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Die neue Ingenieurausbildung

Über die „Neue Ingenieurausbildung in Bachelor- und Master-Studiengängen“ sprach Ende Juni im Rahmen einer Vortragsveranstaltung der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft Prof. Wolfram Ressel vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen, seit 1. Oktober Rektor der Uni Stuttgart. Rund 30 Herren hatten das durchaus spannende Potenzial des Vortrags erkannt und sich in der Industrie- und Handelskammer der Region Stuttgart eingefun-den. Denn auch die Konkurrenzveranstaltung konnte sich sehen lassen: Fußball-WM-Spiel Italien – Argentinien. Am Schluss gewann Italien, die Spannung um die neue Ingenieurausbildung jedoch bleibt.

Ab dem Wintersemester 2009/10 müssen alle Diplomstudiengänge als Bachelor- und Master-Studiengänge angeboten werden. 29 europäische Länder haben dies 1999 mit der Bologna-Deklaration festgelegt. Das zweistufige System mit BA- und MA-Abschluss soll international kompatible Abschlüsse schaffen, die Mobilität der Studierenden und damit den Wissensaustausch erleichtern sowie für eine kürzere Studiendauer und verringerte Abbrecherraten sorgen. „Ein so umwälzendes neues Werk einzuführen und umzusetzen ist nicht einfach“, berichtete Wolfram Ressel, seit 1. Oktober Rektor der Universität Stuttgart, aus der Erfahrung. Gerne hätte er schon Ergebnisse vorgelegt, konnte aber nur einen Zwischenbericht liefern. Für alle Ingenieurwissenschaften an der Uni Stuttgart gilt zur Zeit: Sieben Semester bis zum Bachelor-, dann weitere drei bis zum Master-Abschluss. Als einen Fehler der Kultusministerkonferenz bezeichnete Ressel die nicht einheitlich festgelegte Länge der BA-Studiengänge, die zu vollständig unterschiedlichen BA-Ausbildungen in gleichen Studiengängen an den Universitäten führen wird.

„Ganze Lehrstühle könnten geschlossen werden“

Ob Universität, Fachhochschule oder Hochschule, alle vergeben in Zukunft nun den BA beziehungsweise MA of Engineering oder of Science. Während konsekutive Master-Studiengänge auf dem vorausgegangenen Bachelor-Abschluss aufbauen, gibt es auch nicht-konsekutive, selbstständige Master-Studiengänge, wie zum Beispiel an der Uni Stuttgart WASTE (Air Qualitiy Control, Solid Waste and Waste Water Process Engineering) und WAREM (Water Resources Engineering and Management). Und es soll noch weiterbildende Master-Studiengänge geben. Die Entscheidung der Politik, den Bachelor als ersten berufsqualifizierenden Abschluss zu sehen, sah Wolfram Ressel als sehr kritisch an. „Für uns ist der Bachelor der Übergang zum Master“. Um in der Hochschullandschaft ihren Platz zu finden, müssten sich die Unis nun selbst definieren, sich zu Forschung und Wissenschaft hin orientieren. Beim Bachelor würden daher die wissenschaftlichen Grundlagen noch mehr betont, beim Master der Schwerpunkt auf die Forschung gelegt. Als historische Chance sieht es Wolfram Ressel, die bestehenden Diplomstudiengänge inhaltlich neu ausrichten zu können. Ein Problem, gegen das die Universitäten derzeit vorgehen, stelle die Quotierung dar, derzufolge mancherorts nur 20 Prozent der BA-Absolventen den Sprung zum Master-Studium schaffen sollen. „Ganze Lehrstühle könnten dann geschlossen werden“, unkte der Professor.

  Das in Module eingeteilte Studium wird zunehmend verschult, die Semesterwochenstunden der Fächer werden reduziert und rund zehn Prozent der Lehrleistungen haben per Gesetz nun Soft-Skills zu sein. Die Prüfungen folgen jeweils gleich am Semesterende, und auch die entsprechenden Wiederholungsprüfungen sind sogleich anschließend anzubieten. Doch zunächst müssen die neuen Studiengänge – rund 25.000 in Deutschland – von externen Akkreditierern geprüft, später alle fünf Jahre evaluiert werden. „Das ist alles sehr schwierig zu organisieren“, kommentierte Wolfram Ressel: „Wahrscheinlich kommen wir nur eingeschränkt zum Lehren und Forschen und können vermehrt Studiengänge im In- und Ausland evaluieren.“

Einstufige Abschlüsse am MIT

Am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde zwischenzeitlich auf einstufige Master-Abschlüsse entsprechend unserem Diplom umgestellt. „Alle 20 Jahre laufen wir hinterher“, befand Ressel, dem die Studierenden Leid tun: „Was da auf sie zukommt“. Es wird wohl weit mehr sein als das präsentierte Comic eines Vorstellungsgespräches zwischen Bewerber und Personalchef: „Was haben Sie, den Bachelor? Na Hauptsache, Sie stecken uns hier nicht an!“

Julia Alber/uk

 

 

 

 

 
last change: 22.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart