Die „kreative Stadt“ wird viel beachtet, doch was genau damit gemeint ist, bleibt meist unklar. Je nach Blickwinkel wird der Begriff soziologisch, städtebaulich oder wirtschaftlich verwendet. International tätige Architekturbüros und Werbeagenturen segeln ebenso unter der Flagge der Kreativwirtschaft wie kleine Kunstgalerien, Software-Schmieden oder Künstlergruppen. Eine Standortbestimmung unternimmt das Städtebau-Institut der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart im Rahmen des Symposiums „Die kreative Stadt – eine Bilanz“ am Freitag, den 27. Januar 2012. Profilierte Referenten aus Wissenschaft und Praxis werden das wachsende Interesse an der Entwicklung der Kreativwirtschaft reflektieren. Im Vordergrund steht die Frage, ob und wie ihr Potenzial für die erfolgreiche Weiterentwicklung der europäischen Stadt genutzt werden kann.
Zeit: 27. Januar 2012, 14.00 bis 19.30 Uhr
Ort: Uni-Campus Stadtmitte, Kollegiengebäude II, Keplerstraße 17, Tiefenhörsaal 17.02.
Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen.
Die Kreativwirtschaft ist eine Branche mit hohem Zukunftspotential und erzielt jährlich
bundesweit eine Bruttowertschöpfung von rund 60 Milliarden Euro. Mit rund 4.400 Unternehmen und
über 25.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellt sie auch in der Landeshauptstadt
Stuttgart eine bedeutsame Wirtschaftsbranche dar: Jedes zehnte Stuttgarter Unternehmen gehört der
Kreativwirtschaft an und jedes achte Unternehmen der baden-württembergischen Kreativwirtschaft hat
seinen Sitz in Stuttgart. Die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart engagiert sich
deshalb seit vielen Jahren für die Stuttgarter Kreativszene. „Geeignete Räume und
Experimentierfelder sind eine grundlegende Bedingung für kreatives Schaffen“, betont Ines Aufrecht,
Leiterin der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart. „Daher nehme ich mich des Themas ‚
Kreative Stadt’ besonders an.“
Blickt man über Stuttgart hinaus, so wird ersichtlich, dass Kreativität und Wissen allerorts
in den letzten Jahren – bedingt durch den wirtschaftlichen Strukturwandel – an Bedeutung gewonnen
haben. Gründerzeitgebiete, verlassene Industriestandorte und ehemalige Güterbahnhofsgelände haben
sich in Szeneviertel verwandelt, die Künstlern, Designer und innovativen Produzenten Raum für
Experimente bieten. „Die besondere Atmosphäre dieser Areale und ihre Nähe zu einem städtischen
Umfeld bietet jungen Leuten aus kreativen Branchen über kurz oder lang auch eine wirtschaftliche
Perspektive“, so der Leiter des Städtebau Instituts, Prof. Franz Pesch. Was spontan und informell
begonnen hat, rückt aufgrund der inzwischen statistisch zählbaren Erfolge zunehmend ins Licht der
Öffentlichkeit. Zahlreiche Fallbeispiele zeigen, dass kreative Milieus zum Motor der
Stadtentwicklung werden können. So sind sie zu einem beachteten Wirtschaftsfaktor geworden –
zumindest in den Groß- und Mittelstädten.
Kreative Beispiele aus der Praxis
Im Rahmen des Symposiums werden zunächst der Wirtschaftswissenschaftler Alain Thierstein und
der Landschaftsarchitekt Klaus Overmeyer das Potential der Kreativen für die Stadtentwicklung
analysieren. Es folgen vier Projektberichte aus der Praxis: die Architektin Wallie Heinisch
reflektiert ihre Erfahrungen mit kreativen Milieus in Stuttgart, der Projektentwickler Bertram
Schultze erläutert die Umwandlung des AEG Areals in Nürnberg und der Baumwollspinnerei in Leipzig
in attraktive Kreativstandorte. Die Leiterin des Münchener Stadtplanungsamts stellt aktuelle
Entwicklungen wie das Kreativquartier an der Dachauer Straße vor und der Künstler Thomas Hartmann
berichtet vom Projekt ‚Güterbahnhof Bremen’. Die Projektvorstellungen sind Grundlage für ein
anschließendes vom Stuttgarter Stadtplaner Franz Pesch moderiertes Gespräch mit Referenten und der
Leiterin der Stuttgarter Wirtschaftsförderung, Ines Aufrecht. „Wir wollen herausfinden, wie die
Kreativwirtschaft die Stadtentwicklung beeinflusst“, fasst Pesch die Erwartungen an die Diskussion
zusammen.
Für den abschließenden Vortrag ist es gelungen den bekannten Sozialpsychologen Harald Welzer
zu gewinnen, der sich in seinem Beitrag mit der Zukunftsfähigkeit der Stadtgesellschaft beschäftigt
und aufzeigen will, welche Impulse von den Kreativen ausgehen.
Weitere Informationen am Städtebau-Institut, Prof. Franz Pesch,
Tel: 0711/685-83350, e-mail
franz.pesch@si.uni-stuttgart.de
sowie
hier.