Braunkohle ist ein in Europa in großen Mengen vorhandener,
preiswerter Energieträger. Doch anstatt die Kohle einfach zu
verbrennen, wird diese bei dem neuen Verfahren mit
Wasserdampf unter Zugabe von gebranntem Kalk vergast. Der
Kalk absorbiert das dabei entstehende Kohlendioxid und wird
in Kalkstein umgewandelt. Je nach Kalkmenge ist das
entstehende Produktgas kohlenstoffarm oder gar ganz frei von
Kohlenstoff. Bei ausreichender Kalkdosierung wird nur
Wasserstoff produziert. Dieser kann in heute schon
existierenden Gas- und
Dampfturbinen -Kraftwerken nahezu emissionsfrei in Strom
umgewandelt werden. Der produzierte Kalkstein wird in einem
zweiten Reaktor wieder gebrannt. Danach wird der gebrannte
Kalk erneut in den ersten Reaktor zur Aufnahme von
Kohlendioxid zurückgeführt. Das beim Kalkbrennen entstehende
konzentrierte Kohlendioxid kann in begrenzten Mengen an die
Industrie verkauft oder in geologischen Speichern wie
ausgebeuteten Erdöllagerstätten oder Aquiferen gelagert
werden. Die Verfahren und Kosten dieser Speichertechniken
werden derzeit in Europa und den USA in mehreren Projekten
untersucht.
Neue Perspektiven für die Braunkohle
Bei erfolgreicher Entwicklung kann die in großen Mengen
vorhandene und preiswert verfügbare Braunkohle in Zukunft
besonders emissionsarm und umweltfreundlich verwertet
werden. Aus dem heute oft kontrovers diskutierten Gegensatz
von „schmutziger“ Kohletechnologie und „sauberen“
regenerativen Energien könnte ein sinnvolles Miteinander
werden. Während die regenerativen Energien noch nicht in der
Lage sind, den gesamten Energiebedarf zu decken, kann sich
die neue Braunkohletechnik zu einem von Wind- und
Wetterschwankungen unabhängigen und umweltfreundlichen
Stützpfeiler einer sicheren Energieversorgung entwickeln.
Mit einer solchen verlässlichen Basis könnte nach Ansicht
der IVD-Wissenschaftler auch die weitere Verbreitung
regenerativer Stromerzeugungsanlagen vorangetrieben werden.
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Dr.-Ing.
Roland Berger
Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen
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