Anhaltende Staus und Schadstoff-Emissionen beeinträchtigen das Leben in Städten und Ballungsräumen. Zugleich erzeugen Treibhausgas-Emissionen enormen Handlungsdruck in der Politik. Welche Optionen haben Städte hinsichtlich solcher Herausforderungen? Dem wollen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Stuttgart und weiterer Einrichtungen auf den Grund gehen. Über fünf Jahre erhalten die Forschenden insgesamt 2,1 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Die Nachwuchsgruppe "DynaMo – Mobilitäts-Energie-Dynamiken in urbanen Räumen" sucht nach Wegen,
um städtische Mobilitätssysteme wirtschaftlich sinnvoll, sozial verträglich und ökologisch
tragfähig zu gestalten. Das Forscherteam untersucht, wie die Gesellschaft auf nachhaltige
Mobilitätsinnovationen in städtischen Räumen reagiert.
Wie müssen zum Beispiel neue Formen der Mobilität technisch und wirtschaftlich gestaltet
werden, damit sie auf Zuspruch bei den Bürgerinnen und Bürgern stoßen? Die Zusammenarbeit
unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen untereinander sowie mit Akteuren aus der Praxis
steht bei der Beantwortung solcher Fragen im Vordergrund.
Verzicht auf das eigene Auto?
"Elektro-Busse oder E-Autos zum Beispiel sind im Allgemeinen wenig umstritten. Wir aber wollen wissen, wie man mit konfliktträchtigeren Mobilitätsinnovationen punkten kann", erläutert Politikwissenschaftlerin Dr. Antonia Graf (Universität Münster). Sie und ihr Kollege, der Soziologe Dr. Marco Sonnberger (Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart), denken dabei etwa an datenschutzrechtliche Fragen zunehmender Digitalisierung oder den Verzicht auf das eigene Auto. "Inwiefern können und wollen Bürger einen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität leisten? So etwas wird plötzlich sehr relevant, wenn es direkt das eigene Leben berührt", betont Marco Sonnberger. Weitere Fragen sind, wie neue Mobilitätsformen zu lohnende Geschäftsmodellen werden und ob sie einen Wandel des allgemeinen Lebensstils herbeiführen könnten.
Handlungsempfehlungen für Gestaltung städtischer Mobilität
In der Nachwuchsgruppe unter Leitung der beiden Wissenschaftler arbeiten Soziologen, Politik-
und Medienwissenschaftler sowie Stadtplaner eng zusammen. Neben der Erarbeitung wissenschaftlicher
Erkennt-nisse soll es auch darum gehen, gemeinsam mit Vertretern aus der Praxis
Handlungsempfehlungen für eine nachhaltigere Gestaltung städtischer Mobilität zu entwickeln. An dem
Vorhaben sind neben der Universität Stuttgart (Institut für
Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement und Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und
Innovationsforschung) die Universität Münster sowie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft
und Organisation beteiligt. Das Projekt erhält Fördermittel aus dem Programm "Sozial-ökologische
Forschung" des BMBF.
Weitere Informationen:
Dr. Marco Sonnberger, Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart, T 0711 685-84297, marco.sonnberger@zirius.uni-stuttgart.de.