Aerodynamikexperte Siegfried Wagner verabschiedet
Von der Gebäudeaerodynamik über die Simulation der
Strömungs-Struktur-Wechselwirkung von Hubschrauber-rotoren
bis zur Windkanaltechnik reicht die Bandbreite der
Forschungsgebiete von Prof. Siegfried Wagner. Professor
Wagner war Inhaber des Lehrstuhls für Aerodynamik und
Gasdynamik und Direktor des gleichnamigen Instituts (IAG)
der Universität Stuttgart von 1991 bis Ende März 2004. Aus
Anlass seines Wechsels in den Ruhestand veranstaltete das
IAG im Sommersemester ein internationales Kolloquium, bei
dem Fachleute aus dem In- und Ausland die jüngsten
Forschungsergebnisse vorstellten.
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Siegfried Wagner |
Siegfried Wagner begann seine Laufbahn mit dem Studium
des Allgemeinen Maschinenbaus an der Technischen Hochschule
in München, wo er 1967 promovierte. Ein Stipendium
ermöglichte ihm danach einen Forschungs-aufenthalt am Ames
Research Center der NASA. 1970 übernahm er die Leitung der
Abteilung Aerodynamik bei MBB. 1975 nahm er den Ruf als
C4-Professor für Luftfahrttechnik der Universität der
Bundeswehr München an. Dort baute er die Forschung an einem
transonischen Windkanal auf.
Nach seinem Wechsel nach Stuttgart setzte Prof.
Siegfried Wagner die in München begonnenen Aktivitäten fort
und griff Arbeitsgebiete des IAG neu auf. Dazu zählte die
Gebäudeaerodynamik und die Erforschung des
laminar-turbulenten Strömungsumschlags durch die direkte
numerische Simulation (DNS) und experimentell mit Hilfe von
störungsarmen Wind- und Wasser-kanälen.
Rund
200 Gäste waren der Einladung zum Kolloquium gefolgt, das
durch die Verabschiedung zusätzlich einen familiären
Charakter erhielt. Den Fachvorträgen aus den verschiedenen
Bereichen der Strömungs-mechanik, wie zum Beispiel über den
Zusammenhang zwischen induziertem Auftrieb und
Flügelspitzenform (Prof. Richard Eppler, Stuttgart) und die
Entstehung aerodynamischen Lärms (Prof. Joseph Liu,
Providence) folgten Vorträge aus den verschiedenen
Abteilungen des Instituts. Hier konnte neben der unter Prof.
Wagner entstandenen Vielseitigkeit der
Forschungs-aktivitäten auch deren Qualität und Aktualität
gezeigt werden.
Zusammen
mit den Mitarbeitern entwickelte er Algorithmen zur
numerischen Lösung der strömungsmechanischen Optimierung von
Luftfahrzeugkomponenten. Weitere Forschungsarbeiten
befassten sich mit der Entwicklung adaptiver Strukturen für
Luftfahrzeuge. Im experimentellen Bereich erarbeitete er
neue Messmethoden für die Windkanaltechnik, die
beispielsweise die Windwirkung auf Brücken und Hochbauten
besser ermitteln können. Neben seinem Engagement für den
Lehrstuhl und das Institut war Professor Wagner von 1996 bis
1998 Dekan der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik sowie
von 1995 bis 1996 und von 1997 bis 1998 Prodekan. Er war
Mitglied des Verwaltungsrats und von 1998 bis 2002 Mitglied
des Senats der Uni Stuttgart. Für die DFG und verschiedene
Fachzeitschriften ist er auf dem Gebiet der
Strömungsmechanik als Gutachter tätig. Auch war bzw. ist er
Mitglied verschiedener Sonderforschungsbereiche und der
sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er
ist Beirat für die Planung und Beschaffung von
Höchstleistungsrechnern in Deutschland und gehört den
Lenkungs-ausschüssen für das Höchstleistungsrechenzentrum
Stuttgart und den Höchstleistungsrechner Bayern an, hier ist
er Vorsitzender.
Birgit Vennemann
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