigen und oberen Stockwerke vom Institut für Psychologie und Pädagogik genutzt, während das Untergeschoss dem Institut für Geophysik zur Verfügung gestellt wurde.

 

Quellen

Literatur

Sonstige Quellen