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Auf Joachim Schwarze folgt
die erste Kanzlerin

„So viel Ehre von allen Seiten“ – fast hätte es Joachim Schwarze die Sprache verschlagen, aber nur fast, denn „ein Kanzler darf nie sprachlos sein“. Eine Vielzahl von Gästen hatte sich am 2. Dezember 2005 zu einem Festakt zur Verabschiedung des langjährigen Verwaltungschefs, der am 7. November sein 65. Lebensjahr vollendet hatte, im Hörsaal eingefunden. Eine hochrangige Rednerfolge und die exzellente musikalische Begleitung durch das Akademische Orchester und den Chor sorgten für den angemessenen Rahmen. Als Ehrenmitglied des Netzwerks Alumnius wird Joachim Schwarze auch weiterhin wissen, wie es um die Uni bestellt ist.

  Joachim Schwarze Kanzler der Uni Stuttgart.  

Fast 15 Jahre war Joachim Schwarze Kanzler der Uni Stuttgart...

 

 

„Wir waren ein gutes Tandem“, befand Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch und lobte Joachim Schwarze als „kompetenten, fairen und verlässlichen Partner“, „der immer hielt, was er versprochen hat“. In Breslau geboren, war Joachim Schwarze freiberuflicher Übersetzer und Dolmetscher für Englisch und Französisch und unterrichtete Deutsch für Ausländer, bevor er Jura studierte und in Düsseldorf 1973 das zweite juristische Staatsexamen ablegte. Im selben Jahr wurde er Leiter des Justitiariats der Ruhr-Universität Bochum und später deren stellvertretender Kanzler. Ein solcher Lebenslauf biete „beste Voraussetzungen für das Amt eines Kanzlers“, sagte Fritsch, sei dabei doch Flexibilität gefragt.

  1991 wurde Joachim Schwarze zum Kanzler der Uni Stuttgart gewählt. In seine Amtszeit fielen unter anderem die Anpassung universitätsinterner Vorschriften an die neue Hochschulgesetzgebung, die Flexibilisierung des Haushalts sowie viele wichtige Entscheidungen im Bau- und Finanzbereich – wie etwa die Neubauten Internationales Zentrum, Höchstleistungsrechenzentrum, Elektrotechnische Institute II, Verfügungsgebäude sowie Gastdozentenhaus auf dem Uni-Campus in Vaihingen. Die bauliche Konzentration im Uni-Bereich Stadtmitte trägt Schwarzes Handschrift ebenso wie der Großrechner für das Höchstleistungsrechenzentrum. Und – „er konnte den Ministerialbeamten auch mal ein Bein stellen“, erinnerte sich Dieter Fritsch.

  Gäste und Redner  
... Gäste und Redner (in der ersten Reihe von links): seine Nachfolgerin Bettina Buhlmann, Wolfgang Fröhlich aus dem Wissenschaftsministerium, Claus Hoffmann von der Freundesvereinigung, die Landessprecherin der Uni-Kanzler Susann-Annette Storm (Mannheim), die Personalratsvorsitzende Margarete Höck und der Bundessprecher der Uni-Kanzler Heiko Schultz (Weimar) würdigten den Scheidenden mit lang anhaltendem, stehendem Applaus....

„Fels in der Brandung“ mit „visionärer Kraft“  

Wolfgang Fröhlich, Ministerialdirektor im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, lobte Schwarzes „Dolmetschertalent, seine Fähigkeit, sich in sein Gegenüber zu versetzen und sich dessen Sprache zu bedienen“. Bei wechselnden Rektoren und Prorektoren sei Joachim Schwarze „stets ein Fels in der Brandung“ gewesen, und, wenngleich in der Außenwahrnehmung hinter dem Rektor zurücktretend, für die Entwicklung der Uni sei der Kanzler von entscheidender Bedeutung. „Das Geld, das wir für die Uni Stuttgart investiert haben, reut uns nicht“, betonte Fröhlich. Dank Schwarzes vorausschauender Finanzpolitik blieben trotz der Einsparungen immer Gestaltungsspielräume, und manche Bauten wurden nur Realität, weil die Uni den Landesanteil übernahm. Mit Blick auf die neue Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann bekannte Fröhlich: „Das Wissenschaftsministerium verliert ungern seine Mitarbeiterin“; die Wahl von Bettina Buhlmann sei jedoch eine Ehre. Auf das Netzwerk ihrer alten Kollegen könne sie immer bauen, sagte Fröhlich.

  Rektor Dieter Fritsch  
...Rektor Dieter Fritsch (rechts) dankte Joachim Schwarze für die „ausgezeichnete Arbeit“...

„Gespür für das Machbare“  

Dr. Claus Dieter Hoffmann von der Freundesvereinigung der Universität Stuttgart sprach von Joachim Schwarze als einem „glänzenden Beispiel der Kontinuität“. Wichtige Meilensteine wie das Internationale Begegnungszentrum, den Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie oder den Umbau des Söllerhauses habe er mitgestaltet und „ein gutes Gespür für das Machbare“ gehabt. „Konflikten ist er nie aus dem Weg gegangen“, erinnerte sich die Mannheimer Kanzlerin und Sprecherin der baden-württembergischen Kanzler Dr. Susann-Annette Storm, und bescheinigte Schwarze „unternehmerische Kühnheit und visionäre Kraft“. Sie skizzierte die kanzlertypische Maklerrolle in einem Vieleck aus Ministerium, Uni-Leitung, Verwaltung und Wissenschaftlern; in diesem permanenten Verteilungskonflikt sei es Schwarze oft gelungen, den Menschen das Gefühl zu geben, „mehr erhalten als erwartet zu haben“. Der passionierte Raucher habe das Nichtraucherkonzept an der Uni mitgetragen und sich für die Beschäftigten eingesetzt, lobte die Personalratsvorsitzende Margarete Höck. Dr. Heiko Schulz, Kanzler der Bauhaus Universität Weimar und Bundessprecher der Kanzler, war gekommen, „den Kanzler einer der angesehensten deutschen Universitäten zu verabschieden“. Er skizzierte in seinem Festvortrag „Die Entwicklung der deutschen Universitäten in den letzten 15 Jahren aus der Sicht eines Kanzlers“ und erinnerte an die Veränderungen der Hochschullandschaft vor allem in den neuen Bundesländern.

  George Gershwins Klavierkonzert  
...und das Akademische Orchester unter Leitung von Veronika Stoertzenbach überbrachte seinen Dank „für die Unterstützung und das immer offene Ohr des Kanzlers für die schönste Nebensache der Welt, die Musik“ mit einer exzellenten Darbietung von George Gershwins Klavierkonzert.                          (Foto: Eppler)

 

 

 

Schwarze: Uni kein Wirtschaftsbetrieb  

„Ich will nicht wissen, wie es nicht geht, sondern wie es geht, wenn es eigentlich nicht geht“, beschrieb Joachim Schwarze seinen Arbeitsansatz und sich selbst als „nicht immer einfachen Kanzler“, der Änderungen immer in homöopathischen Dosen einführte. „Die Universität ist kein Wirtschaftsbetrieb, sondern wesentliche Basis unserer Bildung und Kultur“, mahnte Joachim Schwarze. „Wo bleiben die Geisteswissenschaften“ ,fragte er, „und wo die Zeit für die Forschung?“ Die Autonomie der Universität gelte es zu erhalten, betonte er, und sprach sich für eine gute Zusammenarbeit zwischen Universitätsrat und Senat aus. Der Verwaltung sprach er seinen ausdrücklichen Dank aus.

  „Mein Beruf hat mich immer begeistert“, sagte der scheidende Kanzler, wenn er ihm auch manche schlaflose Nacht bereitet habe.

  Seine Nachfolgerin Bettina Buhlmann schienen mögliche schlaflose Nächte nicht zu schrecken: „Ich freue mich darauf, mit anzupacken“. Unvoreingenommen und offen werde sie ihr Amt angehen, als „noch“ Lernende manche Dinge hinterfragen, aber auch neue Ideen einbringen. Mit Einführung der Studiengebühren erfahre der Servicegedanke in der Verwaltung eine neue Aktualität, sagte Buhlmann, die als weitere Herausforderungen die Ausschöpfung der Autonomie nach den Vorgaben des Landeshochschulgesetzes sieht sowie die geplante Umstellung der Uni auf einen Landesbetrieb. 

 Julia Alber/zi

 

 

 

 
last change: 28.05.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart