Es ist eine seltene Anerkennung, die der Gattin des ägyptischen Staatspräsidenten bei einem Festakt im Haus der Wirtschaft
zuteil wurde. Hochrangige Gäste waren zu dem Festakt angereist, darunter der ägyptische Minister für Gesundheit,
Professor Mohamed Awad Tag El-Deen, der Minister für Erziehung, Professor Amr Ezzat Salama, sowie der ägyptische Botschafter
in Deutschland, Mohamed Al-Orabi, sein Kollege in der Schweiz, Nehad Zekry, und Martin Kobler, der deutsche Botschafter in
Ägypten. Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und sein Vorgänger Manfred Rommel weilten unter den Gästen.
Die Universität Stuttgart vergibt diese Auszeichnung nur an Persönlichkeiten mit besonderem Vorbildcharakter,
die sich in besonderer Weise um das Gemeinwesen verdient gemacht haben. Zuletzt waren dies Prof. Hans L. Merkle aus dem
Hause Bosch (1994) sowie der frühere Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker (1995). Es traf sich gut, dass in diesem Jahr,
in dem Suzanne Mubarak die Ehrenbürge-rwürde erhielt, sich auch die Partnerschaft zwischen den Städten Kairo und Stuttgart zum
25. Mal jährte. Während ihres dreitägigen Stuttgarter Aufenthaltes absolvierte die ägyptische First Lady ein umfangreiches
Programm; unter anderem besuchte sie das Stuttgarter Olgahospital, das ihr beim Bau eines Krankenhauses für krebskranke
Kinder hilft.
Frau mit Visionen
Als „Frau mit einzigartigen Visionen und Missionen“ würdigte Rektor Prof. Dieter Fritsch Suzanne Mubarak,
die sich in einer Vielzahl sozialer Projekte in ihrem Land engagiert. So trat sie dafür ein, dass alle Kinder unter
16 Jahren freien Zugang zu Unterricht und Lernmitteln haben. Sie gründete die Integrated International Care Society,
die soziale, kulturelle und medizinische Dienste für Schulkinder anbietet, und initiierte mehrere Alphabetisierungs-programme.
Aber auch den Aufbau der German University in Cairo (GUC), der sie als ständige Beraterin angehört, unterstützte Suzanne
Mubarak couragiert. „Das Ergebnis ihrer Arbeit ist ein bemerkenswerter Rückgang von Bildungsdefiziten und Analphabetismus in
Ägypten“, betonte Fritsch. „Ihr Kampf für Chancengleichheit und Toleranz, kurz für die Werte der Humanität, soll uns ein
Vorbild sein.“
Als First Lady könne Suzanne Mubarak andere Signale setzen als ein Politiker, hob Staatsminister Ulrich
Müller hervor. Ihr Eintreten für Bildung, ihr soziales Engagement und ihr Unternehmergeist entsprächen baden-württembergischer
Tradition. „Damit reiht sich Suzanne Mubarak in hervorragender Weise in die Reihe der Ehrenbürger der Universität Stuttgart ein.“
Leitfigur im Prozess des Wandels
Liz Mohn, Geschäftsführerin der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft und Mitglied im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG,
unterstrich in ihrer persönlich gehaltenen Laudatio das Verantwortungsbewusstsein, die Tatkraft und die Kreativität, mit
der Suzanne Mubarak ihre hochgesteckten Ziele verfolgt. Beide Frauen arbeiteten beim Aufbau der Mubarak Public Library und
anderen Bertelsmann-Projekten zusammen, woraus eine gedankliche Verbundenheit und schließlich eine Freundschaft entstanden ist.
Als eine der wenigen habe Mubarak frühzeitig erkannt, welche Initialzündungen durch den Aufbau einer Bibliothek für das
Bildungswesen und damit für die Veränderung der Gesellschaft in Ägypten möglich sind, betonte Mohn. Nicht Ruhm oder Prestige
leiten Suzanne Mubarak, sondern der Wille, dem Land einen Weg in eine bessere Zukunft zu weisen:
„Im Pro-zess des Wandels ist sie eine Leitfigur.“
Als die arabische Übersetzung, gesprochen von GUC-Gründer Ashraf Mansour, verhallt war, trat die Geehrte selbst ans Mikrophon.
„Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Gutes getan habe“, sagte Suzanne Mubarak bescheiden. Ihre Dankesworte waren ein
Plädoyer für die Stimme der Frauen und Mütter im Friedensprozess.
„Frauen tragen die Hauptlast von Krieg und Gewalt. Sie dürfen nicht länger Opfer sein, sondern müssen die Chance bekommen,
die Fakten zu gestalten. Ohne Frauen gibt es keinen Frieden.“
Andrea Mayer-Grenu