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Gründer der Stuttgarter Informatik > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Walter Knödel 80

  Walter Knödel 80    

Walter Knödel 

„80 Jahre jung“ präsentierte sich Prof. Walter Knödel – „der Wiener mit Leib und Seele“ oder „das Urgestein der Informatik an der Uni Stuttgart“ – den vielen Gratulanten, die sich zu seinen Ehren am 22. Mai im Informatikgebäude auf dem Vaihinger Campus zu einem Kolloquium eingefunden hatten.

  Sternzeichen Jungfrau: Zur Feier des Tages blickte Prof. Volker Claus, Studiendekan der Informatik und Softwaretechnik, in die Sterne von Walter Knödel. Der Jupiter im Wassermann stehe für wissenschaftliche Fähigkeiten und musikalisches Talent, der Saturn im Skorpion sei Garant für einen ungewöhnlichen Humor, Grübeln, Dickköpfigkeit und viel emotionale Energie, und schließlich verheiße der Uranus in den Fischen Einfallsreichtum.

Doktorvater mit 93 Nachkommen

Prof. Paul J. Kühn, Dekan der Fakultät für Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik, der als Student der Elektrotechnik einst selbst Vorlesungen bei Walter Knödel gehört hatte, erinnerte an die Zeit, als der Jubilar im Herdweg – „der Brutstätte der Stuttgarter Informatik“ – junge Leute um sich scharte. Allein zwölf seiner Doktoranden wurden Professoren an deutschen Universitäten. Kein Wunder, dass Prof. Franz Josef Brandenburg von der Universität Passau in seinem Festvortrag „Graphen und deren Visualisierung“ einen Doktorvater-Schüler-Baum erstellen konnte, der für Walter Knödel die stattliche Zahl von 93 Nachkommen aufzeigte.

Engagement für die Computerwissenschaften

Am 20. Mai 1926 in Wien geboren, studierte Walter Knödel dort „nach einem Abitur mit lauter Einsen“ Mathematik und Physik. Mit einer Arbeit aus der Zahlentheorie promovierte er 1948, legte zugleich auch die Lehramtsprüfung ab und arbeitete ein Jahr als Gymnasiallehrer. Bereits mit 27 Jahren habilitierte Knödel an der Universität Wien. 1961 verfasste er das erste deutschsprachige Buch über die Programmierung von Ziffernrechenanlagen und im gleichen Jahr führte ihn sein Weg nach Stuttgart. Dort schrieb er 1968 ein Memorandum zur Schaffung eines Fachbereichs für Computerwissenschaften an der Uni Stuttgart und initiierte 1970 den Studiengang Informatik. 1971 entstand aus seinem Lehrstuhl das Institut für Informatik, die Keimzelle der heutigen Stuttgarter Informatik mit derzeit 17 Professuren und 150 Mitarbeitern.

Kontakt zu Fachkollegen trotz Mauer

In den 1960er-Jahren leitete Walter Knödel das Rechenzentrum der Universität, er ist Mitbegründer der Gesellschaft für Informatik, war mehrfach Institutsleiter und Dekan und hat durch sein Engagement in Stuttgart frühzeitig die Informatikausbildung und -forschung erfolgreich zum Laufen gebracht. Lange Jahre war er Herausgeber der Zeitschrift Computing, er hat Bücher geschrieben, neue Vorlesungen aufgebaut, den wissenschaftlichen Nachwuchs gefördert. Selbst als er einen Ruf auf eine Professur in seiner Geburtsstadt Wien bekam, blieb er seiner Wahlheimat Stuttgart treu. Schon vor dem Mauerfall hielt Walter Knödel den Kontakt zu Fachkollegen aus der damaligen DDR und von 1991 bis 1993 „hat er, der Österreicher, an der Universität Leipzig einen Beitrag zur Deutschen Einheit geleistet“, berichteten schmunzelnd damalige Weggefährten.

Persönliche Geburtstagsprimzahl

Seit 1991 ist Walter Knödel emeritiert, hält aber unverändert den Kontakt zu seiner Universität und seiner Fakultät. Die Liebe zur Musik und den Bergen wird er noch lange pflegen, wenngleich das Bergsteigen jetzt auch gerne mal „etwas waagerechter“ sein darf. Walter Knödel habe sich um die Informatik sehr verdient gemacht, betonte Prof. Jörg Brüdern, Mathematiker und Prorektor Forschung der Universität Stuttgart, der in seinem Festvortrag mit großen, dem Jubilar geläufigen, manchen Zuhörer dagegen staunend machenden Formeln auf die „Lücken zwischen Primzahlen“ einging und Walter Knödel schließlich seine „persönliche Geburtstagsprimzahl“ überreichte.

Julia Alber

 

 

 

 
last change: 28.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart