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Stuttgarter unikurier Nr. 94 Dezember 2004
Brückenschlag zur Schule:
Mit Abfall gestalten
 

„Was machen denn die weißen Leute da vorn?“, will das kleine Mädchen von seiner Mutter wissen, doch die muss passen. Auch sie hat noch keine Ahnung, was da am Tag der offenen Tür auf dem Campus in Vaihingen zwischen Pfaffenwaldring 9 und 7 steht und aus der Ferne an Mumien erinnert - die in schwarzen Müllcontainern stehen?

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Abfall als KunstWertStoff.
Einen Blickfang beim Tag der offenen Tür bildeten die „12 Sinnenden“.                                           (Fotos: Eppler)
 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Wir wollten zur 175-Jahr-Feier der Universität Stuttgart etwas anderes machen, als nur eine rein technische Demonstration“, erklärt Martin Kranert, stellvertretender Geschäftsführender Direktor des Instituts für Siedlungs-wasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft. Eine gläserne Kläranlage auf der Königstraße war die erste Idee, die jedoch zu viele Probleme aufgeworfen hätte, und so kam Idee Nummer zwei zum Zug: Kunst und Abfall verbinden. So entstand das Projekt „KunstWertStoff“. „Das ist zwar nicht ganz neu“, räumt der Professor ein, „wurde an der Uni aber noch nie realisiert.“

 

(Foto: Institut)

 Die Künstler, Schülerinnen und Schüler der Klassen 13, 12 und 7 der Jörg-Ratgeb-Schule in Stuttgart Neugereut, setzten sich mit Konsum, Zukunft, Umwelt, Kreislaufwirtschaft und nachhaltigem Handeln auseinander, und innerhalb eines Jahres entstanden so unter anderem die „12 Sinnenden“ - keineswegs Mumien. Inspiriert durch den Verpackungs-künstler Christo haben sich Rosa, Lisa, Michael, Daniela, Konstantin, Markus, Oliver, Nathalie, Kathrin, Marion, Katrin und Dimitrios aus der 13. Klasse selbst Modell gestanden und Figuren aus fest verschnürtem Zeitungspapier erschaffen, die somit tausende von Informationen in sich enthalten und sinnend in die Welt blicken. Stellvertretend sollen sie für jene Menschen stehen, die sich ihrer Umwelt bewusst sind und diese reflektieren. 

 In Ahnlehnung an den Objektkünstler Edward Kienholz beschäftigte sich die 12. Klasse mit „Symbolen der Gesellschaft“. Die Ergebnisse sind beeindruckend. So hat zum Beispiel Nermin bei ihrem Werk „Mein Wissen bist du“ einen blinden Kopf auf einen Fernseher gesetzt, der dessen Infos durch einen Schlauch einsaugt. Bei Veronika „regiert Geld die Welt“, das eine weiße Gipshand festhält, die einer Erdkugel übergestülpt ist, und „What if?“ fragt der von Katharina mit Zeitungen gefüllte Kopf.

 „Alles in allem sind wir seitens unseres Instituts mehr als zufrieden. Es hat Spaß gemacht, es war interessant, anregend und spannend“, sagt Andreas Sihler, der sehr glücklich über diese Kunstaktion ist, die zudem eine überaus positive Resonanz vorweisen kann - auch Medienvertreter waren an den imposant in Szene gesetzten Kunstwerken interessiert. Besonders beeindruckt hat Sihler die gute Zusammenarbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern der unterschiedlichen Klassenstufen. „Ich denke, der Brückenschlag mit einem Gymnasium ist sehr gut gelungen, und wir sind motiviert, so etwas zu wiederholen, natürlich mit einer neuen Idee.“
 

Julia Alber

 

 


last change: 22.12.04 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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