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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Podiumsdiskussion:  
Studiengebühren – was sonst?

Das Thema Studiengebühren mobilisiert. Am 26. April hatte der studentische Arbeitskreis Bildung der Uni Lehrende, Studierende sowie hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft zur Podiums-diskussion „Studiengebühren – was sonst?“ geladen. Der Hörsaal 17.01 war bis auf den letzten Platz besetzt und die von dem Göppinger Mediziner Prof. Volker Ulrich souverän moderierte Diskussion heftig.
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 Ziel der Studiengebühren sei es, sagte Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg, die Lehre in den Hochschulen besser zu stellen. Die 500 Euro pro Semester sollten auch zu einer Einstellungsveränderung der Studierenden beitragen. Und studieren könnten aufgrund von erst ab einem bestimmten Einkommen zurückzu-zahlenden Darlehen weiterhin alle. Zudem flössen die Gebühren in Form von Tutorenstellen zurück an die Studierenden. Bei der Hochschulfinanzierung setzt Frankenberg aber auch auf Spenden, „die eher von denen kommen, die einst Studiengebühren bezahlt haben“.

 

 
Über Studiengebühren diskutieren Peter Frankenberg, Dieter Fritsch, Voker Ulrich, Ger-Joachim Mamber, Carla Bregenzer und Franz Boszak (von links).

„Sozial gerechte Studiengebühren gibt es nicht“, befand die hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Carla Bregenzer: „Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Die Aufhebung der Studiengebühren in den 70-er Jahren und die Einführung des BaföG hätten die Studieren-denzahlen aus sozial schwachen Familien deutlich ansteigen lassen, die Bafög-Kürzungen deren Zahl deutlich gesenkt, betonte Bregenzer. Durch die Studiengebühren werde die Situation an den Hochschulen zudem nur „marginal“ verbessert – bei rund 138 Millionen kämen beispielsweise auf die Uni Stuttgart pro Jahr „nur rund fünf bis sieben Millionen Euro“.

 Drastisch machte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch auf das ständig schmalere Budget der Universitäten aufmerksam: „Uns ist jedes Mittel recht, um zu mehr Geld zu kommen.“ Schleichend habe sich der Staat aus der Finanzieurng zurückgezogen, sagte Fritsch. Aber immer mehr Studierende mit immer weniger Planstellen betreuen sei nicht machbar. Sozialverträgliche Lösungen forderte der Rektor für die Studiengebühren, die „auf jeden Fall an den Universitäten bleiben und in die Lehre fließen sollen“, und – wenn es nach ihm ginge – schon zum Winter-semester 2005/6 eingeführt würden.

 
Bis auf den letzen Platz gefüllt war der Hörsaal. (Foto: Eppler)

 Für Gert-Joachim Mamber, Personalreferent und Fachkoor-dinator für Bildungsarbeit bei HP Deutschland, ist „Bildung ein kostbares Gut“. HP habe bei Weiterbildungen deshalb auch das Beteiligungsmodell gewählt. Mamber begüßte die Diskussion um die Studiengebühren, das „bringt Bewegung in die Hochschullandschaft“, sei aber nur ein Teil, um die Hochschulen international wettbewerbsfähig zu machen. Diese müssten sich auch „kreativer“ in der Industrie umschauen.

 Ein Finanzierungskonzept konnte Franz Bozsak, Sprecher des AK Bildung, der „Bildung als Staatsaufgabe“ sieht und eine „andere Prioritätensetzung“ bei den Finanzen fordert, nicht vorweisen, aber „eine Vision“. Staat und Wirtschaft seien gefordert, das Studium attraktiver zu machen. Die Studierenden behalten „ihre Uni“ in guter Erinnerung und unterstützen diese dann später. Ein erster Schritt dazu, findet Bozsak, sei in Form der Alumninetzwerke schon getan. Eine „Leidensgemeinschaft der Zahlenden“ dagegen schrecke die Jugend nur vom Studium ab, bringe der Industrie keine qualifizierten Mitarbeiter und dem Staat mehr Arbeitslose.

 


Julia Alber

 

 

 


last change: 28.05.05 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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