e-Genius: 341 km, 2 Stunden, 4 Liter

22. Juni 2011, Nr. 57

Wegweisende Flugleistung für Elektroflieger

Das am Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart unter Leitung von Prof. Rudolf Voit-Nitschmann entwickelte und gebaute Elektroflugzeug e-Genius flog vor einigen Tagen bei ruhigem Wetter im Allgäu eine Strecke von 341 Kilometern innerhalb von zwei Stunden Flugzeit und verbrauchte dabei nicht mehr Energie als ein Äquivalent von vier Litern Benzin.

Die Geschichte des bemannten elektrischen Fluges reicht bis in das Jahr 1973 zurück, als Heino Briditschka am 21. Oktober 1973 zum ersten Mal mit seiner umgebauten MB-E1 abhob. Seit dem sind viele weitere Elektroflugzeuge hinzugekommen, bis heute jedoch keines, dass es mit konventionellen Flugzeugen aufnehmen konnte. Erst dem e-Genius gelang es, in diese Bereiche vorzudringen und dabei sparsamer als alles bisher Dagewesene zu sein.

Als am Mittwoch Pilot und Bauleiter Karl Käser sowie Systemingenieur Steffen Geinitz zu einem weiteren Testflug über das Allgäu abhoben, wurde der Geschichte des Elektrofluges ein weiteres Kapitel hinzugefügt.

 

Mit dem Start vom Werksgelände der Grob Aircraft AG, die dem Team einen Hangar und Unterstützung zur Verfügung stellte, begann um 11:58 Uhr der Rekordflug. Pilot Karl Käser steuerte vom Start weg auf etwa 4.000 Fuß und drehte zwischen Bad Wörishofen und Tannhausen seine Runden, bis um 14:03 Uhr die Landung erfolgte. Bei der Landung um 14:03 Uhr hatte e-Genius bei tadellosem Betrieb von Flugzeug und elektrischen Antriebssystem 341 Kilometer zurückgelegt. Über die Flugzeit und die Distanz wurden gerade einmal 46 Kilowattstunden an Energie benötigt, was in etwa einem Energieäquivalent von 4 Litern Benzin entspricht. Umgerechnet auf die beiden Piloten entspricht dies einem Verbrauch von 0,6 Liter Benzin pro Passagier und 100 Kilometern.

Das eigens für den E-Genius entwickelte Antriebssystem verfügt über eine Leistung von 60kW und eine Gesamtkapazität der Akkus von 56kWh. Das Gesamtgewicht des Antriebsstranges inklusive Motor, Umrichter und kompletten Batteriesystem mit Überwachung und Sicherheitseinrichtung beläuft sich dabei gerade einmal auf 336 Kilogramm. 

Durch die finanzielle Unterstützung von Arthur Fischer, Ehrensenator der Universität Stuttgart, begann 2007 die technische Entwicklung an dem Flugzeug unter Leitung von Prof. Voit-Nitschmann. Mit Unterstützung des Flughafens Stuttgart und der Universität wurden die Arbeiten vorangetrieben. Dank des Sponsorings von Airbus Deutschland im Herbst letzten Jahres konnte sich das Team an den Bau von e-Genius machen. In acht Monaten entstand ein zweisitziges Flugzeug inklusive dem kompletten Antriebssystem, das am 25. Mai zu seinem Erstflug startete. Diese kurze Realisierungszeit ist vor allem dem Einsatz des Teams und der beteiligten Studenten zuzuschreiben, die zahllose Nachtschichten und Wochenenden geopfert haben.

Unterstützung erhielt das Team unter anderem von der Steinbeis Flugzeug- und Leichtbau GmbH, Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH, LTB Sammet GmbH, DG Flugzeugbau GmbH, Pipistrel d.o.o. und der Grob Aircraft AG, sowie zahlreichen weiteren Sponsoren und Projektpartnern.

Jedoch gibt es noch viel zu tun, um das Flugzeug zu optimieren. Hierfür sucht das Team weitere Sponsoren, damit weitere Rekorde geflogen und weitere Kapitel der Geschichte des Elektrofluges hinzugefügt werden können.

  

Weitere Informationen:

Institut für Flugzeugbau, e-Genius, Pfaffenwaldring 31,70569 Stuttgart, e-mail: e-Genius@ifb.uni-stuttgart.de

Prof. Rudolf Voit-Nitschmann, Projektmanagement, Tel.: 0711/685-62770, Steffen Geinitz, Projektleitung Antriebssystem, Tel. 0711 685-60437, Len Schumann, Projektleitung Flugzeugstruktur, Tel.: 0711 685-62407.


 

Zum Seitenanfang