Stuttgarter unikurier
Nr. 94 Dezember 2004 |
Großer
Festakt zum 175. Jubiläum:
Teufel: „Uni Stuttgart ist ein Juwel in der
Hochschullandschaft“ |
Mit einem großen
Festakt und rund 1.600 geladenen Gästen feierte die
Universität Stuttgart im Kultur- und Kongresszentrum
Liederhalle am 9. Juli ihr Jubiläum. Bewusst hatte die
Universität für diesen Anlass nicht die traditionelle Form
akademischer Feiern gewählt, sondern eine moderne Form, die
das Selbstver-ständnis einer jungen, modernen Hochschule zum
Ausdruck brachte. Musikalisch umrahmt von Akademischem Chor
und Akademischem Orchester der Universität Stuttgart unter
Leitung von Veronika Stoertzenbach wurde über die Zukunft
der Uni „getalkt“. Neben dem Moderator Wieland Backes kamen
dabei junge Professorinnen und Professoren aus Stuttgart zu
Wort, die von guter Forschungs- und Nachwuchsförderung
sprachen, die Interdisziplinarität lobten und die Uni
Stuttgart als exzellentes Basislager für weitere Gipfel
sehen. In der zweiten Runde mit den Professoren Peter
Frankenberg, Berthold Leibinger, Dieter Fritsch und dem
Studenten Daniel Krätschmer ging es um das neue
Hochschul-gesetz, die Selbstverwaltung der Universität und
Studiengebühren - letztere fanden nur auf Studenten-seite
keine Zustimmung. Natürlich gab es auch Begrüßungsreden
sowie eine Festansprache und beim anschließenden Empfang im
Foyer des Hegelsaales viele weitere gute Gespräche. |
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Investitionen in die Universität Stuttgart lohnen
sich, versichert Unirektor Dieter Fritsch (rechts)
Ministerpräsident Erwin Teufel und
Wissenschafts-minister Peter Frankenberg (Mitte). |
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Die Uni Stuttgart als exzellentes Basislager für
weitere Gipfel lobten im Gespräch mit Wieland Backes (Mitte)
die Professoren Wilfried Alt, Artemis Alexiadou, Barbara
Wohlmuth und Frank Allgoewer (von links).
(Fotos: Eppler) |
„Seit jeher versteht sich die Uni Stuttgart als
Traditionsschmiede“, sagte Prof. Dr. Dieter Fritsch bei
seiner Begrüßungsrede. 1829 als Vereinigte Real- und
Gewerbeschule mit zwei Lehrern und 57 Schülern gestartet,
ist nun nach „175 erfolgreichen Jahren“ eine Universität mit
140 Instituten, zehn Fakultäten, 5.000 Beschäftigten und
20.000 Studierenden daraus geworden. Der Rektor wies auch
auf die rund 300 Universitäten aus aller Welt hin, die die
Uni Stuttgart zu ihren Kooperationspartnern zählt, und auf
ihre Internationalität. Rund 27 Prozent der Studierenden
kommen aus dem Ausland. Da jeder Euro der Landesfördermittel
derzeit pro Jahr mit rund 80 Prozent Drittmitteln verzinst
wird, hatte Fritsch noch einen Vorschlag für den
Ministerpräsidenten: „Wir bieten Ihnen die beste Verzinsung.
Ist das kein Grund, über mehr Investitionen in die
Universität nachzudenken?“
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Um hochschulpolitische Themen ging es in der zweiten
Gesprächsrunde mit Unirektor Dieter Fritsch,
Wissenschaftsminister Peter Frankenberg, Moderator
Wieland Backes, Trumpf-Chef Berthold Leibinger und
dem Studenten Daniel Krätschmer (von links). |
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Viel Gesprächsstoff gab es beim Empfang im Foyer des
Hegelsaals.
(Fotos: Eppler) |
Humus der Industrialisierung
Eine klare Antwort gab Ministerpräsident Erwin Teufel auf
diesen Vorschlag nicht, aber er lobte: „Ihre Universität ist
ein Juwel in der baden-württembergischen
Hochschullandschaft. Gäbe es nur Spitzenuniversitäten wie
diese, könnten wir die Diskussion um die Elite-Universitäten
einstellen“, und „gerade in den technischen Disziplinen
gehört die Universität Stuttgart zum Besten, was Deutschland
zu bieten hat.“ In seiner Festansprache erinnerte Teufel
daran, wie vor 175 Jahren - aus der Not heraus - die
Hochschulen in Stuttgart und Karlsruhe gegründet wurden. Vom
reinen, von Hungersnöten gebeutelten Agrarstaat kam damit
eine wirtschaftliche Entwicklung hin zu einer der führenden
Industrieregionen Europas in Gang. Auf diese Geschichte sei
die noch heute hier vorhandene Begeisterung für Ingenieure
und Tüftler zurückführen: „Sie sind Humus und Pflanzstätte
der Industrialisierung in unserem Lande.“
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Ihren Studierenden biete die Universität Stuttgart eine
hervorragende fachliche Ausbildung und sie bilde
Persönlichkeiten heran, lobte der Ministerpräsident: „In
diesem Sinn sollten sich alle Universitäten als
Eliteschmieden verstehen.“ Für die Zukunft mahnte er
Innovationsbereitschaft an, Prioritäten zu setzen und die
Stärken zu stärken. Nicht die letzte Verästelung im
Lehrangebot zähle, sondern ein scharfes Profil. Teufel
begrüßte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich, dass die
Universität Stuttgart finanzielle Engpässe zum Anlass
genommen habe, sich über die eigenen Stärken Klarheit zu
verschaffen und neue Schwerpunkt-setzungen vorzunehmen.
Wichtig sei zudem der enge Kontakt zur Wirtschaft, da nur
mit deren Hilfe die Qualität an den Universitäten erhalten
bleiben könne. Die „insgesamt neun Stiftungsprofessuren und
die hohen Drittmittel“ wertete er als „Beleg, dass die
Universität Stuttgart in der Wirtschaft großes Vertrauen
genießt“. Teufel verwies auf das neue Hochschulgesetz, mit
dem die Eigenverantwortung der Universitäten gestärkt werden
solle. Dies bedeute auch, noch sparsamer und effizienter mit
Steuermitteln umzugehen und die Studieninhalte den sich
wandelnden Bedingungen in Wirtschaft und Gesellschaft
anzupassen. „Wir stehen auch in Zukunft an Ihrer Seite“,
betonte der Ministerpräsident abschließend.
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Die Freundesvereinigung wird die Universität weiter
begleiten, versprach Vorsitzender Claus Dieter
Hoffmann. |
Aus bescheidenen Anfängen zu internationalem Rang
Dr. Claus Dieter Hoffmann, 1. Vorsitzender der Vereinigung
von Freunden der Universität Stuttgart, zeigt sich stolz,
„wie sich aus bescheidenen Anfängen eine große Universität
von internationalem Rang entwickelt hat.“. Zur
175-Jahr-Feier haben die 1.200 Mitglieder für das
Internationale Begegnungszentrum einen Zuschuss von 350.000
Euro ermöglicht. Die Unterstützungen durch die
Freundesvereinigung soll jedoch nicht die Finanzierung aus
öffentlichen Mitteln ersetzen. Die Neustrukturierung der
Universität solle konsequent fortgesetzt werden, sagte
Hoffmann, und er wünschte der Uni, dass sie sich ihre
Studierenden in der Zukunft nach Leistungskriterien
aussuchen darf und die Lehrenden nach Leistung bezahlen. Der
Verein der Freunde der Universität Stuttgart hat 80 Jahre
lang seine Universität begleitet - und „wird es auch noch
weiter tun“, hob er hervor.
Ein Highlight der Festveranstaltung bildeten die
„Metamorphosen in Film und Musik“. Die gemeinsam von
Universitätsmusikdirektorin Veronika Stoertzenbach und der
Firma Mackevision gestaltete szenische Inszenierung -
begleitet vom Akademischen Orchester mit einer Symphonie von
Jean Sibelius - begeisterte die Gäste mit Bildern einer
lebendigen, jungen Universität. Der Abend bot eine Vielzahl
von Anknüpfungspunkten für angeregte Gespräche beim Empfang
- dort hatten die Gäste auch Gelegenheit, sich von der
Innovationsfähigkeit der Universität zu überzeugen: ein bei
einem Studentenprojekt der Fakultät Architektur und
Stadtplanung entstandener, mit innovativen Materialien
gebauter Ausstellungspavillon bildete einen Blickfang.
Julia Alber/zi
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