|
|
Modelle für die Universität Stuttgart diskutierten
Berthold Leibinger, Claus Dieter Hofmann, Dieter
Fritsch, Wolfgang Niess als Moderator, Jörg Menno
Harms und Franz Bozsak.
(Foto: Eppler) |
|
|
Zahlreiche Gäste besuchten den Infostand des
Alumninetzwerks.
(Foto: Stephan) |
Neben Teilnehmern aus Deutschland und verschiedenen
europäischen Ländern waren auch Gäste aus der Ukraine,
Japan, China, Benin und den USA angereist. Nach der
Begrüßung durch Rektor Prof. Dieter Fritsch gab es mehrere
Themen-Führungen durch den Informatik-Neubau, die großen
Anklang beim Publikum fanden. Anschließend bot sich durch
die Kombination von Alumni-Tag und dem Tag der offenen Tür
ein vielseitiges und spannendes Programm für die Ehemaligen:
Sie konnten ihre früheren Institute, Lehrer und Kollegen
besuchen, einen Blick in die Präsentationen der Studiengänge
werfen oder bei internationaler Bewirtung und Musik das
Sommerfest auf der Festwiese genießen. Informationen zum
Alumni-Programm der Uni Stuttgart erhielten alte und neue
Mitglieder des Alumni-Netzwerks am gut besuchten Infostand
von alumnius.
Preis der Freunde
Nachmittags wurde der „Preis der Freunde“ an den
wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen. Acht Diplomarbeiten
und eine Magisterarbeit wurden mit jeweils 1.000 Euro
prämiert. Auch drei Dissertationen erhielten den mit jeweils
5.000 Euro dotierten Preis. Preisträgerin Dr. Kerstin Renz
von der Fakultät für Architektur und Stadtplanung hat über
den Industriearchitekten und Unternehmer Philipp Jakob Manz
promoviert. „Sie ist als Grenzgängerin meisterhaft zwischen
verschiedenen Disziplinen gewandelt und hat wunderbar
prägnant die bemerkenswerte Persönlichkeit nachgezeichnet“,
lobte Prof. Jens Weitkamp. Dr. Martin Kraus von der Fakultät
für Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik hat
bei seiner Arbeit ein verbessertes Programm zur
Visualisierung entwickelt, das für viele verschiedene
Fachbereiche genutzt werden kann. Dritter Preisträger ist
Dr. Piet O. Schmidt von der Fakultät für Mathematik und
Physik. Er beschäftigte sich mit den Streueigenschaften von
ultrakalten Chromatomen, dieses Wissen könnte der
Entwicklung neuartiger Atomlaser dienen.
Wege in die Zukunft
Ehemalige, Studierende, Förderer und prominente Gäste
diskutierten am frühen Abend bei der öffentlichen
Podiums-diskussion über „Wege in die Zukunft: Visionen und
Modelle für die Universität Stuttgart!“. Für die Moderation
sorgte Wolfgang Niess vom SWR, der ebenfalls an der
Universität Stuttgart studiert hat. Die Frage „Wie wird die
Uni in 25 Jahren aussehen?“ weckte große Visionen bei den
Diskussionsteilnehmern. „Bis dahin möchte ich die Uni
Stuttgart auf technischem Gebiet unter den zehn besten Unis
der Welt sehen“, hofft Trumpf-Chef Prof. Berthold Leibinger,
der Vorsitzender des Unirats, Alumnus der Uni Stuttgart und
Ehrenmitglied bei alumnius ist. Auch Dr. Claus Dieter
Hoffmann, Vorsitzender der Vereinigung von Freunden der
Universität Stuttgart, wünscht sich, dass sich die Uni in 25
Jahren auf ihre Stärken besonnen hat und deshalb führend auf
technischem Gebiet ist. „Dies ist wichtig, man kann nicht
auf allen Gebieten Spitze sein.“
Unirektor Prof. Fritsch dazu selbstbewusst: „Die Uni
ist jetzt schon eine Spitzen-Uni und wird auch in 25 Jahren
dazugehören.“ Auch differenzierte Studiengebühren werde es
in 25 Jahren geben, die als Drittmittel dann auch für eine
bessere Betreuungssituation sorgen würden. Zudem möchte er,
dass die Uni bis dahin ihre Studenten selbst auswählen kann.
„Wir wollen die besten“, forderte er. Prof. Jörg Menno
Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung Hewlett-Packard
Deutschland und ebenfalls aktiver Alumnus und Ehrenmitglied
bei alumnius, sieht gar einen Kampf um die besten Köpfe
voraus. Frank Bozsak, Student der Luft- und Raumfahrttechnik
und Mitglied des Arbeitskreises Bildung der Uni, hofft, dass
es in 25 Jahren ein autonomes Hochschulzentrum der
Stuttgarter Uni mit den Unis in Tübingen und Hohenheim gibt.
Reizthema Elite-Uni
Zum Reizthema Elite-Uni sagte Leibinger: „Elite kann man
nicht künstlich herstellen, aber wir müssen zugeben, dass es
Eliten gibt. Bozsak gab zu bedenken, ob unter Elite nur noch
Studierende aus wohlsituierter Familie zu verstehen wären,
wenn Studiengebühren eingeführt würden. Schließlich sei das
Stipendiensystem im Moment noch miserabel. „Wer will den
Schuldenberg bezahlen?“ Um seine Visionen zu realisieren,
würde Fritsch am liebsten das Hochschul-rahmengesetz komplett
abschaffen und nur noch ein sehr schlankes
Landeshochschulgesetz erhalten. Hoffmann forderte
organisatorische Reformen: „Kein Berufsbeamtentum mehr,
Professoren auf Lebenszeit muss es nicht geben, besser wäre
eine leistungsbezogene Bezahlung.“ Das Wichtigste für die
Zukunft der Uni Stuttgart ist für Rektor Fritsch
Planungssicherheit, vor allem in finanzieller Hinsicht.
Zudem wünscht er sich einen deutlich höheren Frauenanteil
unter den Studierenden und der Professorenschaft. Auch die
Kinderbetreuung müsse verbessert werden.
Der Alumni-Tag klang am späten Abend in der Mensa aus
- mit schwäbischen Gerichten und beschwingter Musik von der
Uni-Big-Band.
Birgit Vennemann
|