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Stuttgarter unikurier Nr. 94 Dezember 2004
Von Durchstehvermögen, Erfolg und einem Laufvogel:
Frauenpreis für Raumfahrtexpertin

Im Weißen Saal des Neuen Schlosses erhielt Prof. Monika Auweter-Kurtz am 18. September den Frauenpreis „Dodo“. Der Preis wird für Durchstehvermögen, Humor und Erfolg verliehen. Da Frauen immer noch mehrheitlich „hinter den Kulissen“ arbeiten, sei es wichtig, Vorbilder zu haben, die Mut machen, erklärte die Vizepräsidentin des Landtags von Baden-Württemberg Beate Fauser. Bisherige Preisträgerinnen sind Friederike Groß und Diane Herzogin von Baden-Württemberg.
 
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  Frauen sollen aus dem Schatten heraustreten, wünscht sich Dodo-Preisträgerin Monika Auweter-Kurtz (rechts), hier mit ihrem Mann Helmut Kurtz und Landtagsvizepräsidentin Beate Fauser.                                   (Foto: Eppler)

„Sie sind Kosmopolitin, eine Ausnahmeerscheinung mit ganz besonderer Ausstrahlung und für viele ein Vorbild“, lobte Fauser die diesjährige Preisträgerin. Prof. Monika Auweter-Kurtz ist stellvertretende Leiterin des Instituts für Raumfahrt-systeme (IRS) und Leiterin der Abteilung Raumtransport-technologie. Sie bekam nationale und internationale Auszeichnungen und war als wissenschaftliche Direktorin der NASDA in Japan beratend im Bereich Raumtransport-fahrzeuge tätig. Im Juni wurde sie von der deutschen Regierung in das UN-Komitee für „Peaceful Use of Outer Space“ berufen. Daneben zeigt sie großes gesellschaftliches Engagement vor allem für die Frauenförderung. So war sie Frauenbeauftragte der Uni Stuttgart und rief das jüngst im Rahmen der D 21-Initiative ausgezeichnete Schülerinnen-Projekt „Probiert die Uni aus!“ mit ins Leben.
 

 

„Atemberaubende Karriere“

Die in Stuttgart geborene Expertin für Raumtransport war als Studentin die einzige Frau unter 80 Kommilitonen. Seit 1975 war sie, neben ihrer Arbeit als Lehrerin am Heidehofgymnasium, an der Uni Stuttgart tätig. 1992 wurde sie die erste Professorin im Bereich Ingenieurwesen in Baden-Württemberg. So sprach Justizminister Ulrich Goll in seiner Laudatio von einer atemberaubenden Karriere. Er sei stolz darauf, dass sie trotz dieser Karriere dem Land treu geblieben ist. Begeistert ist er von der Perspektive, dass „der Mond Besuch aus Baden-Württemberg bekommt“. Damit spielte er auf den am Institut von Auweter-Kurtz mitentwickelten Satelliten Lunar BW 1 an, der 2010 in die Umlaufbahn des Mondes geschickt werden soll.

 

Kein Erfolg ohne Durchstehvermögen

Prof. Monika Auweter-Kurtz freut sich über die Auszeichnung: „Auf Dauer gibt es keinen Erfolg ohne Durchstehvermögen, doch der Satz gilt auch umgekehrt,“ sagte sie, und auch Humor sei sehr wichtig. In ihrer Jugend waren Frauen nicht einmal dem Gesetz nach gleichgestellt, erinnerte Auweter-Kurtz. Frauen sollen aus ihrem Schatten heraustreten, wünscht sie sich. Sie möchte, dass sich mehr junge Frauen für Naturwissenschaft und Technik interessieren. „Es ist so spannend!“, sagte sie aus vollster Überzeugung und gab gleich Einblick in ihre Arbeit. Am IRS werden elektrische Antriebe, wie das thermische Lichtbogentriebwerk, für die Raumfahrt entwickelt. Dies soll auch die Raumsonde Lunar BW1 zum Mond befördern. Ihr zweites großes Thema ist der Raumtransport. Vor allem bei der Rückkehr entwickeln sich sehr hohe Temperaturen auf der Oberfläche der Raumtransporter. Am IRS werden sie berechnet und Sensoren dafür entwickelt. „Mein Traum ist es, zu erleben, wenn Menschen zum Mars fliegen“, verrät Auweter-Kurtz. Auch an den dafür erforderlichen Antriebstechnologien wird am IRS gearbeitet.

 Ein „Dodo“ ist übrigens ein vor über dreihundert Jahren ausgestorbener Vogel, der aussieht wie ein Fabelwesen und noch dazu dick, unförmig und flugunfähig ist. Und doch werde er oft in der Literatur verwendet und stehe für Witz und Selbstironie, berichtete Prof. Vincent Ziswiler aus Zürich. Der Laufvogel hatte seine Heimat auf Mauritius und ist heute noch das Wappentier des Inselparadieses. „Dass ein Preis, symbolisiert von einem flugunfähigen Vogel, ausgerechnet an eine Professorin der Raumfahrttechnologie vergeben wird, weiß die Preisträgerin sicher mit Humor zu tragen“ vermutete Ziswiler richtig. 

Birgit Vennemann
 
 

 


last change: 12.12.04 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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