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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Bundesweit erster Lehrstuhl für Kraftfahrzeugmechatronik:
„Die Kunst der Mechatronik beherrschen“

Seit dem Wintersemester 2004 hat sich am Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen der Universität Stuttgart (IVK) zu den Professuren Verbrennungsmotoren, Kraftfahrwesen und Fahrzeug-konzepte ein weiterer Lehrstuhl gesellt - der Stiftungslehrstuhl für Kraftfahrzeugmechatronik. Am 3. November wurde der erste Lehrstuhl dieser Disziplin an einer Universtität in Deutschland der Presse vorgestellt. Prof. Michael Bargende, geschäftsführender Direktor des IVK, freute sich: „Damit haben wir in Stuttgart eine einmalige Abdeckung der wissenschaftlichen Themen rund ums Automobil und beste Bedingungen für die Ausbildung qualifizierter Ingenieure für die Automobilindustrie.“
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Unter der Leitung von Prof. Hans-Christian Reuss, einem ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet der Mecha-tronik, kann nun im Studiengang Fahrzeug- und Motorentechnik die Kraftfahrzeugmechatronik als neues Haupt- und Pflichtfach gewählt werden - 50 Studierende haben sich schon dafür entschieden.

 Der 1998 eingeführte und bundesweit einmalige Diplomstudiengang Fahrzeug- und Motorentechnik kann mit den größten Anfängerzahlen aufwarten - 358 Studierende haben sich eingeschrieben. Doch weit wichtiger: „Die Absolventen werden uns aus den Händen gerissen“, weiß Michael Bargende, der nicht nur Direktor des IVK ist, sondern auch Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS). 1930 wurde das, so Bargende, „größte unabhängige Institut in Baden-Württemberg für Fahrzeug- und Motorentechnik“ gegründet. Die Stiftung bürgerlichen Rechts, in deren Kuratorium Vertreter großer Auto- und Zulieferfirmen sitzen, finanziert sich durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die hauptsächlich im Auftrag der Automobilindustrie durchgeführt werden. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass die 2002 vom Institut gestartete Suche nach Lehrstuhlstiftern erfolgreich verlief: die Unternehmen Behr, Bosch, Dekra, Porsche und die ZF Friedrichshafen finanzieren den Lehrstuhl für Kraftfahrzeugmechatronik mit 1,9 Millionen Euro über zehn Jahre. „Nun können wir das Kraftfahrzeug komplett und ganzheitlich bearbeiten“, betonte Prof. Jochen Wiedemann vom Lehrstuhl für Kraftfahrwesen am IVK und Vorstandsmitglied des FKFS.

 

Konsequenter Ausbau

Ohne Mechatronik läuft in der Kraftfahrzeugentwicklung heute fast nichts mehr: In dem um 1975 in Japan gepräg-ten Wort treffen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationsverarbeitung zusammen. „Das Kraftfahrzeug ist ein eindrückliches Beispiel für ein mechatronisches System“, erklärte Hans-Christian Reuss, finden sich darin doch beispielsweise unter vielem anderen Automatikgetriebe, ABS (automatisches Antiblockiersystem), elektronische Motorensteuerung, Sicherheits- und Fahrerinformationsfunktionen - im VW Phaeton beispielsweise verbindet all diese Systeme ein vier Kilometer langer Kabelbaum. „Wir brauchen Ingenieure, die die Kunst der Mechatronik beherrschen, die das denken können und nicht nur Dreierteams“, betonte Reuss, und: „Mit dem Stiftungslehrstuhl für Kfz-Mechatronik setzt die Universität Stuttgart den Ausbau des Schwerpunkts Kraftfahrzeugtechnik konse-quent fort. Dies ist umso wichtiger, als Stuttgart nicht nur die Wiege des Automobils, sondern nach Detroit der weltweit zweitgrößte Standort der Automobilindustrie ist.“ 

Komplexe technische Komponenten machen Systeme wie dieses CVT Getriebe störanfällig.
                                                     (Quelle: Institut)

 Für die Lehre hat sich Hans-Christian Reuss vorgenom-men, die „Leute sollen selbst Hand anlegen und mit den vorhandenen Werkzeugen arbeiten.“ Vom Trocken-schwimmen hält der Professor nichts, der zugleich auch Vorstandsmitglied des FKFS ist. Ziel der Forschung wird die Entwicklung neuer Funktionen für das Auto sowie die Erarbeitung und Verbesserung von Methoden und Werkzeugen für Entwurf, Test und Diagnose sein. So stehen beispielsweise Auslegung und Regelung von Hybridantrieben auf der Forschungsagenda, die voraus-schauende Steuerung des Antriebssystems mit Hilfe digitaler Karten und GPS-Ortung, Fahrerassistenz-systeme sowie die Entwicklung situationsbezogener Gangwahlstrategien für automatische Getriebe im Pkw und im Nutzfahrzeug. Und: Da Reuss an seinen Wechsel von der Technischen Hochschule Dresden an die Uni Stuttgart eine Bedingung geknüpft hat, wird bald ein Vierrad-Multikonfigurations-Bordnetz und Antriebsstrang-prüfstand das Forschungsfeld am Institut erweitern. „Der Kanzler hat zugestimmt, der Prüfstand wird gebaut“, freute sich der Ordinarius des neuen Stiftungslehrstuhls Kraftfahrzeugmechatronik.

Julia Alber


KONTAKT

Prof. Hans-Christian Reuss
Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen
Tel. 0711/685-5628
Fax 0711/685-5710
e-mail: info@ivk.uni-stuttgart.de

 

 

 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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