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Eine noch junge Tradition wird verankert > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Jahresfeier mit über 600 Gästen

Das Konzert von Akademischem Chor und Orchester der Universität Stuttgart, mit Auszügen aus Joseph Haydns Schöpfung, war glanzvoller Höhepunkt der zweiten Jahresfeier der Universität, zu der sich am 12. November 2005 über 600 Gäste aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Hörsaal 17.01 eingefunden hatten. Die Jahresfeier soll dem Gedankenaustausch zwischen Universität und Öffentlichkeit und als festliche Plattform für Ehrungen dienen.

  Rektor Dieter Fritsch  

Gutes von der Lage der Univer-sität konnte Rektor Dieter Fritsch den Gästen berichten.
                                 (Foto: Eppler)

„Die Weichen wurden richtig gestellt, die Lage der Uni ist gut“, sagte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch in seiner Begrüßungsrede. Rund 40 Prozent ihres Budgets erwirtschaftet die Uni selbst und mit Einführung der Studiengebühren könnte dieser Prozentsatz steigen. „Werden wir dann in die Freiheit entlassen?“, fragte Fritsch in Richtung der ministerialen Gäste. „Der Rektor ist ein Freund von virtuellen Welten, das hat sich herumgesprochen“, weiß Fritsch – Virtualisierung und e-Learning werden an der Uni Stuttgart ständig ausgebaut, die für ihr Medienkonzept beim Media Prix 2005 den ersten Preis erhielt.

  Das Erreichte, so Prof. Berthold Leibinger, sei als Ausgangspunkt für die anstehenden Veränderungen zu sehen und die Finanzierung der Uni sowie die Studiengebühren und die neuen Studiengänge im Hinblick auf den Wettbewerb um die besten Köpfe. „Die Wissenschaft braucht Freiräume“, mahnte der Universitätsratsvorsitzende, „verstellte Wege durch Ideologien können wir uns nicht leisten“.

  „Trotz aller Widrigkeiten ist die Uni gut positioniert“, befand Dr. Dieter Leicht, der als Vertreter des Mittelbaus sprach. Der auslaufende Solidaritätspakt habe – neben personellen Einbußen – eine Sicherheit der finanziellen Mittel erbracht. Wichtig sei es, die Politik immer wieder auf die Fähigkeiten der Uni hinzuweisen, sagte Leicht, und gab angesichts des von Seiten der Industrie ständig beklagten Nachwuchsmangels zu bedenken, ob Studiengebühren nicht kontraproduktiv seien. Den Master als Abschluss der ersten Wahl – der Studierendenvertreter Robert Jacobi konnte in diesem Punkt dem Rektorat nur zustimmen. Und wenn schon Studiengebühren, dann sollten mit diesen soziale Missstände behoben werden.

  Universitätsratsvorsitzender Berthold Leibinger  

Die Wissenschaft braucht Freiräume, mahnte Univer-sitätsratsvorsitzender Bert-hold Leibinger.

Sicher reisen – virtuell  

Ein Flug über Stuttgarts virtuelles dreidimensionales Zentrum, vom Grand Canyon hinein in das Schuhkartonmodell von Manhattan und schließlich in die virtuellen Räume des Instituts für Photogrammetrie – Dieter Fritsch nahm die Gäste der Jahrfeier mit auf die Reise. In seinem Festvortrag „Die Landkarte im Spannungsfeld von Internet und Multimedia“ erklärte er, wie die reale Welt zur möglichst realen virtuellen wird und präsentierte interessante Zahlen: Einer englischen Studie zufolge können nur zehn Prozent der Menschen Wanderkarten lesen und gar nur ein Prozent versteht thematische Karten, wie zum Beispiel geologische.

Ein Ehrensenator …  

Prof. Dr. h.c. Reinhold Würth, der auch als „Schraubenkönig“ bekannte Beiratsvorsitzende der Würth-Gruppe, übernahm 1954 im Alter von 19 Jahren die Schraubengroßhandlung seines Vaters in Künzelsau und baute sie zu einem weltweit agierenden Handelsunternehmen mit über 50.000 Mitarbeitern aus. Seit zehn Jahren engagiert sich Würth an der Uni Stuttgart in der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Befestigungstechnik am Institut für Werkstoffe im Bauwesen, führte sein Laudator, Prof. Rolf Eligehausen vom Institut für Werkstoffe im Bauwesen, unter anderem aus.

  Mittelbauvertreter Dieter Leicht  

Die Politik immer wieder auf die Fähigkeiten der Univer-sität hinzuweisen, empfahl Mittelbauvertreter Dieter Leicht.

vier Ehrendoktorwürden …  

Walter Dilger, Professor für konstruktiven Ingenieurbau und Brückendesign an der University of Calgary in Kanada, hat herausragende technisch-wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet des konstruktiven Ingenieurbaus erbracht. Er erforschte vor allem das Tragverhalten von Stahl- und Spannbeton sowie Anwendungen im Brückenbau.1934 in Maulbronn geboren, studierte und promovierte Dilger an der früheren TH Stuttgart, bevor aus einem einjährigen Forschungsaufenthalt in Calgary „lebenslänglich“ wurde, wie sein Laudator Prof. Jörg Schlaich, Emeritus für Massivbau, berichtete. Seit 26 Jahren setzt er sich für das Austauschprogramm zwischen beiden Universitäten ein.

  Denis Jérome, der 1979 erstmals den Nachweis von Supraleitung in organischen Kristallen erbracht hat, zählt heute zu den weltweit angesehensten und wichtigsten Vertretern dieses innovativen Gebiets, berichtete sein Laudator Prof. Martin Dressel vom Physikalischen Institut. Prof. Jérome (Jahrgang 1939) ist Mitglied des Solid State Physics Laboratory an der Universität Paris-Sud in Orsay und Director of Research am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Zu keiner anderen Universität in Deutschland unterhält Dennis Jérome so engen Kontakt wie zu den Arbeitsgruppen des Physikalischen Instituts der Uni Stuttgart, die organische Materialien untersuchen.
  Studierendenvertreter Robert Jakobi  

Den Master als Abschluss der ersten Wahl hält Stud-ierendenvertreter Robert Jakobi für sinnvoll.
                     (Foto: Eppler)

  Kurt Komarek, ein bereits vielfach ausgezeichneter Chemiker, wie Laudator Prof. Helmut Bertagnolli vom Institut für Physikalische Chemie hervorhob, hat mit seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Thermodynamik fester und flüssiger Mischphasen entscheidende Beiträge zur wissenschaftlichen Entwicklung auf internationaler Ebene geleistet. Der Emeritus der Universität Wien (Jahrgang 1926) unterhält zahlreiche internationale Kooperationen – unter anderem auch mit dem Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart.

  Egon Krause, Emeritus der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, zählt zu den bedeutendsten deutschen und internationalen Wissenschaftlern der Strömungsmechanik. Zu seinem Arbeitsspektrum zählen – wie Laudator Siegfried Wagner vom Institut für Aerodynamik und Gasdynamik ausführte – turbulente, Grenz- und Scherschichten, Über- und Hyperschallströmungen, Überschallverbrennung oder Strömungsprobleme des Verbrennungsmotors. Mit großem Erfolg setzte Prof. Krause als einer der ersten Wissenschaftler in Deutschland die von ihm bereits 1962 in den USA begonnenen Arbeiten auf dem Gebiet der Computational Fluid Dynamics fort.

  von links die Ehrendoktoren Prof. Denis Jérome (Paris), Prof. Kurt Komarek (Wien) und Prof. Egon Krause (Aachen), Ehrensenator Prof. Reinhold Würth (Künzelsau), Prof. Jan Koch (Wroclaw), der die Ehrenmedaille erhielt, und Ehrendoktor Prof. Walter Dilger (Calgary)  

Auch als festliche Plattform für Ehrungen dient die Jahresfeier. Unser Foto zeigt von links die Ehrendoktoren Prof. Denis Jérome (Paris), Prof. Kurt Komarek (Wien) und Prof. Egon Krause (Aachen), Ehrensenator Prof. Reinhold Würth (Künzelsau), Prof. Jan Koch (Wroclaw), der die Ehrenmedaille erhielt, und Ehrendoktor Prof. Walter Dilger (Calgary).

und eine Ehrenmedaille …

Jan Koch, Ordinarius für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der Politechnika Wroclaw (TU Breslau) bemühte sich bereits 1978 – trotz politischer Hürden – um Beziehungen zur Universität Stuttgart. Dank seiner Initiative besteht, wie Laudator Prof. Günter Pritschow vom Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen berichtete, seit 1981 ein Kooperationsvertrag zwischen beiden Hochschulen. Seit über 25 Jahren hält Prof. Koch Vorlesungen im Fach Werkzeugmaschinen an der Uni Stuttgart.  

Sechs neue Alumni teilen Freud und Leid

„Kein Mensch ist eine Insel“, bekannte Prof. Kurt Komarek, der Dankesworte für die Ausgezeichneten sprach: „Bei Ehrungen merkt man erst, wie viele Menschen einen unterstützt haben.“ Und weil sich die Geehrten nun als Alumni fühlen, werden sie „soweit es in unserer Macht steht, helfen“ und Leid und Freud der Uni teilen, die unter einem guten Stern stehe: „Wir gratulieren zu diesem Rektor, der das Zeug hat, für die Uni zu kämpfen“. Ein Empfang bot anschließend reichlich Gelegenheit zum Gespräch.

Julia Alber/zi

 

 

 

 
last change: 28.05.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart