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BVor einiger Zeit hatten Ingenieure der EnBW angefragt, ob
das IHS bei der Modernisierung des bereits seit den 1920er
Jahren bestehenden Kraftwerkes mithelfen könnte. Die
Kraftwerksleistung ließ von Anfang an zu wünschen übrig. Die
vier baugleichen Francis-Turbinen brachten mit rund 300 kW
pro Turbine anstelle der erwarteten 340 kW eine um etwa zehn
Prozent zu geringe Leistung. Für die Modernisierung wurde
ein Konsortium aus drei Partnern gebildet; um das
Engineering kümmerten sich die EnBW Ingenieure, das IHS
übernahm die Analyse der alten und das Design der neuen
Anlage und kleine und mittlere Unternehmen aus
Baden-Württemberg produzierten und montierten die neuen
Teile. Nach der Analyse durch die Fachleute des IHS kamen
die Partner überein, das vorhandene radiale Francis-Laufrad
durch ein axiales Propeller-Laufrad zu ersetzen, wie man es
heutzutage bei Niederdruckanlagen von vornherein verwenden
würde. Um die Verbesserungs-möglichkeiten ausschöpfen zu
können, war die Entwicklung neuer Turbinenkomponenten
notwendig, und zwar maßgeschneidert und passend zu den
bestehenden Turbinenteilen. Mit moderner numerischer
Strömungssimulation und neuem Design für Leit- und Laufrad,
die am IHS ausgeführt wurden, sowie Verbesserungen an der
Hydraulik konnte so der Grundstein für die Modernisierung
des Wasserkraftwerkes gelegt werden. Nachdem alle vier
Turbinen der alten Bauart durch moderne Propellerturbinen
ersetzt worden sind, konnte die Kraftwerksleistung von etwa
1,2 MW auf rund 1,6 MW gesteigert werden. Für die einzelne
Turbine bedeutet das eine Steigerung der Volllastleistung
von 300 kW auf rund 400 kW. Multipliziert mit einer
durchschnittlichen Betriebsdauer von etwa 5000 Stunden
ergibt das eine produzierte elektrische Energie von
wenigstens acht Mio. kWh pro Jahr gegenüber sechs Mio. kWh
vor dem Umbau.
Eigene Software entwickelt
Beim Besuch des Umweltministers präsentierte IHS-Direktor
Prof. Eberhard Göde Ergebnisse aus der Entwicklungsarbeit
der Strömungssimulationen und erläuterte auch die dazu
verwendeten Simulations- und Visualisierungswerkzeuge. Für
das neue Laufrad mit einem ,parametrisierten Laufraddesign
war eigens eine besondere Software am Institut entwickelt
worden. Für die hydraulische Optimierung wurden umfangreiche
Strömungs-simulationen mit FENFLOSS durchgeführt, einem
Programm, das ebenfalls am Institut entwickelt wurde. Zur
Visualisierung kam COVISE zum Einsatz, ein Produkt des
Rechenzentrums der Universität Stuttgart.
Mehr Energie durch bessere Ressourcennutzung
Minister Trittin zeigte sich insbesondere davon beeindruckt,
dass die Steigerung der Energieproduktion - ohne einen
Neubau - lediglich durch bessere Nutzung vorhandener
Ressourcen erreicht werden konnte. Deutlich wurde bei dieser
Gelegenheit auch, dass nach wie vor die Wasserkraft als
bedeutendste erneuerbare Energiequelle auch in
Baden-Württemberg noch nicht restlos ausgebaut ist. An
diesem Projekt konnte dem Minister zudem ein erfolgreiches
Modell der Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Industrie
in Baden-Württemberg vorgestellt werden.
Auch
die Lehre wird durch solche Projekte spannender. In
Lehrveranstaltungen des Instituts lernten die Studierenden
am konkreten Beispiel, wie numerische Methoden heute im
Maschinenbau erfolgreich eingesetzt werden.
KONTAKT
Prof. Eberhard Göde
Institut für Strömungsmechanik und Hydraulische
Strömungsmaschinen
Pfaffenwaldring 10, 70550 Stuttgart
Tel. 0711/685-3260
Fax 0711/685-3255
e-mail:
goede@ihs.uni-stuttgart.de
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