Weltweit einmalige Visualisierungsumgebung

26. Mai 2011, Nr. 43

Spatenstich für Erweiterungsbau des Höchstleistungsrechenzentrums

Fast genau sechs Jahre nach seiner Einweihung erhält das Gebäude des Höchstleistungsrechenzentrums (HLRS) der Universität Stuttgart einen Bruder: In unmittelbarem Anschluss an den Bestandsbau an der Nobelstraße 19 entsteht ein Forschungsneubau, durch den das größte Höchstleistungsrechenzentrum Deutschlands künftig an einem Ort zusammengefasst werden kann. Dank der Baumaßnahme mit einem Volumen von 5,46 Millionen Euro können die bisher verstreuten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HLRS Forschung und Betrieb auf dem Gebiet des Höchstleistungsrechnens noch intensiver miteinander verknüpfen. Gleichzeitig entsteht eine weltweit einmalige Visualisierungsumgebung, die es den Forschern ermöglicht, direkt mit dem Höchstleistungsrechner zu interagieren. Die so geschaffene virtuelle Werkbank für Forschung, Entwicklung und Design wird darüber hinaus den Kooperationspartnern aus der Industrie eine große Hilfe sein.

„Mit der Erweiterung des Höchstleistungsrechenzentrums, der ab dem Jahr 2013 die nächste Phase des Rechnerausbaus folgen wird, kann die Universität Stuttgart die enormen Rechenkapazitäten bereitstellen, die aufgrund der Fortschritte bei den numerischen Methoden im Bereich der Simulationstechnologien erforderlich werden. Davon profitiert in der Grundlagenforschung insbesondere unser Exzellenzcluster Simulation Technology (SimTech). Aber auch in der angewandten Forschung und im Forschungstransfer eröffnen sich neue Möglichkeiten, zum Beispiel im Automobilbereich aufgrund der größeren Nähe zum Automotive Simulation Centre Stuttgart“, sagt Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel anlässlich des Spatenstichs am 26. Mai 2011. Projekte des HLRS auf dem Gebiet der nachhaltigen Mobilität mit Themenschwerpunkten von E-Mobility bis Crashsimulation, aber auch bei der Erforschung neuer Materialien werden einen neuen Schub erhalten. Der Direktor des HLRS, Prof. Michael Resch, sagt dazu: „Erstmals haben wir dann alle Forscher, Entwickler und Werkzeuge an einem Ort um konzentriert an den Herausforderungen Umwelt, Gesundheit und Energie zu arbeiten.“


Der zweigeschossige, vom Universitätsbauamt entworfene Baukörper des neuen Forschungsbaus umfasst eine Nutzfläche von insgesamt 1.380 Quadratmetern Quadratmetern und bindet direkt an der Ostseite des Bestandsgebäudes an. Entlang der Nobelstrasse wird die Fassade ohne Versatz fortgeführt, im Süden springt der neue Baukörper um eine Achse aus dem Raster. Dadurch entstehen zwei Kuben mit einer annähernd gleichen Grundfläche. Einschnitte in den kompakten Baukörper ergeben sich über die unterschiedlich ausgestalteten Innenhöfe. Lichtdurchflutete Erschließungszonen reduzieren die Kunstlichtzonen der Bürobereiche. Betreten wird der Neubau über den bestehenden Haupteingang des Rechenzentrums und eine anschließende Halle. Diese verbindet Altbau, Neubau und den Großrechner miteinander und ist vielgenutzte Fläche für Ausstellungen und Meetings.


Der Neubau ist wie sein Bruder ab dem Erdgeschoss ein Stahlskelettbau, wobei die Tragkonstruktion auf das Minimum reduziert ist. Mit Hilfe von Stahlrahmen hängen die betonierten Deckenscheiben zwischen den filigranen Vollstahlstützen. Ohne zusätzliche Unterkonstruktion ist die umlaufende Glasfassade direkt auf den Stahlstützen befestigt. Das Besondere an dieser Konstruktion ist zugleich die größte Herausforderung an einen präzisen Rohbau. Über die filigrane Konstruktion und die spiegelnden Deckenoberfläche scheinen die Decken fast zu schweben und vermitteln eine hohe Transparenz. Neben einer begrünten Dachfläche wird südlich der neuen Büroräume ein buntes Wildblumenfeld entstehen.

Cave mit sechs Projektionsflächen als Herzstück
Herzstück des neuen Forschungsbaus ist die über drei Geschosse verbundene Cave. Die Cave ist ein Würfel, dessen sechs Seiten aus Glas und Acrylglas bestehen, wobei die sechste Seite mobil ist und zum Betreten geöffnet werden kann. Über die simultane Projektion auf den Würfelflächen entsteht im Inneren ein umfassendes Raumerlebnis. Durch den Einsatz dieser sechseitigen Cave können simulierte Szenarien noch realistischer dargestellt werden als bisher. Vor allem im Bereich der technischen Simulation ist das von besonderer Bedeutung. Benutzer erhalten so eine bessere Darstellung ihrer Arbeiten. Sie können ihre Modelle durchwandern oder von allen Seiten interaktiv betrachten.

Das HLRS wird im Sommer 2011 auch den deutschen Bundeshöchstleistungsrechner in Betrieb nehmen. Das System von Cray mit einer Spitzenleistung von einem Petaflop pro Sekunde wird die Universität Stuttgart erneut weltweit in die erste Reihe stellen. Wenn 2012 das Gebäude in Betrieb geht, wird gleichzeitig die nächste Phase des Rechnerausbaus auf dann fünf Petaflops starten und die Infrastruktur erneuert.

Weitere Informationen bei Prof. Michael Resch, Höchstleistungsrechenzentrum Universität Stuttgart, Tel. 0711/685-87269, e-mail resch@hlrs.de

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