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Stuttgarter Sportwissenschaftler unterstützen DFB bei der Schiedsrichter-Ausbildung   > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
Coaching für den Mann mit der Pfeife

Um Skandale wie den „Fall Hoyzer“ künftig zu verhindern, will der Deutsche Fußballbund (DFB) talentierten Jungschiedsrichtern künftig einen Coach zur Seite stellen. Das Ausbildungskonzept für die Begleiter entwickelte der DFB in enger Kooperation mit Sportpsychologen der Universität Stuttgart und der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Cartoon

 

Ein neues Coaching-Konzept soll die Leistung von Schiedsrichtern verbessern und Fehlentscheidungen vermeiden.
    (Cartoon: Roger Schmidt, www.karikatur-cartoon.de)
 

Nicht nur die Mannschaft auf dem Rasen, sondern auch die Schiedsrichter stehen im Fußball unter enormem Wettbewerbsdruck. Bei guter Leistung kann der Mann mit der Pfeife Karriere machen und in eine höhere Liga aufsteigen, bei wiederholten Fehlentscheidungen dagegen wird er zum Abstiegskandidat. Auf diese Situation sollen Nachwuchs-Spitzenschiedsrichter durch ein optimales Betreuungssystem so früh wie möglich vorbereitet werden. Dabei werden die Coaches – durch die Bank ehemalige Spitzenschiedsrichter – dem Nachwuchs systematische Hilfestellungen zur Leistungsverbesserung geben und sie auf die Spielregeln des Profi-Fußballs vorbereiten. Unter anderem besteht ihre Aufgabe darin, mit ihren Schützlingen nach jedem Spiel die Spielleitung zu analysieren. Außerdem fertigt der Coach halbjährlich ein Leistungsprofil an, das dem Schiedsrichter seine Stärken und spezifischen Entwicklungsziele aufzeigt. Die Coaching-Gespräche sollen einerseits zu einem klaren Bild über die Leistung des Schiedsrichters führen, vor allem aber auch zukünftige Entwicklungsperspektiven aufzeigen. Dieser Ansatz erfordert von den Mentoren neben dem fachlichen Know-how ein hohes Maß an kommunikativer Kompetenz. Um die angehenden Coaches auf diese Herausforderung vorzubereiten, entwickelte der Deutsche Fußball-Bund in enger Kooperation mit dem Sportpsychologen Dr. Ralf Brand vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Stuttgart und Kollegen von der Deutschen Sporthochschule in Köln einen speziellen Ausbildungsgang. In drei jeweils mehrtägigen Modulen umfasst es Themen wie etwa „Das Problem der unterschiedlichen Wahrnehmung“, „Grundlagen der Gesprächsführung“ oder „Spielleitungsanalyse-Fähigkeiten des Coaches“. Eine erste Teilnehmer-Gruppe hat das Programm bereits erfolgreich durchlaufen und arbeitet inzwischen im wichtigsten Schiedsrichter-Talent-Pool des Deutschen Fußballbunds, der Junioren Bundesliga. „Mit Hilfe der kompetenten Coaches werden die Nachwuchskräfte auf dem schwierigen Weg zur Spitze bestens betreut“, sagt Hellmut Krug, Leiter des DFB-Schiedsrichterreferats in Frankfurt.

  Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Konzept Schule machen wird. „Durch die speziell ausgebildeten Coaches können Talente intensiver gefördert und in schwierigen Karriere-Situationen gezielter unterstützt werden“, betont Dr. Ralf Brand. Der Stuttgarter Sportpsychologe forscht und publiziert bereits seit mehreren Jahren zu Schiedsrichter-Themen, beispielsweise zu wahrnehmungsbedingten systematischen Entscheidungsfehlern oder zu qualifizierenden Merkmalen von Spielleitern im Spitzensport. Aus diesem Kontext stammen auch die Kernthemen des Ausbildungsgangs: Gefragt wird zum Beispiel, mit welcher Art von Entscheidungsfehlern in welcher Situation zu rechnen ist, wie Lösungsstrategien vom Coach kommuniziert werden müssen oder welche Art der nonverbalen Kommunikation in welchen Spielsituationen zur Deeskalation beiträgt.  

amg

 

 

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Dr. Ralf Brand
Institut für Sportwissenschaft
Tel. 0711/685-63188
Fax 0711/685-63165
e-mail: ralf.brand@sport.uni-stuttgart.de.

 


 

 

 
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