Es habe einer gewissen Überredungskunst bedurft, um das
Einverständnis von Richard Eppler und Helmut Sorg für eine akademische Feier anläßlich
ihrer Geburtstage zu erhalten, berichtete der Dekan der Fakultät Verfahrenstechnik und
Technische Kybernetik, Prof. Dr. Manfred Wagner, zur Eröffnung des Kolloquiums am 2.
Juli. Denn Bescheidenheit und Sparsamkeit zeichne die zwei Schwaben aus. Und, so ist zu
vermuten, die beiden haben letztlich nur eingewilligt, weil zwei Geburtstage mit einer
Veranstaltung gewürdigt werden konnten. Das Kolloquium zum 75. Geburtstag von Prof.
Eppler und zum 65. Geburtstag von Prof. Sorg wurde organisiert vom Institut A für
Mechanik, dessen früherer Leiter Prof. Eppler war und an dem Prof. Sorg noch heute tätig
ist. |
Mit einem Geburtstagskolloquium ehrten Freunde und Kollegen
des Instituts A für Mechanik und der Fakultät Verfahrenstechnik und Technische
Kybernetik die Professoren Richard Eppler (2.v.l.) und Helmut Sorg.
(Foto: Institut A für Mechanik) |
Die Veranstaltung wurde eröffnet durch den heutigen Leiter
des Instituts A für Mechanik, Prof. Dr.-Ing. Lothar Gaul, der die Glückwünsche und
Präsente der Mitarbeiter, Kollegen und Freunde überbrachte. Beiden Jubilaren gemeinsam
sei die Begeisterung am Fliegen, und so überreichte er Prof. Eppler eine Einladung zur
Steuerung einer Boeing 737 in einem Flugsimulator der Lufthansa. Prof. Sorg wurde der
Gutschein für eine Mitfluggelegenheit mit der Alten Tante Ju, der Junkers 52,
bei einem Oldtimertreffen auf dem Fluggelände in Kirchheim/Teck überreicht sowie ein
kunsthandwerklich gestaltetes Saxophon für den musikbegeisterten Bläser und Dirigenten
des Posaunenchors Marbach.
Wir ehren heute zwei Jubilare, die viel für ihr Institut, ihre Fakultät und ihre
Universität getan haben und noch tun, und wenn von diesem Glanz ein kleiner Widerschein
auf die Fakultät zurückfällt, so kann dies nicht schaden, betonte der Dekan.
Prof. Dr. rer. nat. Richard Eppler wurde 1924 in Ulm geboren und studierte trotz einer
frühen Liebe zur Fliegerei zunächst in Tübingen und Stuttgart Mathematik. Als Assistent
von Richard Grammel promovierte er an der Technischen Hochschule Stuttgart und ging
anschließend für elf Jahre in die Industrie zu Messerschmitt-Bölkow-Blohm. Gleich zwei
Habilitationen, einmal für Aerodynamik in Stuttgart und für Theoretische
Strömungsmechanik in München, ebneten den Weg zur universitären Laufbahn. 1966 folgte
Prof. Eppler dem Ruf auf den Lehrstuhl für Technische Mechanik an die Universität
Stuttgart. Im Namen der Fakultät würdigte der Dekan besonders die Verdienste von Prof.
Eppler um die Entwicklung des deutschen Segel- und Motorflugbaus, und er erinnerte an die
Ingenieurleistung der fs 24 PHOENIX, dem ersten Flugzeug aus faserverstärktem Kunststoff,
an dem Prof. Eppler maßgeblich beteiligt war.
Prof. Dr.-Ing. Helmut Sorg wurde 1934 in Marbach geboren und behielt zeitlebens seine
Verbundenheit zu der Stadt, in der er noch heute wohnt und sich in zahlreichen
Gemeindeangelegenheiten engagiert. Intensives und nachhaltiges Engagement zeichnet
den Sorg auch in seiner universitären Arbeit aus. 1974 wurde Helmut Sorg zum
Professor ernannt, sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf dem Forschungsgebiet des
Kreisels. Doch Prof. Sorg habe sich weit über sein Fachgebiet hinaus einen Namen gemacht,
er gehöre zum Urgestein des Stuttgarter Senats, hob der Dekan hervor. Sein
Einsatz als Vorsitzender zahlreicher Senatsausschüsse und Kommissionen sowie als
langjähriger Studiendekan des Studiengangs Technische Kybernetik und nicht zuletzt als
Beauftragter des Rektors für den Tag der offenen Tür habe gezeigt, daß Fakultät und
Universität auf den Sorg nicht verzichten können. Und so sind wir
froh, sagte der Dekan an Prof. Sorg gewandt, daß Sie sich bereit erklärt
haben, Ihren Ruhestand noch um das eine oder andere Jahr hinauszuschieben und Ihrer
Fakultät und Universität noch ein bißchen länger zu dienen.
Die anschließenden Fachvorträge von Prof. Hermann Fasel von der University of Arizona
über numerische Strömungsberechnungen und Prof. Siegfried Wagner, dem Leiter des
Instituts für Aero- und Gasdynamik der Universität Stuttgart, über den Segelflugzeugbau
betrafen die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Prof. Eppler. Zur großen Überraschung
und Begeisterung der Anwesenden ließ Prof. Wagner nach dem Vortrag ein ferngelenktes
Segelflugmodell vorführen, das dem Jubilar als Geschenk überreicht wurde.
Der Fachvortrag von Dr. Uwe Krogmann vom Bodenseewerk Gerätetechnik in Überlingen zum
Thema nichtlineare lernende Regelungen behandelte eine gemeinsame Arbeit mit Prof. Sorg.
Prof. Bernhard Stieler vom Institut für Flugzeugführung der DLR Braunschweig und
Honorarprofessor der Universität Stuttgart stellte gegenwärtige und zukünftige
Anwendungen des Kreisels vor, der in Lehre und Forschung von Prof. Sorg eine zentrale
Rolle einnimmt. Nachdem Dr. Krogmann mit rotierenden Weingläsern den Wohlklang des
Weinglaskreisels vorgeführt hatte, wurden die Gläser als weiteres Geburtstagsgeschenk
überreicht. Die Geehrten dankten allen Beteiligten für die Ausgestaltung des
Kolloquiums. Einen Kreisel als besonderes Dankeschön von Prof. Sorg erhielt der
Werkstattleiter Helmut Kneisel für seine langjährigen verdienstvollen Tätigkeiten am
Institut.
Für die musikalische Begleitung der Festveranstaltung sorgte das Hornquartett des
Akademischen Orchesters der Universität Stuttgart. Anschließend wurde die Gelegenheit
zum Fachsimpeln und auch zum persönlichen Wiedersehen ausgiebig genutzt.
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