Im Gebäudekomplex Pfaffenwaldring 57 waren die
Treppen-hauszone, Emporen und ein offener zentraler Raum, der
die Wege auf das Gebäude verteilt, zu gestalten. In der
Erdgeschosszone zwischen dem Naturwissenschaftlichen Zentrum
und der
Bibliothek sollte ein Raum als Begegnungsstätte für Lehrende
und Studierende geschaffen werden. Mit geometrischen Formen
und signalhaft wirkenden Primärfarben brachte Hajek Leben in
den offen gehaltenen Bereich, der sich über mehrere
Geschosse erstreckt. Die geometrischen Formen durchbrechen
als große Struktur-elemente die Architektur, durchstoßen den
Boden, die Wände und ragen als Plastiken frei in den Raum
hinein. Farbige Streifen ziehen sich über den Noppen-boden,
die Treppe hinauf bis zu länglichen Elementen, die an
überdimensionale Bauklötze erinnern. Als Pendant dazu ragen
neben einem Streifenmuster farbige Balken von der Decke
schräg in den Raum hinunter. An anderer Stelle, über einer
Galerie, sind an den Deckenträgern ein großes, spitz
zulaufendes Dreieck und ein Pfeiler angebracht. Hajek spielt
mit Formen und Farben - hier beschränkt er sich auf die
Grundfarben Blau, Gelb und Rot - und mit dem Material. Zwar
bleibt er beim Beton, fügt aber nicht nur Neues hinzu,
sondern bezieht Bestehendes mit ein. Er vermittelt den Innen-
und den Außenraum, verschleift die funktionslosen,
künstlich-künstlerischen Balken gestalterisch mit Teilen des
tragenden
Betons durch Farbe. Es entsteht über Freitreppen und Emporen
hinweg eine übergreifende Raumgestaltung, die der Künstler
selbst als „Raumartikulation“ bezeichnet.
Die
Arbeit für die Uni Stuttgart stand am Anfang einer ganzen
Reihe „begehbarer Plastiken“, die Hajek, Jahrgang 1927, in
den letzten 40 Jahren geschaffen hat. Sein erstes Projekt
für diese Reihe schuf er 1964 für die Documenta III in
Kassel. Hier forderte ein Skulpturenensemble auf gewelltem
Boden den Besucher auf, Raum zu erleben, indem er ihn betrat.
Seine „Farbwege“ überziehen jedoch nicht nur Objekte selbst,
sondern auch Sockel, den umliegenden Raum, sogar Autos und
Straßen. Der Raum erfährt eine neue Artikulation, die in
Vaihingen beispielhaft zugleich mit und gegen die
Architektur arbeitet, um die Menschen, die diese Architektur
benutzen, zusammenzubringen.
Hajek
will mit seinen Gestaltungen nicht dekorieren, sondern den
Betrachter zur Wahrnehmung metrischer Proportionen bringen
und ihm die Augen für sein Umfeld öffnen. Hajeks Arbeiten
finden sich heute auf Plätzen, Straßen und Gebäuden auf der
ganzen Welt - vom australischen Adelaide bis zum Mineralbad
Leuze, dem SWR oder der Spardabank in Stuttgart.
Gwendolyn Rabenstein
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