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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Mechatronik - Stuttgart und Hohenheim kooperieren:
Zuverlässigkeit beginnt in der Entwicklungsphase

Seit Oktober 2002 läuft an der Universität Stuttgart im Rahmen der DFG Forschergruppe 460 das Projekt „Entwicklung von Konzepten und Methoden zur Ermittlung der Zuverlässigkeit mechatronischer Sys-teme in frühen Entwicklungsphasen“. Federführend ist das Institut für Maschinenelemente (IMA) der Uni unter der Leitung von Prof. Bernd Bertsche. Als Partner beteiligt sind das Institut für Technische Infor-matik (ITI), das Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik (IAS), das Institut für Konstruktion und Fertigung in der Feinwerktechnik (IKFF) sowie das Institut für angewandte Mathematik und Statistik der Universität Hohenheim.
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Mechatronische Systeme sind heutzutage allgegenwärtig. Durch die funktionale Vereinigung von Mechanik, Elektronik und Software ist es möglich, die Produkteigenschaften zu verbessern. Ein Beispiel hierfür sind stufenlose Getriebe. Die grundlegende Idee für dieses Konzept ist schon lange bekannt. Doch erst durch die Nutzung leistungsfähiger Informationsverarbeitungssysteme kann die Getriebemechanik so gesteuert werden, dass sich im Vergleich zu rein mechanischen Konzepten Wirkungsgrade verbessern und Spritverbräuche verringern lassen.

Die Kehrseite der Medaille: Gerade im Automobilsektor machen mechatronische Systeme immer häufiger durch mangelnde Zuverlässigkeit von sich reden - und schaden dem Image der Hersteller gewaltig. Die Probleme haben mehrere Ursachen. So werden zum einen die Systeme immer komplexer, während andererseits die Produktleben-szyklen immer kürzer werden.

 

Ansatz in früher Entwicklungsphase

Da Zuverlässigkeit ein konstruiertes Wesensmerkmal eines Produktes ist, muss diesem Umstand auch im Ent-wicklungsprozess selbst Rechnung getragen werden. Praktisch ist das bisher jedoch nicht der Fall. Schon die frühen Entwicklungsphasen sind für die spätere Zuverlässigkeit entscheidend. In diesem Stadium geht es vor allem darum, in die Konzeptentwicklung und -auswahl einzugreifen, um unzuverlässige Lösungen frühzeitig zu erkennen, zu eliminieren und dadurch unnötige Entwicklungsschleifen zu vermeiden.

 Zur Unterstützung dieser Entscheidungen müssen die zur Verfügung stehenden Daten analysiert und ihr Aus-sagegehalt untersucht werden. Datenunsicherheiten und die typischerweise nur ansatzmäßige Systemdetail-lierung beispielsweise in Form von Konzeptskizzen oder groben Funktionsablaufplänen sind hierbei eine große Herausforderung.

 Begegnet wird ihr durch Methoden zur Berücksichtigung der Unsicherheit wie der Monte-Carlo-Methode und durch die Nutzung von Expertenwissen. IMA-Mitarbeiter und Mathematiker arbeiten dabei institutsübergreifend zusammen. Ein Ergebnis ist die Bewertung der konzeptionellen Über- oder Unterlegenheit verschiedener Mecha-nikkonzepte (zum Beispiel Planeten- versus Stirnradsatz) bei gegebenen Rahmenbedingungen (beispielsweise Bauraumrestriktionen).  

 

Künftig greifen Zuverlässigkeitsanalysen bereits im Frühstadium der Konzeption. (Quelle: Institut)

Ganzheitliche Modelle

Während das IMA den Schwerpunkt bei mechanischen Systemumfängen legt, unterstützen die Mathematiker die Bildung von Modellen und ihre Analyse innerhalb der For-schergruppe. Schwerpunkte sind hierbei stochastische Modelle komplexer Systeme und Punktprozesse, wie sie für die quantitative Analyse der Softwarezuverlässigkeit eingesetzt werden.

 Am IAS wird mittels eines ganzheitlichen, qualitativen Modells das mechatronische System zunächst modelliert und anschließend hinsichtlich der Zuverlässigkeit anal-ysiert. Darüber hinaus werden Systemarchitekturen und Zuverlässigkeitsstrategien für mechatronische Systeme untersucht.

 Kerngebiet der Elektroniker im Team ist die Entwicklung von Entwurfsmethoden und Hardware-Architekturen, welche die Validierung, die Verifikation und den Test der informationsverarbeitenden Hardwarekomponenten eines mechatronischen Systems unterstützen.

 Am IKFF stehen feinwerktechnische Antriebe im Mittelpunkt. Ziele sind die Datensammlung auf Elementebene sowie das Erarbeiten von Methoden für die Ermittlung der Systemzuverlässigkeit in der Entwurfsphase. Schlie-ßlich sind die Ergebnisse auf frühe Entwicklungsphasen zu übertragen.

 Durch die Vereinigung der Ergebnisse aus den Forschungsteilprojekten sollen Methoden entwickelt werden, die möglichst alle Facetten der Mechatronik abdecken. So werden ganzheitliche Ansätze geschaffen. Ein aktuelles Teilprojekt zwischen den Mathematikern, dem IAS und dem IMA zielt beispielsweise auf die Analyse möglicher quantitativer Zuverlässigkeitsaussagen für softwareintensive mechatronische Systeme in frühen Entwicklungs-phasen ab.   uk
 

 

KONTAKT

Prof. Dr. Ing. Bernd Bertsche
Institut für Maschinenelemente
Tel. 0711/685-6165
Fax 0711/685-6319
e-mail: bertsche@ima.uni-stuttgart.de

 

 

 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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