Energieversorgung vom Nutzer aus gesehen

19. September 2011, Nr. 98

Uni Stuttgart an neuer Helmholtz-Allianz beteiligt

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung müssen noch zahlreiche Hürden genommen werden. Diese sind nicht nur technischer Natur: Neue Infrastrukturen wie Stromtrassen, Pumpspeicherwerke oder Windparks müssen auch breite Akzeptanz in der Gesellschaft finden. Um die Sicht der Nutzer rechtzeitig mit einzubeziehen, hat sich die Universität Stuttgart mit vier Helmholtz-Zentren und weiteren Partnern in der neuen interdisziplinären Helmholtz-Allianz „ Zukünftige Infrastrukturen der Energieversorgung“ zusammengeschlossen. Die Helmholtz-Allianz nimmt noch in diesem Jahr ihre Arbeit auf und verfügt über die fünf Jahre Laufzeit bis 2016 über ein Projektvolumen von 16,5 Millionen Euro. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert das Projekt mit insgesamt 8,25 Millionen Euro.

 

„Die bisherige Energieforschung hat sich vor allem auf die Entwicklung neuer Technologien konzentriert. Mit dem Übergang zu einem veränderten Energiesystem, das vorwiegend auf regenerative Energiequellen und Energieeffizienz setzt, rückt die Energienachfrageseite verstärkt in den Fokus von Forschung und Energiepolitik. In der Helmholtz-Allianz wollen wir daher vor allem an der Schnittstelle zwischen Energietechnik, Planungsverfahren und Verbraucherverhalten forschen“, sagt Prof. Ortwin Renn, Direktor des Interdisziplinären Forschungsschwerpunktes Risiko und Nachhaltige Technikentwicklung (ZIRN) an der Universität Stuttgart und einer der Sprecher der Allianz.
Die neue Helmholtz-Allianz widmet sich vor allem der gesellschaftlichen Bedarfs- und Nutzerseite. Beispielsweise können Infrastrukturen nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn Verbrauch und Angebot aufeinander abgestimmt sind und die Nutzer diese akzeptieren sowie funktionsgerecht nutzen. So erfordert ein intelligentes Stromnetz eine enge Absprache zwischen Versorger und Kunden, inwieweit der Versorger in die Steuerung elektrischer Geräte eingreifen kann. Dieser Perspektivenwechsel markiert eine Wende hin zu einer interdisziplinären und ganzheitlichen Energieforschung.

„Ausdrückliches Ziel der Allianz ist es, neben wissenschaftlicher Erkenntnis auch Wissen zum Handeln zu entwickeln und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aktiv in die Forschungsarbeit einzubeziehen. Außerdem wollen wir dazu beitragen, in der breiten Öffentlichkeit ein besseres Verständnis der komplexen Zusammenhänge im Energiebereich zu etablieren“, betont Professor Ortwin Renn von der Universität Stuttgart. Im Konsortium untersucht die Universität Stuttgart vor allem die sozialwissenschaftlichen Aspekte des Verhaltens von Organisationen und Verbrauchern im Bereich Energie. Beispielsweise wollen die Stuttgarter wissen, wodurch Innovationen im Energiebereich beschleunigt oder verzögert werden, wie sich Chancen und Risiken der neuen Energieversorgungsstrukturen abschätzen, steuern und regulieren lassen oder welche Anreize Verbraucher haben, um energieeffiziente Lebensstile zu pflegen.
An der Allianz sind insgesamt acht Forschungseinrichtungen beteiligt: die vier Helmholtz-Zentren Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Forschungszentrum Jülich, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Universitäten Stuttgart, Magdeburg und FU Berlin sowie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Die Koordination liegt beim KIT. Sprecher sind Prof. Ortwin Renn von der Universität Stuttgart und Professor Armin Grunwald, Direktor des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.

Kontakt
Prof. Ortwin Renn, Direktor des Interdisziplinären Forschungsschwerpunktes Risiko und Nachhaltige Technikentwicklung (ZIRN) der Uni Stuttgart, Tel. 0711/685-83970,
e-mail: ortwin.renn@sowi.uni-stuttgart.de.
Dr. Antonia Rötger, Pressereferentin Helmholtz-Gemeinschaft, Tel. 030/206329-38,
e-mail: antonia.roetger@helmholtz.de.
www.helmholtz.de/energieinfrastrukturen

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