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Stuttgarter unikurier Nr. 94 Dezember 2004
Prototyp eines Entsorgungsfahrzeugs vorgestellt:
Zwei auf einen Streich
 

Gerade bei kleineren bis mittleren Gewerbebetrieben oft der Normalfall: Innerhalb eines Tages fahren zwei Entsorgungsfahrzeuge vor. In ein herkömmliches Müllfahrzeug wird das in Mülltonnen gesammelte Schüttgut wie zum Beispiel Restmüll gekippt, das in Kleinmengen anfallende Stückgut, wie Styropor, Batterien, Leuchtstoffröhren usw., das in Gitterboxen, Spannringfässern oder anderen Kleingebinden gesammelt wird, holt ein Pritschenfahrzeug mit heckseitiger Ladebordwand ab - hohe Personal- und Transportkosten sind die Folge dieser Dopplung von Fahrzeug, Fahrer, Fahrstrecke.

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Das muss nicht sein, dachten sich die Ingenieure des Instituts für Fördertechnik und Logistik der Uni Stuttgart (IFT). Im Rahmen des Verbundprojektes REDUKOSS (Reduzierung des Verkehrsaufkommens durch die kombinierte Sammlung von Schütt- und Stückgütern), das vom Bundesforschungsministerium über drei Jahre mit 300.000 Euro gefördert wurde, entwickelten sie Idee und Konzept eines multifunktionalen Entsorgungsfahrzeuges, konstruierten es, und in Zusammenarbeit mit den Partnern DaimlerChrysler und dem Verbund Mittelständischer Entsorgungsunternehmen ZENTEK entstand dann ein Prototyp, der am 6. Oktober vorgestellt wurde.

 

Aus Stahl und Eisen und nicht virtuell konnte Institutsleiter Prof. Karl-Heinz Wehking das weltweit erste Entsorgungsfahrzeug vorstellen, das gleichzeitig Stückgüter wie Paletten und normalen Schüttmüll transportieren kann.           (Foto: Eppler)
Weltweit einmaliger Prototyp

Mit stattlichen elf Metern Länge, 2,45 Meter breit, 3,78 Meter hoch und 26 Tonnen schwer präsentierte sich das weltweit einmalige Entsorgungsfahrzeug im Hof des Instituts für Fördertechnik und Logistik, von dessen Einsatz sich die Stuttgarter Wissenschaftler eine deutliche Verminderung der Fahrkilometer, -zeiten und -kosten versprechen. Wie bei üblichen Müllfahrzeugen können am Heck Tonnen eingehängt werden, deren Inhalt ins Wageninnere gekippt wird. Direkt hinter der Fahrerkabine befindet sich an beiden Seiten des Fahrzeugs hinter hydraulisch gesteuerten Ladeklappen, die das Beladen schnell und einfach machen, der Platz für die Stückgüter: ein doppelstöckiges Regalsystem, in dem Behälter unterschiedlichster Abmaße transportiert werden können. Rund neun Tonnen Nutzlast kann das Gefährt im Einmannbetrieb aufnehmen, und wie eine Marktanalyse ergab, könnten in Deutschland pro Jahr rund 30 bis 35 Spezialfahrzeuge dieser Art benötigt werden.

 

Nicht nur virtuell

„Aus Stahl und Eisen“, freute sich IFT-Chef Prof. Karl-Heinz Wehking, „nicht virtuell“. An solch einem Projekt können die Studierenden viel lernen und - der Prototyp ist Eigentum des Instituts. Von Berlin, wo die Firma Haller die Aufbaukomponenten angepasst hat, bis nach Stuttgart ist er schon gefahren. Nun wird in einer zweimonatigen Testphase bei privaten Entsorgungsfirmen, der Topographie wegen in Bayern und Brandenburg, die Wirtschaft-lichkeit und Funktionalität des neuen Entsorgungsfahr-zeugs überprüft - „mit die wichtigste und interessanteste Zeit“, so Wehking.

 Wenn sie den Aufbau, der es „doppelt in sich hat“, wählen, müssen die Kunden voraussichtlich mit einem Preis rechnen, der rund 18 bis 20 Prozent über dem Listenpreis eines herkömmlichen Müllfahrzeugaufbaus liegt. Doch dafür haben sie zwei Fahrzeuge in einem erstanden, das ein Fahrer allein führen kann, und das in allen Betriebs-kosten wesentlich billiger ist. Diese Aussichten sind dazu angetan, mehr als nur den deutschen Markt zu erobern.

Julia Alber

 

KONTAKT

Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Wehking
Institut für Fördertechnik und Logistik
Holzgartenstraße 15 B
Tel. O711I121-3770
Fax O711/121-3769
e-mail: wehking@ift.uni-stuttgart.de

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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