„Beim Planen und Bauen im Bestand gilt es, der
Baugeschichte eines Gebäudes gerecht zu werden“, so Meike
Gerchow vom Institut für Baukonstruktion I bei der
Ausstellungseröffnung „Weiterbauen - Ergebnisse aus dem
Lehr-Cluster Planen und Bauen im Bestand“ im Sommer-semester
2004. In Kooperation mit den Instituten für
Architekturgeschichte sowie für Darstellen und Gestalten I
präsentierte das Institut für Baukonstruktion I im 5. Stock
der Keplerstraße 11 mehrere Beispiele für Lerninhalte und
Arbeitsgebiete aus dem Lehr-Cluster, der inzwischen eine gut
vierjährige Erprobungsphase hinter sich hat.
Roter Faden durchs Studium
Innerhalb dieser vier Jahre wurde die Kooperation und
fachliche Beratung zwischen den Instituten der Fakultät
aufgebaut und die Lehrinhalte so aufeinander abgestimmt, dass
sie die Studierenden nun als „roter Faden“ durch ihr Studium
begleiten. Die Fächer im Lehrcluster Planen und Bauen im
Bestand, von verschiedenen Instituten angeboten, bauen
aufeinander auf und ergänzen sich durch vertiefende und
weiterführende Themen. In den integrierten Seminaren werden
die Kernkompetenzen der am Cluster Beteiligten sowie der
kooperierenden Institute und eingeladenen Fachleute genutzt.
Die Entwürfe im folgenden Semester, die wahlweise durch
begleitende Seminare ergänzt werden können, basieren auf den
zuvor gewonnenen Ergebnissen und Erkenntnissen, und
schließlich werden die Themen für Seminare und Entwürfe so
aufeinander abgestimmt, dass auch Einzelaspekte, besonders in
der Baugeschichte, vertieft werden können. Auf diese Weise
lernen die Studierenden, Sanierungs- und Nutzungskonzepte für
bestehende, auch denkmalgeschützte Gebäude und Ensembles zu
entwickeln und in der Praxis umzusetzen.
Start mit Cannstatter Zuckerfabrik
Angefangen hat alles im Wintersemester 1999/2000 mit der
ehemaligen Zuckerfabrik in Stuttgart Bad-Cannstatt, es folgten
die Handwerkskammer Stuttgart, „Prediger“ und Johanniskirche
in Schwäbisch Gmünd - hier wirkte erstmals das Institut für
Architekturgeschichte mit - sowie die „Spinnerei Otto“.
Zuletzt widmeten sich die Studierenden dem GEDOK-Haus in
Stuttgart aus den 1950er-Jahren, das 1959 aufgrund der
beispielhaften Zusammenarbeit zwischen Bauherrin und
Architektin - Grit Bauer-Revellio war bei der
Ausstellungseröffnung anwesend - mit dem Paul-Bonatz Preis der
Stadt Stuttgart ausgezeichnet wurde.
„Wenn sich die Studierenden mit der bestehenden
Bausubstanz und denkmalgeschützten Bauten auseinander setzen
und sich auf ein Weiterbauen einlassen, dann eröffnet sich
ihnen ein breites Spektrum an Betätigungs-möglichkeiten“,
betonte Meike Gerchow, und zudem erwarte die zukünftigen
Architekten eine wirklich interdisziplinäre Arbeit.
Julia Alber
*) In „Nachrichten & Berichte“ informieren wir über die
neue Gastprofessur für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege der
Wüstenrot Stiftung.