Kreativwirtschaft und Stadtentwicklung

16. Januar 2012, Nr. 3

Symposium des Städtebau-Instituts und der Landeshauptstadt Stuttgart

Die „kreative Stadt“ wird viel beachtet, doch was genau damit gemeint ist, bleibt meist unklar. Je nach Blickwinkel wird der Begriff soziologisch, städtebaulich oder wirtschaftlich verwendet. International tätige Architekturbüros und Werbeagenturen segeln ebenso unter der Flagge der Kreativwirtschaft wie kleine Kunstgalerien, Software-Schmieden oder Künstlergruppen. Eine Standortbestimmung unternimmt das Städtebau-Institut der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart im Rahmen des Symposiums „Die kreative Stadt – eine Bilanz“ am Freitag, den 27. Januar 2012. Profilierte Referenten aus Wissenschaft und Praxis werden das wachsende Interesse an der Entwicklung der Kreativwirtschaft reflektieren. Im Vordergrund steht die Frage, ob und wie ihr Potenzial für die erfolgreiche Weiterentwicklung der europäischen Stadt genutzt werden kann.

Zeit: 27. Januar 2012, 14.00 bis 19.30 Uhr
Ort: Uni-Campus Stadtmitte, Kollegiengebäude II, Keplerstraße 17, Tiefenhörsaal 17.02.
Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen.
 

Die Kreativwirtschaft ist eine Branche mit hohem Zukunftspotential und erzielt jährlich bundesweit eine Bruttowertschöpfung von rund 60 Milliarden Euro. Mit rund 4.400 Unternehmen und über 25.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellt sie auch in der Landeshauptstadt Stuttgart eine bedeutsame Wirtschaftsbranche dar: Jedes zehnte Stuttgarter Unternehmen gehört der Kreativwirtschaft an und jedes achte Unternehmen der baden-württembergischen Kreativwirtschaft hat seinen Sitz in Stuttgart. Die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart engagiert sich deshalb seit vielen Jahren für die Stuttgarter Kreativszene. „Geeignete Räume und Experimentierfelder sind eine grundlegende Bedingung für kreatives Schaffen“, betont Ines Aufrecht, Leiterin der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart. „Daher nehme ich mich des Themas ‚ Kreative Stadt’ besonders an.“
Blickt man über Stuttgart hinaus, so wird ersichtlich, dass Kreativität und Wissen allerorts in den letzten Jahren – bedingt durch den wirtschaftlichen Strukturwandel – an Bedeutung gewonnen haben. Gründerzeitgebiete, verlassene Industriestandorte und ehemalige Güterbahnhofsgelände haben sich in Szeneviertel verwandelt, die Künstlern, Designer und innovativen Produzenten Raum für Experimente bieten. „Die besondere Atmosphäre dieser Areale und ihre Nähe zu einem städtischen Umfeld bietet jungen Leuten aus kreativen Branchen über kurz oder lang auch eine wirtschaftliche Perspektive“, so der Leiter des Städtebau Instituts, Prof. Franz Pesch. Was spontan und informell begonnen hat, rückt aufgrund der inzwischen statistisch zählbaren Erfolge zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit. Zahlreiche Fallbeispiele zeigen, dass kreative Milieus zum Motor der Stadtentwicklung werden können. So sind sie zu einem beachteten Wirtschaftsfaktor geworden – zumindest in den Groß- und Mittelstädten.

Kreative Beispiele aus der Praxis
Im Rahmen des Symposiums werden zunächst der Wirtschaftswissenschaftler Alain Thierstein und der Landschaftsarchitekt Klaus Overmeyer das Potential der Kreativen für die Stadtentwicklung analysieren. Es folgen vier Projektberichte aus der Praxis: die Architektin Wallie Heinisch reflektiert ihre Erfahrungen mit kreativen Milieus in Stuttgart, der Projektentwickler Bertram Schultze erläutert die Umwandlung des AEG Areals in Nürnberg und der Baumwollspinnerei in Leipzig in attraktive Kreativstandorte. Die Leiterin des Münchener Stadtplanungsamts stellt aktuelle Entwicklungen wie das Kreativquartier an der Dachauer Straße vor und der Künstler Thomas Hartmann berichtet vom Projekt ‚Güterbahnhof Bremen’. Die Projektvorstellungen sind Grundlage für ein anschließendes vom Stuttgarter Stadtplaner Franz Pesch moderiertes Gespräch mit Referenten und der Leiterin der Stuttgarter Wirtschaftsförderung, Ines Aufrecht. „Wir wollen herausfinden, wie die Kreativwirtschaft die Stadtentwicklung beeinflusst“, fasst Pesch die Erwartungen an die Diskussion zusammen.
Für den abschließenden Vortrag ist es gelungen den bekannten Sozialpsychologen Harald Welzer zu gewinnen, der sich in seinem Beitrag mit der Zukunftsfähigkeit der Stadtgesellschaft beschäftigt und aufzeigen will, welche Impulse von den Kreativen ausgehen.


Weitere Informationen am Städtebau-Institut, Prof. Franz Pesch,
Tel: 0711/685-83350, e-mail franz.pesch@si.uni-stuttgart.de

sowie hier.

 
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