Im Sommersemester 1994 mit etwa 40 Studentinnen und
Studenten gestartet, haben sich im Wintersemester 2003/2004
über 130 junge Leute im Studiengang Umweltschutztechnik
eingeschrieben. Besonders erfreulich ist der hohe
Frauenanteil von über 30 Prozent. „Das zunächst zarte
Pflänzchen ist zu einem stattlichen Gewächs herangewachsen,
auf das die Universität zu Recht stolz sein kann“, sagte
Prof. Ulrich Rott, Vorsitzender der gemeinsamen Kommission
Umweltschutztechnik, und erinnerte an die „beispiellose
Kooperation“ von zehn Fakultäten und 40 Instituten, die vor
zehn Jahren die Umweltschutztechnik aus der Taufe gehoben
haben - einen Studiengang mit „begeisterten Studenten,
engagierten Mitarbeitern und einem Lehrkörper ohne
verkrustete Strukturen.“ Für die beste Hochschulwebseite in
Baden-Württemberg überreichte 1998 der damalige
Wissenschaftsminister Klaus von Trotha gar den mit 10.000
Mark dotierten Campus Award.Um die zunächst großen
Zweifel und Vorbehalte gegenüber dem neuen Studiengang zu
überwinden, waren rund zehn Jahre Überzeugungsarbeit
notwendig, aber entsprechend dem Motto „Was lange währt,
wird endlich gut“ habe sich das Experiment nun zu einer
Erfolgsstory entwickelt, so Prof. Dieter Fritsch. Gerade
aufgrund der großen Breite und interdisziplinär
ausgerichteten Ausbildung - über die Fakultätsgrenzen hinweg
- sei es eine gute Entscheidung gewesen, diesen Studiengang
ins Leben zu rufen, betonte der Uni-Rektor, und die
„Wirtschaft gibt uns Recht“. Die Absolventen und
Absolventinnen, Generalisten mit vertieften Kenntnissen in
speziellen Gebieten, sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Rund
200 stehen inzwischen in Lohn und Brot bei Firmen,
Forschungseinrichtungen oder Behörden.
Umwelt-Know-how für den Weltmarkt
Nach fünf Jahren wurde der Studiengang 1998 positiv
evaluiert - das Experiment wurde zur Dauereinrichtung, mit
der Vorgabe, auch einen englischsprachigen Masterstudiengang
anzubieten. So gibt es nun seit 2002 den internationalen,
dreisemestrigen Masterstudiengang Air Quality Control, Solid
Waste and Waste Water Process Engineering
(WASTE), dessen erste 23 Absolventen im November 2003
verabschiedet werden konnten, und auch einen
Bachelorstudiengang Umweltschutztechnik. Das vielfältige
Know-how der Uni Stuttgart auf dem Gebiet der
Umweltschutztechnik wird somit für den Weltmarkt zugänglich.
Die University of Cairo hat schon Interesse an einer
Kooperation angemeldet, erklärte Prof. Dieter Fritsch.
„Es war der erste Studiengang in Deutschland, der
sich mit der Umweltschutztechnik beschäftigte“, erinnerte
sich Prof. Wolfram Ressel. Der Dekan der Fakultät Bau- und
Umweltingenieur-wissenschaften hofft auf weitere zehn Jahre
und eine prosperierende Zukunft, mahnte jedoch im Hinblick
auf Finanzengpässe, dass „die Qualität der Lehre immer nur
so weit gegeben ist, wie es die finanzielle Ausstattung
ermöglicht“, denn „Praktiker kann man nicht im Hörsaal
ausbilden“.
Wie es sich für ein Jubiläum gehört, waren auch
Gastredner geladen. Hartmut Müller von der Robert Bosch GmbH
behandelte das Thema „Umwelttechnik - Bedeutung und
Perspektiven im Unternehmen“. Dr.-Ing. Frieder Haakh vom
Zweckwasserverband Landeswasserversorgung Stuttgart sprach
über „Wasser- das blaue Gold“ und übergab erstmals den mit
500 Euro dotierten „Aqua-Studienpreis“ für eine Diplom- oder
Masterarbeit der wasserbezogenen Fächer der Fakultät Bau-
und Umweltingenieurwissenschaften der Uni Stuttgart. Jens
Götzinger, der am Lehrstuhl für Hydrologie und
Geohydrologie, Institut für Wasserbau, seine Doktorarbeit
begonnen hat, durfte den Preis für seine Diplomarbeit
„Hochwasserschutzkonzeption für kleine Einzugsgebiete am
Beispiel der Gemeinde Gingen an der Fils“ in Empfang nehmen.
Julia Alber