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Deutsch-Chinesische Tagung zur Ethik der Hochtechnologien > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Hightech und Philosophie

Mit Philosophie und Ethik der Hochtechnologien befasste sich im Juli ein Symposion an der Dalian University of Technology (VR China). Im Zentrum des Interesses standen philosophische und ethische Probleme im Zusammenhang mit Gen-, Nano- und Computertechnologien. Veranstalter war die Forschungsstelle für deutschsprachige Technikphilosophie der TU Dalian in Verbindung mit den Instituten für Philosophie der Universität Stuttgart und der TU Berlin; für die Finanzierung sorgte das Deutsch-Chinesische Zentrum für Wissenschaftsförderung in Beijing.

Die Organisatoren Wenchao Li, der im vergangenen Semester eine Gastprofessur an der Universität Stuttgart innehatte* und Gouyu Wang hatten für die fünftägige Tagung jeweils zur Hälfte deutsche und chinesische Wissenschaftler verschiedener natur- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen zusammengebracht. Aus Deutschland reisten zwölf Wissenschaftler an, neben Hans Poser vom Institut für Philosophie der TU Berlin unter anderem Horst Werner Hahn vom Institut für Nanotechnologie der Universität Karlsruhe, der Technikphilosoph Klaus Kornwachs von der Universität Cottbus oder die Naturphilosophin Nicole Karafyllis aus Frankfurt (Main). Die Universität Stuttgart war durch Christoph Hubig und Andreas Luckner vom Institut für Philosophie vertreten. Auf chinesischer Seite fanden sich Kollegen unter anderem von der Universität Dalian (Zeyuan Liu, Zhongtuo Wang), der chinesischen Akademie der Naturwissenschaften (Zouxiu He) oder der Akademie der Sozialwissenschaften in Beijing (Renzong Qiu, Shaoping Gan) ein.

Neue Herausforderungen für die Ethik der Technik

Die Autoren: Der Stadtplaner Dr.-Ing. habil. Dietmar Reinborn (Jahrgang 1943, Fachgebiet Stadtbaugeschichte am Städtebau-Institut) und der Stadt- und Landschaftsplaner Dr.-Ing. Michael Koch (Jahrgang 1953, Büro Planung und Umwelt) sind seit Jahren in der Städtebauausbildung an mehreren Universitäten und in der Planungs- und Forschungspraxis tätig. Wesentliche Grundlagen und Erfahrungen für das Lehrbuch „Entwurfstraining im Städtebau“ haben sich aus gemeinsamen Lehrveranstaltungen am Städtebau-Institut und am Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität ergeben.

   Thema der Tagung waren die philosophischen und ethischen Dimensionen der Forschung im High-Tech-Bereich. Hochtechnologien werden im Rahmen anwendungsbezogener Grundlagenforschung vorangetrieben. Das bedeutet, dass herkömm-liche Prozesse einer Wissenstransformation von der Grundlagenforschung über eine angewandte Forschung hin zur Entwicklung und Innovation, wie sie für klassische Technologien maßgeblich sein mochten, nicht mehr in dieser Form gegeben sind. Nicht nur für die Technik und Wissenschaftsphilosophie, sondern auch für eine Ethik der Technik ergeben sich hierdurch neue Herausforderungen. Die heutigen Techniken sind derartig komplex und aufwändig geworden, sie binden in derart hohem Maße natürliche, ökonomische und soziale Ressourcen, dass ihre Amortisationslasten neben der wissenschaftlichen Neugier zusätzliche Rechtfertigung erfordern – im Bereich anwendungsorientierter Grundlagenforschung eben im Hinblick auf einen Anwendungsbezug. Der Unterschied zum bisherigen Prozess ist nicht nur gradueller Art. Vielmehr weist die Entwicklung neue Qualitäten auf: Es wird aus wissenschaftsexternen Gründen maßgeblich, was überhaupt wissenschaftsinterne Problem-lagen sind. Dies ruft nach allgemeinen ethischen Überlegungen in Bezug darauf, was aus welchen und wie zu bewertenden Gründen erforscht wird.

Kulturelle Unterschiede

Die bei der Tagung thematisierten drei Zweige angewandter Grundlagenforschung, die Nanosciences, die Gentechnik und das Ubiquitous Computing, sind sowohl in Deutschland als auch in China mit großen Hoffnungen und Erwartungen verbunden, aber auch mit großen Vorbehalten und Ängsten. Entsprechend kontrovers waren und sind die Debatten über die Frage einer Förderung oder Reglementierung. So wiesen die chinesischen Fachleute mehr auf die gesellschaftliche Wirkung der Hochtechnologien hin, während auf deutscher Seite eher technologische Prozesse als solche im Vordergrund standen. Aber es zeigen sich auch mögliche Konvergenzen vor dem Hintergrund der differenten Kulturen, Mensch- und Weltbilder. So wurde in vielen Vorträgen deutlich, dass die aus deutscher Sicht relativ liberale Haltung der Chinesen etwa in Fragen der Gentechnologie durchaus nicht als Sorglosigkeit interpretiert werden darf; der „Pragmatismus“ chinesischer Wissenschaftskultur ist kulturell bedingt und daher gerade Ausdruck eines bestimmten (eben anderen) Verständnisses davon, was es heißt ein Mensch zu sein. Es sind kulturelle Differenzen, die unterschiedliche technikethische Bewertungen nach sich ziehen – um so wichtiger ist das interkulturelle Gespräch über die Ethik und Philosophie der Technik zwischen Deutschland und China. Das nächste Deutsch-Chinesische Symposion wird den Zusammenhang von Technik, Ethik und Wirtschaft thematisieren; es wird im Jahr 2007 in Stuttgart stattfinden, veranstaltet vom Institut für Philosophie der Universität.                               Andreas Luckner/zi

*) Lesen Sie dazu den folgenden Beitrag

 

 

 

KONTAKT

 


Dr. Andreas Luckner
Institut für Philosophie
Tel. 0711/121 3658
Fax 0711/121 2492
e-mail: luckner@philo.uni-stuttgart.de

 

 

 

 

 

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Pressestelle der Universität Stuttgart