Am 22. Juni 2004 belegten Rainer Kehrle, Yves Klett und
Erik Thorsteinsson vom Institut für Flugzeugbau und Martin
Fach vom Institut für Flugmechanik und Flugregelung der
Universität Stuttgart zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Ali
Eichenberger aus Neuchatel beim Businessplan-Wettbewerb
Venture 2004 der ETH Zürich und McKinsey&Company den dritten
Platz. „Zuerst war die Teilnahme reiner Sport“, erinnert
sich der Teamleiter und Ideengeber Rainer Kehrle. Doch je
weiter sie kamen, desto ernster wurde es. „Wir mussten auch
Kritik einstecken“, gesteht der Luft- und Raumfahrtingenieur.
Das Einzelcoaching mit gestandenen Profis, die viele
wichtige Informationen zur Geschäftsidee lieferten, möchten
er und seine Kollegen dennoch nicht missen. Und: Intern
können sie ihren dritten Platz wie einen ersten verbuchen,
ist doch der Wettbewerb für schweizerische Unternehmen
gedacht, die Arbeitsplätze in der Schweiz schaffen.
Schlagworte: Leicht, stabil und kostengünstig
„Die Idee ist eigentlich uralt“, erzählt Rainer Kehrle
und verweist auf Papierwaben in Regalböden oder andere
Papierfaltungen, die in Sandwichmaterialien für Festigkeit
sorgen. Wirklich neu ist: „Wir können endlos am Band
produzieren“, verrät der Tüftler. Kostengünstig und im
industriellen Maßstab falten die Wissenschaftler Papier,
Pappe, dünne Metallbleche, Faserverbundstoffe - eben alles,
was eine bestimmte Dicke nicht überschreitet und nicht zu
spröde ist. Das Ergebnis ist eine steife, druckfeste
Struktur, die drainagefähig ist und akustisch dämpfend wirkt.
„Es gibt niemand, der es besser kann als wir“, sagt Kehrle
überzeugt. Kein Wunder, meldet doch gerade Airbus das
weltweite Patent für die neue Technologie an und erhält die
Lizenz für deren Einsatz in der Luft- und Raumfahrt. Das für
die Luft- und Raumfahrt entwickelte Spezialpapier ist leicht,
billig und hält, richtig gefaltet, mehr aus als Stahl. Für
Flugzeuge ist es somit optimal und auch für den Airbus, denn
der soll sich 2015 um 40 Prozent leichter und um 30 Prozent
billiger in die Lüfte erheben - im günstigsten Fall für das
[Foldcore]-Team mit einem Rumpf, der von ihnen „gefaltet“
wurde: Je nach Faltung entstehen dabei aus zehn bis 30
Quadratmetern Papier übrigens ein Quadratmeter „Faltwabe“.
Junge Innovatoren: ein Programm als Chance
Um sich die nächsten drei Jahre ganz seiner Erfindung zu
widmen, die Rainer Kehrle unspektakulär Faltmaschine nennt,
hat er sich beim Junge Innovatoren-Programm beworben. Eine
bezahlte halbe Stelle und die ganze Infrastruktur der
Universität nutzen, das „wäre eine riesige Chance“ - und er
hat Glück gehabt. Nun kann der Forscher, der von sich selbst
sagt: „Ich passe in keine Firma“, den industriellen Prototyp
seiner Maschine bauen und das Projekt [Foldcore]
vorantreiben. Vielleicht wird ja einmal eine Firma gleichen
Namens daraus? Weiter mit seinen Kollegen zusammen arbeiten,
das würde sich Rainer Kehrle schon wünschen, wenngleich man
mit einer Faltmaschine und einem Mitarbeiter zum Beispiel
den Jahresbedarf von Airbus an solcher „Faltware“ decken
könnte - und der liegt bei sechs bis acht Millionen Euro.
Der Markt: endlos wie die Produktion
Von den Juroren beim Businessplan-Wettbewerb wurde die
Lizenzvergabe an Airbus für den Bereich Luft- und Raumfahrt
kritisiert. Das [Foldcore]-Team nimmt es gelassen, hätten
sie doch nie ein weltweites Patent anmelden können. Ohne
sich um Patentverletzungen kümmern zu müssen, bleiben ihnen
alle Bereiche außerhalb der Luft- und Raumfahrt und die
reichen vom Messe- und Hausbau über akustische
Dämmmaterialien für den Schallschutz bis hin zum Boots- und
Omnibusbau und nicht zuletzt bis in die Verpackungsindustrie.
[Foldcore] kann sich fast überall auf dem Markt etablieren
... so könnte einmal der Schlusssatz der Erfolgsgeschichte
eines Unternehmens lauten.
Julia Alber
KONTAKT
[Foldcore], Rainer Kehrle
Gutenbergstraße 120
70187 Stuttgart
Tel. 0172/ 4402595
e-mail:
contact@foldcore.com