Know-how aus Stuttgart für weltweit größtes Membrandach

26. Januar 2010, Nr. 10

Eingangsachse für die Expo in Shanghai

Rund 70 Millionen Besucher aus aller Welt werden zur Expo in Shanghai erwartet, die im Mai 2010 ihre Pforten öffnet. Unter dem Motto „Better City Better Life“ wird das Leben in den Städten des 21. Jahrhunderts im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen. Den zentralen Eingang bildet die Expo Axis, das neben dem Pavillon des Gastgeberlandes China bedeutendste und größte Bauwerk auf dem Gelände. Von der Eingangsachse, die auf 350.000 Quadratmetern Nutzfläche zahlreiche Services für die Ausstellung bietet, werden die Besucher zu den Länder- und Themenpavillons weiter geleitet. Beschirmt werden sie dabei von einer der weltweit größten Membranüberdachungen, die mit 65.000 Quadratmetern und einer freien Spannweite von fast 100 Metern die Grenzen des technisch Machbaren auslotet. Der Entwurf und die Planung für diese Konstruktion stammen aus Stuttgart.

Das Dach wird von Masten und sechs Stahl-Glas Trichtern mit einer Höhe von 35 Metern und einer freien Auskragung von 70 Metern gehalten. Diese so genannten Sun Valleys lenken das Tageslicht in die Untergeschosse. Das Dachtragwerk knüpft an die weltweit beachtete Tradition des Stuttgarter Leichtbaus an, die vor allem auf Frei Otto und Jörg Schlaich, beide ehemalige Professoren an der Universität Stuttgart, zurück geht. Der Entwurf für die Gesamtanlage stammt von Li Hong und Bianca Nitsch. Beide haben im Jahr 2002 an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart diplomiert und leiten heute gemeinsam das Architekturbüro SBA in Stuttgart und Shanghai. Die Konstruktion des Dachtragwerkes wurde von Knippers Helbig Beratende Ingenieure entwickelt. Prof. Jan Knippers leitet das Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung und beschäftigt sich dort in Lehre und Forschung mit weit spannenden und effizienten Tragkonstruktionen.

Damit sind Fachleute aus Stuttgart mit einem weiteren Projekt bei der Expo in Shanghai vertreten. Auch den Antrieb und das Bewegungskonzept für ein riesiges, interaktives Pendel, das das Kernstück der Energiezentrale des deutschen Ausstellungspavillons bildet, haben Stuttgarter Wissenschaftler gemeinsam mit der Agentur Milla und Partner entwickelt. Die schwebende Kugel mit dem Gewicht eines Kleinwagens gerät auf Zurufe aus dem Publikum in Schwung und zeigt  Bilder und Filme zum Expo-Leitthema „Better City, better Life“. Mehr dazu unter
http://www.uni-stuttgart.de/uni-kurier/uk104/PDF/05_internationales.pdf

Dies ist nicht das erste Mal, dass die Uni Stuttgart an einer Expo beteiligt ist. Für die Internationale Weltausstellung in Montreal im Jahr 1967 hatte der Architekt Frei Otto in Zusammenarbeit mit Rolf Gutbrod den Deutschen Pavillon in Form einer Zeltstruktur entwickelt, wie sie in dieser Form noch niemals gebaut worden war. Der deutsche Pavillon galt als einer der schönsten und wirtschaftlichsten der Weltausstellung und erhielt den internationalen Architekturpreis „Prix Perret“. Ein Prototyp auf dem Uni-Campus in Vaihingen dient noch heute als Domizil für das Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren. Und an der Expo 2000 in Hannover beteiligte sich die Uni Stuttgart mit Exponaten zur unterirdischen Wasseraufbereitung, zum Lebenszyklus von Produkten und zur Telemedizin.

Kontakt und weitere Informationen:
Prof. Jan Knippers, Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart, Tel. 0711/685-82754, e-mail: info@itke.uni-stuttgart.de
http://www.itke.uni-stuttgart.de/

Die Bilder geben einen Eindruck vom weltweit größten Membrandach für die Eingangsachse der Expo in Shanghai. (Fotos: Thomas Ott/Darmstadt)
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