Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Es lebe die Republik! Ein deutsch-französischer Dialog über die „res publica“

18. Juli 2017, Nr. 64

Podiumsgespräch mit Ministerpräsident Kretschmann und Frankreichs Premierminister a.D. Manuel Valls
[Bild: Universität Stuttgart / Uli Regenscheit]

Kurz nach dem französischen Feiertag lud die Universität Stuttgart am 17. Juli 2017 zu einem deutsch-französischen Podiumsgespräch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Frankreichs Ex-Premier Manuel Valls zum Thema „res publica“ ein. Das Spitzengespräch ging von den Fragen aus:  Wie können Franzosen und Deutsche den gemeinsamen Herausforderungen in Europa begegnen? Wie können aus unterschiedlichen Traditionen des Republikanismus gegenseitiges Verständnis und damit auch die Stärkung  des politischen Gemeinwesen in Europa resultieren? Grundtenor war – wie es Ministerpräsident Kretschmann auf den Punkt brachte –, dass die Unterschiede zur Stärkung der bürgerlichen Partizipationskultur in Europa beitragen können.

Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, sprach in seiner Begrüßung von einer besonderen Ehre und Freude über dieses Zusammentreffen an der Universität Stuttgart. Die deutsch-französische Zusammenarbeit und Freundschaft habe neu an Bedeutung gewonnen angesichts der Dynamik der neuen französischen Regierung. Und vor dem Hintergrund des Brexit würden sich neue Chancen für die deutsch-französische Kooperation ergeben. Der Rektor bedankte sich bei der Robert Bosch Stiftung, die mit dem am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) geförderten Frankreichschwerpunkt dieser Veranstaltung eine Plattform geboten habe.

„Res publica ist einer der ältesten und gleichzeitig wichtigsten Begriffe des politischen Denkens und er gehört zum gemeinsamen ideengeschichtlichen Erbe Europas“, sagte Ministerpräsident Kretschmann.  „Die heutige Diskussion ermöglicht es, die Besonderheiten im Staats- und Freiheitsverständnis besser zu verstehen und aus dieser vertieften Kenntnis heraus, gemeinsame Projekte in der deutsch-französischen Zusammenarbeit so anzugehen, dass die Unterschiede kein Hindernis, sondern eine Bereicherung darstellten.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Ministerpräsident Winfried Kretschmann

Premierminister a.D. Manuel Valls betonte, die zurückliegenden Wahlen seien ein großer Augenblick für die Demokratie gewesen. „Jeder hat gespürt, dass die Demokratie in Frankreich in Gefahr war.“ Jetzt, in der Zeit des Optimismus vergesse man gerne, dass nur 100000 Stimmen das Abdriften von der Demokratie unterbunden haben, sich unterschiedliche Auffassungen gegenüber standen. „Die Republik ist ein Versprechen, das für Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit steht“, so Valls.

Frankreichs Premierminister a.D. Manuel Valls
Frankreichs Premierminister a.D. Manuel Valls

Nicolas Eybalin, Französischer Generalkonsul und Leiter des Institut français Stuttgart wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Republik nicht nur eine Staatsform sei, sondern Ideale und Werte verkörpere. Die Politik müsse sich der Geschichte würdig erweisen. Bei der aktuellen Wahl seinen drei Viertel der Gewählten zuvor keine Mandatsträger gewesen - dies habe es seit 1943 noch nie gegeben.

Der Tiefenhörsaal an der Universität Stuttgart war gut besucht, ein paar Plätze hätten noch gefüllt werden können. Die Atmosphäre glich einem Treffen unter Freunden. Ministerpräsident Wilfried Kretschmann und Frankreichs Ex-Premier Manuel Valls saßen zusammen mit Moderator Professor André Bächtiger vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität entspannt und locker an zwei Tischchen. Und André Bächtiger gestand: „Ich habe mich ungemein auf diesen Abend gefreut.“

(v.l.) Frankreichs Premierminister a.D. Manuel Valls,  Moderator Professor André Bächtiger, Ministerpräsident Winfried Kretschmann
(v.l.) Frankreichs Premierminister a.D. Manuel Valls, Moderator Professor André Bächtiger, Ministerpräsident Winfried Kretschmann
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