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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
20 Jahre Zentrum für Infrastrukturplanung:
Rüstzeug für bessere Lebensbedingungen

Sie kamen in bunten Hawaiihemden und bestickten Kaftanen, in dunklem Anzug und Jeans: Zum 20-jährigen Bestehen des Zentrums für Infrastrukturplanung folgten Absolventen aus aller Herren Länder der Einladung nach Stuttgart, um Ende Oktober 2004 bei einem Symposion über die Herausforderungen und Perspektiven der weltweiten Verstädterung zu diskutieren.
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Wenn Sanjoy Dutta träumt, stellt er sich Neu Delhi als saubere und effiziente Stadt vor. Damit der Traum nicht Utopie bleibt, betreut der indische Städteplaner den Aufbau des U-Bahn-Netzes in der 11-Millionen-Metropole. Das Rüstzeug dazu bekam Dutta am Stuttgarter Zentrum für Infrastrukturplanung, wo er 1989 seinen „Master of Infra-structure Planning“ absolvierte.

 „Als der englischsprachige Studiengang 1983 ins Leben gerufen wurde, war er ein Novum in Deutschland“, betonte Prof. Jürgen Giesecke, der langjährige Leiter des Zentrums, in seinem Rückblick. Die zweijährige Ausbildung vermittelt technische und planerische Schlüsselqualifikationen an Fachkräfte aus den Entwicklungs-ländern. Nach der Rückkehr in die Heimat planen die Absolventen Verkehrsnetze und Wohnviertel, Trinkwasser-systeme oder Schulen und verbessern so die Lebensverhältnisse der Menschen.

 Das Konzept war ein Erfolg. Jedes Jahr drängen rund 300 Bewerber auf die 30 Studienplätze. Über 230 Absol-venten aus über 60 Ländern haben den Abschluss erworben. Sie bekleiden inzwischen Führungspositionen in Asien, Afrika oder Südamerika, einige haben den Sprung in hohe politische Ämter geschafft.

 

 
Internationale Studierende des Masterkurses.        (Foto: Murat)

Bundesweite Vorbildfunktion

Aber auch in Deutschland machte der Studiengang Schule, betonte Prorektor Prof. Horst Thomé: „Er legte in Stuttgart den Grundstein für fünf weitere englischsprachige Studiengänge und hatte bundes-weit Vorbildfunktion.“

 Durchaus kritisch setzte sich Prof. Peter Treuner als einer der Gründerväter mit den sich wandelnden Konzepten in der Infra-strukturpolitik auseinander. Ging es ursprünglich darum, Wirtsch-aftsförderung zu betreiben und Verkehrswege zu schaffen, so erstreckte sich Infrastrukturplanung später auf die Verbesserung der physik-alischen, personellen und strukturellen Rahmenbedingungen. Immer wichtiger werde dabei der Faktor Bildung: „Kein technisch noch so perfekt ausgestattetes Krankenhaus kann ohne qualifiziertes Personal funktionieren.“ Aber auch in der Umsetzung lägen noch Effizienzreserven. „Selbst gut geplante Projekte schlagen fehl, wenn das Verständnis in den Ländern fehlt.“ Diese Erfahrungen seien in Lehr-programme umzusetzen, unterstrich Treuner. „Die Infrastrukturplanung kann, muss und sie wird verbessert werden.“

 

Gastreferentin Than Than Thwe im Gespräch mit einem Kollegen.                            ( Foto Murat)

Von den Lösungen anderer lernen

Was die Graduierten seit ihrem Weggang von Stuttgart geleistet haben, stellten sie in Vorträgen und Präsen-tationen vor. Ob Stadtteilarbeit in Brasilien oder U-Bahn-Bau in Neu Delhi, Umweltmanagement auf den Philippinen oder nach-haltige Landnutzung in Bangladesh: Alle Projekte trugen in sich den Geist des Zentrums, Wissen-schaft und Praxis, akademische Strenge und handwerk-lichen Pragmatismus zusammenzubringen.

 Dass dies nicht immer einfach ist, hat auch Than Than Thwe erfahren. Die Absolventin plant heute Satellitenstädte und Industriegebiete in Myanmar, dem einstigen Burma. „In Europa wird viel über die Verkehrsinfrastruktur diskutiert“, nennt die junge Frau ein Beispiel, „in Asien dagegen brauchen die Menschen sauberes Wasser und Sanitär-anlagen.“ Trotzdem kam Than Than Thwe gerne zum Erfahrungsaustausch mit den früheren Kollegen. „Unsere Länder und Projekte sind verschieden, aber viele Probleme sind ähnlich. Deshalb können wir von den Lösungen der anderen lernen.“
 

Andrea Mayer-Grenu/uk
 

 

KONTAKT


Zentrum für Infrastrukturplanung
Tel. 0711/685-6558
Fax 0711/685-6582
e-mail: elke.schneider@zip.uni-stuttgart.de
www.uni-stuttgart.de/zip/


 

 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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