Der erst 24-jährige Linde konnte an diesem Tag sogar gleich
zwei Diplome, in Mathematik und Physik, entgegennehmen. Der
Unternehmer, Ehrensenator und Ehrendoktor der Universität
Stuttgart, Artur Fischer, ließ es sich nicht nehmen, den nach
ihm benannten Preis selbst zu überreichen. Er forderte:
„Kreativität muss wieder den Stellenwert besitzen, der als
Motor neue Arbeitsplätze schafft.“ Daneben bemängelte er, dass
der Wettbewerb fast nur noch an Zahlen gemessen werde: „Wir
müssen uns auch der Frage widmen, wie Probleme gelöst werden
können, ohne dass der Mensch auf der Strecke bleibt.“
Quantenmechanische Teilchen im Schlossgarten
Auch die Studierenden zeichneten die besten Dozenten aus.
Den Preis für die beste Wahlpflichtvorlesung erhielt Prof.
Günter Mahler für seine Vorlesung „Theoretische Quantenoptik“
und Dr. Rudolf Hilfer bekam zum dritten Mal den Preis für
seine Kursvorlesung. Auch eine kabarettistische Einlage hatten
die Studenten erdacht. In Anlehnung an die Sendung mit der
Maus erklärten sie physikalische Phänomene. Dazu hatten sie
beispielsweise Prof. Gert Denninger und einige Studenten als
„Quantenmechanische Teilchen“ in den Stuttgarter Schlossgarten
geschickt und deren „Bewegungsabläufe“ gefilmt.
Prof. Tilman Pfau gab den rund 250 Gästen einen
filmischen Rückblick auf die erfolgreiche Woche der
„Highlights der Physik“. Unter großem Einsatz der Mitarbeiter
und Studierenden des Fachbereichs Physik und mit Unterstützung
des Bundesforschungsministeriums hatte die Veranstaltung in
der Liederhalle und rund um den Schlossplatz etwa 25.000
Besucher angezogen.
In drei Minuten vom Urknall zum Menschen
Eigentlich sollte Prof. Harald Lesch von der
Ludwig-Maximilian-Universität München einen Vortrag zum Thema
„Was sind und warum gelten Naturgesetze?“ halten. Doch
zunächst machte der auch durch Wissenschafts-sendungen im
Fernsehen bekannte Physiker seinem Unmut über bevorstehende
Änderungen der Hochschu-gesetze Luft und erhielt dafür viel
Beifall vom Publikum. „Wir müssen aufpassen, dass unsere Unis
nicht zerstört werden. Ich möchte mich nicht kaputt verwalten
lassen.“ Eine Universität sei kein Zulieferbetrieb für die
Wirtschaft. Sie solle nicht nur ausbilden, sondern auch
bilden.
Anschließend begeisterte er das Auditorium mit seinem
schwungvollen Vortrag. Im rasanten Tempo von rund drei Minuten
erklärte er die Vorgänge vom Urknall bis zum Auftauchen des
Menschen auf der Erde. Dann erläuterte er
naturwissenschaftliche Methoden. „Dogmen sind in der
Naturwissenschaft streng verboten! Zu unserem Handwerkszeug
gehört der Zweifel“, stellte er klar. Naturgesetze seien
Prinzipien, die beschreiben, wie Dinge funktionieren. „Kein
Ingenieur kann etwas bauen, ohne sie zu beachten.“
Birgit Vennemann