Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Forschungsprojekt European Social Survey“:
Deutschland - eine Republik zweier Kulturen?

Europa wächst zusammen, nicht erst seit der Einführung des Euros. Die Deutschen jedoch müssen mehr als 15 Jahre nach der Wiedervereinigung neben dem europäischen Einigungsprozess auch ihre „innere Einheit“ bewältigen. Ist Deutschland als „Republik zweier politischer Kulturen“ ein Sonderfall in Euro-pa? Die Frage stellt das internationale Forschungsprojekt „European Social Survey“, an dem Prof. Oscar W. Gabriel, geschäftsführender Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften der Uni, sowie Kollegen aus Mannheim, Mainz und Köln beteiligt sind.
kleinbal.gif (902 Byte)

 

Prozentanteile der Werte 7 bis 10 der Zufriedenheitsskala von 1 (äußerst unzufrieden) bis 10 (äußerst zufrieden). Daten der ersten Welle des European Social Survey 2002-2003.                                                                (Quelle: Institut)

Die bisher größte Studie dieser Art stellt erstmals und umfassend einen doppelten Vergleich an: Zum einen werden soziale und politische Einstellungen der West- und Ostdeutschen einander gegenüber-stellt. Zum anderen wird Deutschland mit west- und osteuropäischen Ländern verglichen. Damit werden zwei wichtige Fragen beantwortet: Wie einheitlich ist die politische Kultur in Deutschland heute? Und: Wie fallen die Einstellungen der Deutschen im Vergleich mit den übrigen Europäern aus?

 

Klare Trennlinien

Zum umfangreichen Fragenprogramm des European Social Survey gehört die allgemeine Lebenszufrie-denheit. Es zeigt sich eine klare Trennlinie zwischen den ost- und westeuropäischen Demokratien, aber auch zwischen Ost- und Westdeutschland: Die subjektive Lebensqualität in den postkommunistischen Gesellschaften ist deutlich niedriger. Auch für das Vertrauen in politische Institutionen, in die Politiker, das Rechtssystem oder die Polizei finden sich sowohl ost-westeuropäische als auch innerdeutsche Differenzen: Osteuropäer und Ost-deutsche haben weniger Vertrauen.

 

 

Europa wächst zusammen - auch in den Köpfen der Menschen?(Quelle: Europäische Kommission)

Unzufriedene Deutsche

Im Hinblick auf die Bewertung von Demokratie, Reg-ierung, Wirtschaft, Gesundheits- und Bildungssys-tem finden sich die Deutschen dagegen „in Unzu-friedenheit vereint“: Gemeinsam mit Polen, Portugal und Italien bilden sie das Schlusslicht des euro-päischen Zufriedenheitsrankings. Dagegen gehören die Deutschen beim politischen Interesse, der Nut-zung politischer Informationen in den Medien und der politischen Beteiligung zur Spitzengruppe.

 

20 Länder beteiligt

 Zwanzig Länder sind an dem Umfrageprojekt European Social Survey beteiligt. Die repräsentativen Befragungen fanden erstmals 2002/2003 statt und sollen künftig im Zweijahresrhythmus wiederholt werden. Langfristiges Ziel ist es, die Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensmuster der Bevölkerungen der jeweiligen Länder zu besch-reiben und zu erklären.

Ausgewählte Projektergebnisse wurden im März in Berlin vorgestellt. Einen Überblick bietet auch der von Jan van Deth herausgegebene, Anfang 2005 beim VS Verlag für Sozialwissenschaften erschienene Sammelband „Deut-schland in Europa“.

 Finanziert wurde die Teilnahme Deutschlands von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Koor-dination liegt bei einem international besetzten Gremium. Für die Durchführung der Studien in den einzelnen Ländern sorgen nationale Wissenschaftlerteams. In Deutschland sind dies neben Prof. Gabriel Prof. Jan van Deth (Universität Mannheim), Prof. Heiner Meulemann (Universität Köln) und Prof. Edeltraud Roller (Universität Mainz). Die Geschäftsführung liegt bei Katja Neller (Universität Stuttgart).                                                            uk

 

KONTAKT

Prof. Dr. Oscar W. Gabriel und Katja Neller
Institut für Sozialwissenschaften
Politische Systeme und Politische Soziologie
Tel. 0711/121-3430
e-mail: oscar.gabriel@po.pol.uni-stuttgart.de
katja.neller@po.pol.uni-stuttgart.de

 

 

 

 

 


last change: 04.06.05 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen