Unikurier Inhaltsverzeichnis Suchen Uni Home
Ultramarathonläuferin Elke Streicher > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
Sie läuft und läuft und läuft

246 Kilometer nonstop, 1.200 Kilometer in 17 Etappen oder 205 Kilometer in 24 Stunden, die Ultramarathonläuferin Elke Streicher ist mit dabei. Wenn sie nicht auf der Strecke ist, trifft man die Bauingenieurin am Forschungs- und Testzentrum für Solaranlagen des Instituts für Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) an. Dort promoviert sie „Extrembelastungen inklusive“ über beschleunigte Alterungsuntersuchungen an thermischen Solarkollektoren.

Elke Streicher

 

Die Leser der Leonberger Kreiszeitung wählten Elke Streicher zur Sportlerin des Jahres.                                               (Foto: privat)

Der Sonnenuntergang am Montblanc, die vielen Läufer, die in der zunehmenden Dunkelheit mit ihren Stirnlampen zu Glühwürmchen werden – wer Elke Streicher so schwärmen hört, vergisst fast die 155 Kilometer, die 8.500 Meter Höhenunterschied und die 37 Stunden, die auch zur Ultra Trail Tour du Mont Blanc 2006 gehörten. „Mich haben schon immer die langen Strecken gereizt“, sagt die 40-Jährige Ausnahmesportlerin, die es auch reizt, an die eigenen Grenzen zu gehen und sich immer wieder wundert, „was man alles leisten kann“. Wettkämpfe, nach denen sie dachte, „das mache ich nie mehr wieder“, gab es schon, wenn die Füße dick und die Schmerzen heftig waren. „Man darf nur nicht aufgeben“, weiß die Läuferin, und „wenn man Tiefen durchlebt, wird man mental ziemlich stark, das gefällt mir“.

  Angefangen hat alles mit einem Halbmarathon in Stuttgart. Ziemlich zum Schluss kam sie damals ins Ziel, dennoch haben sie alle bejubelt, das „war so nett und ich war stolz“, erinnert sich Elke Streicher. Danach ging es Lauf um Lauf und mittlerweile braucht sie das Laufen regelrecht. Jeden Morgen steht sie um fünf Uhr auf und trainiert vor der Arbeit ein bis zwei Stunden. Am Wochenende werden es schon längere Einheiten – sechs bis acht Stunden ist sie gemeinsam mit ihrem Freund auf Tour. „Der ist so laufverrückt wie ich“, schmunzelt Elke Streicher, sonst wäre eine Beziehung bei diesem extremen Sport so gut wie unmöglich.

Spartathlon und Deutschlandlauf

Auf den Spartathlon 2005 und den Deutschlandlauf 2006 ist sie besonders stolz. Jeweils den zweiten Platz hat sie erlaufen und sich gegenüber Eliten, „Ultras aus aller Welt“, behauptet. Der Spartathlon, das härteste Ultrarennen in Europa, führt nonstop 246 Kilometer von Athen nach Sparta und hat ein Zeitlimit von 36 Stunden. Zudem wird an 72 Checkpoints entlang der ganzen Strecke die Zeit kontrolliert – „einen Hänger kann man sich da nicht erlauben“, erklärt Elke Streicher die besondere Schwierigkeit. Der Deutschlandlauf führt in 17 Etappen über 1.200 Kilometer von Rügen bis Lörrach durchs Land. „Da bleibt dann nur die Nacht zur Regeneration und die Unterkünfte glichen abends oft einem Lazarett“, erzählt die Zweitplatzierte lachend und betont im gleichen Atemzug: „Eine ganz tolle Erfahrung.“

24 Stunden für Deutschland

In diesem Jahr startet Elke Streicher zum ersten Mal für Deutschland. Vom Deutschen Leichtathletik Verband wurde sie als einzige für das Nationalteam im 24-Stunden-Lauf nominiert. Bei den Europameisterschaften im Mai in Madrid war ihr leider das Glück nicht hold: sie musste nach 102 Kilometern das Rennen vorzeitig beenden. Die Weltmeisterschaft in Kanada folgt Ende Juli. „Das ist eine super Ehre, im Deutschlandtrikot zu starten“, freut sich die Sportlerin. 205,78 Kilometer ist ihre derzeitige Bestleistung in 24 Stunden. Eine Steigerung auf 215 Kilometer wäre toll. Nach dem Einsatz in der Nationalmannschaft wird sie sich eine Frankreichdurchquerung „gönnen“ – als Urlaub sozusagen. In 18 Etappen geht es dann über 1.145 Kilometer von der Bretagne bis zum Mittelmeer. Frankreich hat es Elke Streicher angetan: „Bei den Läufen dort ist immer eine tolle Stimmung und man wird so herzlich empfangen.“ Kein Wunder, dass sie zur Entspannung neben Büchern auch zu einer französischen Laufzeitschrift greift.

Sportlerin des Jahres

Ihre Kolleginnen und Kollegen am Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik stehen voll hinter ihr. Einige der 400 Stimmen, mit denen Elke Streicher im März von den Lesern der Leonberger Kreiszeitung – als Stimmenkönigin – zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt wurde, kamen sicherlich von ihnen. Und obwohl Elke Streicher im Verlauf ihrer Sportkarriere schon viele Pokale und Urkunden angesammelt hat, war der feierliche Abend für sie ein „sehr schönes Erlebnis“. Würde der „Ultra-Frau“ eine Fee mit den berühmten zwei Wünschen erscheinen, lange überlegen müsste sie nicht. Elke Streichers großer Traum ist es, 2009 beim Transeuropalauf mit dabei zu sein, der in 64 Tagen von Italien bis zum Nordkap führt. Und dann wäre da als Wunsch noch der eine oder andere Sponsor, denn Startgeld muss die Läuferin fast immer bezahlen, Preisgelder dagegen gibt es selten und nach 1.500 Kilometern braucht´s einfach neue Sportschuhe.

Julia Alber

Aktuelle Informationen zu Elke Streicher und ihren Läufen
unter:
> > > www.elke-streicher.de

 

 
last change: 30.06.07 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart