Junge Frau geigt auf der Bühne

Romanze zwischen Oboe und Violoncello

18. Juli 2022

Weggefährten – der Name war Programm. Das Konzert, zu dem Akademischer Chor und Akademisches Orchester der Universität Stuttgart Anfang Juli in die Liederhalle geladen hatten, brachte nicht nur Stücke von Brahms und Schumann, Bartók und Kodály zu Gehör, sondern machte auch auf die Verbindung der Komponisten aufmerksam.
[Foto: Timo Kabel]

Die große Bühne in der Stuttgarter Liederhalle, Akademischer Chor und Akademisches Orchester, am Dirigentenpult Mihály Zeke, der Universitätsmusikdirektor, und ein Programm, das mit vielen hörenswerten Entdeckungen aufwartete – beim Abend im Beethovensaal war sowohl den Musikerinnen und Musikern als auch dem Publikum viel Vorfreude anzumerken. Auch im Verlauf des Konzerts zeigte sich bei den Musizierenden immer wieder die große Freude am Spiel miteinander und an der Musik schlechthin. Die Musikstücke des Abends führten die Komponisten Johannes Brahms und Robert Schuhmann zusammen, Béla Bartók und Zoltán Kodály.

Brahms und Schumann

Den Auftakt machte die Tragische Ouvertüre von Johannes Brahms. Ein bestimmtes Trauerspiel habe er als Sujet nicht im Sinn gehabt, soll Brahms gesagt haben, schrieb er doch parallel an einer Akademischen Festouvertüre, als Dank für die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau. So klingt denn auch trotz herberen und düsteren Tönen immer wieder der pure Optimismus durch. Von heiter bis melancholisch – das Orchester nahm die Zuhörenden in die abwechslungsreiche und temperamentvolle Gefühlswelt von Brahms mit, den Robert Schuhmann schon bei deren erstem Treffen als einen „Berufenen“ bezeichnet hatte.

Überaus kontrastreich ging es mit der Sinfonie in d-Moll von Robert Schumann, auch als Vierte Symphonie bekannt, weiter. Energische Posaunen, schwärmerische Geigen, eine Romanze zwischen Oboe und Violoncello, durchaus auch mal geheimnisvoll – bis zum jubelnden, euphorischen Schluss bot das Zuhören eine bezaubernde klangliche Entdeckungsreise und ließ durchaus nachvollziehen, weshalb Schumanns Ehefrau Clara die vierte Sinfonie als „ein Werk aus tiefster Seele“ bezeichnet hatte.

Bartók und Kodály

Die musikalischen Weggefährten Béla Bartók und Zoltán Kodály verband eine Freundschaft und die Liebe zu stilistischen Mitteln der ungarischen Volksmusik. Kodály war sich sicher, nur auf der Grundlage des Volksliedes eine eigene ungarische Musiksprache finden zu können. Das Konzert für Viola und Orchester hatte Bartók auf Wunsch des Bratschenvirtuosen William Primrose geschrieben, der sich ein Konzert für Viola wünschte und dem Komponisten nahelegte, er solle sich „in keiner Weise durch scheinbare Grenzen des Instruments eingeschränkt fühlen“. Fertiggestellt wurde das Werk erst nach Bartóks Tod von seinem Schüler Tibor Serly. Zusammen mit dem Akademischen Orchester vermittelte die chilenische Bratschistin Paulina Riquelme Bartóks Klangwelten auf besonders eindrucksvolle Weise bis hin zum fulminanten Ende.

Gelungener Konzertabend im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle.

Den Abschluss des rundum gelungenen Konzertabends bestritten Akademischer Chor und Akademisches Orchester gemeinsam mit den Solist*innen Hannah Gries (Sopran), Jasmin Hofmann (Alt), Philipp Nicklaus (Tenor) und Junoh Lee (Bass). Zur Aufführung kam das Budavári Te Deum von Zoltán Kodály. Das eindrückliche Gotteslob, das Kodály anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Befreiung von Buda von der türkischen Herrschaft schrieb, verbindet die europäische geistliche Musik mit einem ungarischen Musikstil. Der lateinische Text geht auf den Ambrosianischen Lobgesang aus dem vierten Jahrhundert zurück. Den Zuhörenden bot sich ein überaus spannendes Hörerlebnis, mit Pauken und Trompeten.

Die Weggefährten sind beim Publikum gut angekommen. Die Entdeckungsreise durch teils selten zu hörende Musikstücke, die mit Können und Begeisterung von den Musikerinnen und Musikern dargeboten wurden, belohnten die Konzertgäste mit lang anhaltendem Applaus.

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