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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Daidalos erforscht mobile Kommunikation:
Internetdienste im Auto

Die Zusammenführung der Zugangstechnologien von Telefon, Rundfunk und Internet ist das Ziel des EU-Forschungsprojektes Daidalos, an dessen Budget die Uni mit 780 000 Euro beteiligt ist. Ein Workshop am Rechenzentrum stellte das Projekt vor und diskutierte Chancen und Grenzen der neuen Techno-logie.
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Wenn Bart M. Watson, fiktiver Mitarbeiter beim Autobauer BMW, in nicht allzu ferner Zukunft beim Frühstück im Internet „Chicken and Eggs“ spielt, braucht die Fahrt zur Arbeit der Partie kein Ende mehr zu setzen. Mit einem elektronischen, drahtlosen „Autoschlüssel“ kann er sich im Wagen authentifizieren und das Spiel auf einem Bordcomputer fortführen, wenn er im Stau steht. Genauso kann er auf dem Bildschirm die aktuelle Verkehrs-situation abrufen oder während der Fahrt seine Lieblingsmusik aus dem Netz laden.

 Möglich wird dies durch die Verschmelzung von Mobilfunk- und Rundfunkkommunikation. Sie steht im Mittelpunkt von Daidalos. Das Kürzel bedeutet „Designing Advanced Interfaces for the Delivery and Administration of Location independent Optimised personal Services”. Dahinter verbirgt sich der Versuch, digitales Fernsehen sowie vorhand-ene und zukünftige Netztechnologien zu einer gemeinsamen Plattform zu integrieren. Auf dieser kann ein Endnut-zer unabhängig von seinem Aufenthaltsort weitere Dienste abrufen. Der Schlüssel hierzu ist die Gestaltung einer fortgeschrittenen Netzarchitektur für Systeme „Beyond 3G“, die auf dem neuen Internet-Protokoll „Mobile IPv6” basieren.

 Mehr als 100 Forscher und Wissenschaftler aus ganz Europa beteiligten sich an dem Workshop, um die Ergeb-nisse des ersten Projektjahres zu diskutieren. Hauptthema war die theoretischen Aufbereitung der Ansätze und Konzepte, insbesondere zur Integration heterogener Netzwerke, zur Nutzung und Abrechnung von Diensten sowie zur Datensicherheit. Erste praktische Demonstrationen und Prototypen verdeutlichten, wie die neue Technologie die Kommunikation verändert.

 

Mobilitätsszenarios sorgen für Gesprächsstof.
(Foto: Eppler)

Komplexe Fragen

„Technisch ist die Integration schon heute möglich“, sagt Jürgen Jähnert, Leiter der LAN-Abteilung sowie der For-schungsgruppe „Kommunikationssysteme“ am Rechen-zentrum. „Der Workshop macht aber auch die Komplexität der Fragen deutlich, die bei einer Integration der verschied-enen Komponenten hin zu einem anwendungsfreundlichen System noch zu lösen sind.“

 Zu den Problemen zählen der Datenschutz sowie die Wahrung der Privatsphäre, einer der Schwerpunkte des Stuttgarter „Arbeitspakets“. Ihre Brisanz verdeutlicht das Szenario „Mobile Universität“: Künftig werden Studierende nämlich nicht nur in virtuellen Fachforen diskutieren und forschen. Die Vernetzung von Handy, Computer und Note-book macht es vielmehr prinzipiell möglich, jederzeit zu wissen, ob sich ein Kommilitone auf dem Campus befindet, wo er steckt und was er tut. „Um die Akzeptanz eines derartigen Systems nicht zu gefährden, sind strengste Schutzmechanismen nötig“, unterstreicht Christian Hauser, Mitarbeiter am Institut für Kommunikationsnetze und Rechnersysteme (IKR) der Uni. 

 

Personalisierte Internetdienste sind bald auch im Auto nutzbar. (Quelle: BMW)

Innovative Schutzmechanismen

Daher liegt einer der Schwerpunkte von Daidalos darauf, von Anfang an innovative, weitreichende Schutzstrategien zu integrieren. So soll der Benutzer jederzeit die Kontrolle darüber haben, welche Informationen er an welchen Dienst-anbieter preisgeben möchte. Darüber hinaus werden die Daten anonymisiert. „Die informationelle Selbstbestimmung der Benutzer wird gewahrt“, unterstreicht Hauser.

Aber auch ökonomische Faktoren bremsen das technisch Mögliche. Aufgrund der Wirtschaftsflaute werden neue Technologien nur zögerlich eingeführt. „Kein Telekom-Operator würde heute ‚Daidalos Services’ explizit auf der Basis von Mobile IPv6 anbieten,“ meint Jähnert. Man müsse sich jedoch auf den erhofften Aufschwung vorbereit-en. Anstöße könnten die weitere Ausbreitung des digitalen Fernsehens, DVB sowie die Funktechnik Wimax geben, deren technische Einführung Ende 2005 erwartet wird und die zu einer Konkurrenz für den Übertragungsstandard UMTS avancieren dürfte.

Andrea Mayer-Grenu

 

KONTAKT

Dipl.Ing. Christian Hauser
Institut für Kommunikationsnetze und Rechnersysteme
Tel. 0711/685-7990
e-mail: hauser@ikr.uni-stuttgart.de

 

 

 


last change: 03.06.05 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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