Forscher entwickeln Schutz für Felsrelief

20. Januar 2011, Nr. 04

Wallfahrtskapelle in Schwäbisch Gmünd von Verwitterung bedroht

Die Kirche St. Salvator in Schwäbisch Gmünd wurde 1617 bis 1621 durch Kaspar Vogt als natürliche Felsenkirche oberhalb von Schwäbisch Gmünd in eine obere und untere Kapelle ausgebaut. Die Wallfahrtskirche besitzt eine in Deutschland einzigartige Darstellung: Ein Relief aus dem Leben Christi (Ölbergdarstellung, entstanden 1620), das direkt aus dem Felshang herausgearbeitet wurde. Doch die Wandoberflächen der Felsenkapelle sind von Verwitterungsvorgängen bedroht. Um die wertvolle Darstellung zu erhalten, entwickeln Wissenschaftler Materialprüfungsanstalt (MPA) der Universität Stuttgart Methoden für die Konservierung der Kapellen. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Denkmalpflege gefördert, beteiligt sind weitere Unternehmen, die zuständige Denkmalbehörde und die Katholischen Kirchengemeinde Heilig-Kreuz Schwäbisch Gmünd als Eigentümerin. Eine offizielle Auftaktveranstaltung mit der Präsentation des Projekts und der Besichtigung der Felsenkapelle sowie Grußworten von Vertretern der Stadt Schwäbisch Gmünd, des Landesamts für Denkmalpflege und der Kirchengemeinde findet am Mittwoch, den 26. Januar statt.

Auftaktveranstaltung
Termin: 26. Januar 2011, ab 14:30 Uhr
Ort: Der Franziskaner, Franziskanergasse 3, Schwäbisch Gmünd
Medienvertreter sind herzlich eingeladen.
 
Die Felsen der Kirche bestehen aus Stubensandstein des mittleren Keupers. Vor allem Feuchtigkeit, Salze und mikrobieller Befall setzen deren Oberflächen zu. Sie beginnen zu bröckeln, zudem bilden sich in Teilbereichen schwarze Krusten. Aufgrund der natürlichen, hohen Bergfeuchte, die zudem jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, gibt es bis heute keine geeigneten Gesteinsfestigungsmittel beziehungsweise Konservierungsverfahren, die gefahrlos eingesetzt werden können. Ein Austrocknen des Reliefs birgt das Risiko, dass es, aufgrund des fragilen Zustands, zu verstärkten und schnellen Materialverlusten kommt. Die Wissenschaftler der Uni Stuttgart werden gemeinsam mit den Projektpartnern die Schadenspotentiale aus klimatischen, hydrogeologischen, mikrobiellen und nutzungsbedingten Belastungen des Objekts erfassen. Anschließend entwickeln sie ein Feuchte tolerantes Festigungsmittel für die Steinoberflächen, das zunächst auf einige Musterfelder aufgebracht wird und für eine Vorfestigung sorgt. Die anschließende gesamte Konservierung des Objekts beinhaltet verschiedene Schritte, bei der unter anderem die Oberflächen gereinigt und von Salzen und mikrobiellen Befall befreit werden und schließlich ein Mittel für die Endfestigung aufgebracht wird.
 
Ziel des Forschungsprojekts ist über die Konservierung der beiden Felsenkapellen hinaus, dass die gewonnen Ergebnisse als Muster für die Konservierung ähnlicher Objekte aus dauerfeuchten Naturstein genutzt werden können. Zudem erarbeiten die Stuttgarter Wissenschaftler ein Überwachungs- und Maßnahmenkonzept, um die Wallfahrtskapelle auch in Zukunft zu erhalten. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Einbindung des Eigentümers, der Nutzer, der Denkmalpflege und der Öffentlichkeit gelegt. Eine Homepage informiert über das Projekt, zudem sind Workshops geplant.
 
Weitere Informationen zum Projekt unter www.shm.uni-stuttgart.de sowie bei
Dr. Jürgen Frick, Materialprüfungsanstalt (MPA) Universität Stuttgart,
Tel. 0711/685-63381, e-mail: Juergen.Frick@mpa.uni-stuttgart.de.
 
Das einzigartige Felsrelief aus dem Jahr 1620 in der Wallfahrtskirche St. Salvator in Schwäbisch Gmünd ist von Verwitterungsprozessen bedroht. Wissenschaftler der Universität Stuttgart entwickeln Methoden zur Konservierung, um die wertvollen Darstellungen zu erhalten. Foto: Karl Fiedler.
Zum Seitenanfang