Große Zettel
verkündeten es an den gläsernen Eingangstüren des
Züblinhauses in Möhringen: Ausverkauft! Wer keine Karte
ergattert hatte, musste am 18. Juli auf die Klavierlöwen
verzichten, die an diesem Tag zum dritten und letzen Mal in
diesem Jahr die Bühne „unsicher“ machten. Die Solisten der
Stuttgarter Musikhochschule, begleitet vom Akademischen
Orchester der Universität Stuttgart, waren mal
Schmuse-katzen, mal gefährliche Löwen, je nachdem, was
Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy oder Gershwin forderten,
und begeisterten das Publikum. Als zum Schluss Chor und
Orchester der Universität mit Bernsteins Chichester Psalms
brillierten, war der Funke schon längst übergesprungen -
nach andächtigem Schweigen brandete der Applaus auf. |
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Einblick in eine lebendige Universität gaben den
Gästen die musikalisch untermalten Metamorphosen.
(Foto: Eppler) |
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Veronika Stoertzenbach führte
die Musiker souverän.
(Foto: Murat) |
Akademischer Chor und Akademisches Orchester sind aus der
Stuttgarter Hochschullandschaft nicht mehr wegzudenken. Die
rund 200 Mitglieder, Studierende aller Fakultäten und
Musikfreunde aus dem Stuttgarter Raum, verbindet die
Begeisterung für die Musik und das gemeinsame Musizieren.
Professionelle Musiker oder Sänger sucht man unter ihnen
vergebens, auch wenn dies so mancher Zuhörer nur schwer
glauben mag. Und obwohl das Engagement „reines
Freizeitvergnügen“ ist, kennt Universitätsmusikdirektorin
Veronika Stoertzenbach keine Nachwuchsprobleme: „Bei manchen
Instrumenten haben wir sogar Wartelisten“, erzählt sie.
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Begeistertes Publikum, hier bei einem Konzert in der
Musikhochschule. |
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Kaum einer glaubt, dass die Mitwirkenden keine
Profimusiker sind. (Fotos: Murat) |
Guter Kontakt zur Musikhochschule
Auf 15 bis 20 Veranstaltungen kommen Chor und Orchester im
Jubiläumsjahr der Universität. „Da muss ich schon aufpassen,
dass es nicht zu viel wird für das Ensemble“, ist sich
Veronika Stoertzenbach bewusst. „Drei Klavierlöwen“ - eine
eigens zum Jubiläumsjahr ins Leben gerufene Konzertreihe -
kamen schon zur Aufführung, mal im Audimax der Universität,
mal im Turm der Musikhochschule, zu der die
Universitätsmusikdirektorin eine gute Beziehung pflegt,
sucht und findet sie dort doch immer wieder ihre Solisten
für die Aufführungen von Chor und Orchester. „Den
Außenstehenden ist oft nicht klar, wie viel Arbeit dahinter
steckt, bis man mit einem Stück auf die Bühne kann“, bemerkt
Veronika Stoertzenbach immer wieder. Gerne wählt sie deshalb
auch für ihre Arbeit und die des Ensembles den Vergleich mit
einem Sportler, der Monate um Monate übt, um dann nur an
seinem Auftritt gemessen zu werden, der manchmal wenige
Sekunden dauert. Für den Festakt zum Jubiläumsjahr hatte sie
sich aber etwas Besonderes überlegt: Mit dem Film
„Metamorphosen“, der, unterlegt mit einer Symphonie von
Sibelius, Menschen im Ensemble und an der Uni zeigte, ging
sie der „menschlichen Seite der Uni“ auf den Grund.
Auch im Wintersemester gab es Gelegenheit, die Uni-Musiker
zu hören, etwa bei Uni Inside am 28. Oktober, einem
Festabend für die Mitarbeiter der Universität, beim
Universitätsball am 19. November oder bei der „Stunde der
Kirchenmusik“ am 26. November in der Stuttgarter
Stiftskirche. Und nicht zu vergessen, auch bei Ehrungen, bei
Diplom- und Promotionsfeiern oder sonstigen universitären
Veranstaltungen tragen Mitglieder des Orchesters immer
wieder zur musikalischen Umrahmung bei.
Pläne für das Jahr 2005 gibt es längst, auch wenn es
das Jubiläumsjahr in sich hatte. So denkt Veronika
Stoertzen-bach zum Beispiel an einen musikalischen Uniabend,
an dem die Uniangehörigen zusammenkommen, sich kennen lernen
können, oder an eine kleine Konzertreihe im Audimax, das
seit seiner Renovierung zur Freude von Veronika
Stoertzenbach zu einem der besten akustischen Säle in
Stuttgart geworden ist. Eine besondere Herausforderung wird
vermutlich der Festabend zu „20 Jahre Sommer im Züblinhaus“,
eine Veranstaltung, die Veronika Stoertzenbach einst mit ins
Leben rief. Geplant ist es, den „Fliegenden Holländer“ von
Wagner auf die Bühne zu bringen - na dann: toi, toi, toi.
Übrigens: FACOUS, der Förderverein des Akademischen
Chores und Orchesters der Universität Stuttgart, freut sich
immer über Mitglieder und Spenden. Die Mitgliedschaft ist
kostenlos, Spenden sind steuerlich absetzbar (www.
uni-stuttgart.de/akaorch/facous).
Julia Alber
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