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Stuttgarter unikurier Nr. 94 Dezember 2004
Ausgezeichnetes Unternehmen aus der Uni Stuttgart:
Eine alte Technik neu aufgelegt:
Endlos Papier falten

„Bei einer Flasche Rotwein entstand die Idee“ ... so könnte einmal die Geschichte einer erfolgreichen Unternehmensgründung beginnen. Momentan gibt es jedoch nur den viel versprechenden Namen „[Foldcore]“, eine Faltmaschine, fünf Wissenschaftler mit Leib und Seele sowie einen Preis.
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Am 22. Juni 2004 belegten Rainer Kehrle, Yves Klett und Erik Thorsteinsson vom Institut für Flugzeugbau und Martin Fach vom Institut für Flugmechanik und Flugregelung der Universität Stuttgart zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Ali Eichenberger aus Neuchatel beim Businessplan-Wettbewerb Venture 2004 der ETH Zürich und McKinsey&Company den dritten Platz. „Zuerst war die Teilnahme reiner Sport“, erinnert sich der Teamleiter und Ideengeber Rainer Kehrle. Doch je weiter sie kamen, desto ernster wurde es. „Wir mussten auch Kritik einstecken“, gesteht der Luft- und Raumfahrtingenieur. Das Einzelcoaching mit gestandenen Profis, die viele wichtige Informationen zur Geschäftsidee lieferten, möchten er und seine Kollegen dennoch nicht missen. Und: Intern können sie ihren dritten Platz wie einen ersten verbuchen, ist doch der Wettbewerb für schweizerische Unternehmen gedacht, die Arbeitsplätze in der Schweiz schaffen.

 

Schlagworte: Leicht, stabil und kostengünstig

„Die Idee ist eigentlich uralt“, erzählt Rainer Kehrle und verweist auf Papierwaben in Regalböden oder andere Papierfaltungen, die in Sandwichmaterialien für Festigkeit sorgen. Wirklich neu ist: „Wir können endlos am Band produzieren“, verrät der Tüftler. Kostengünstig und im industriellen Maßstab falten die Wissenschaftler Papier, Pappe, dünne Metallbleche, Faserverbundstoffe - eben alles, was eine bestimmte Dicke nicht überschreitet und nicht zu spröde ist. Das Ergebnis ist eine steife, druckfeste Struktur, die drainagefähig ist und akustisch dämpfend wirkt. „Es gibt niemand, der es besser kann als wir“, sagt Kehrle überzeugt. Kein Wunder, meldet doch gerade Airbus das weltweite Patent für die neue Technologie an und erhält die Lizenz für deren Einsatz in der Luft- und Raumfahrt. Das für die Luft- und Raumfahrt entwickelte Spezialpapier ist leicht, billig und hält, richtig gefaltet, mehr aus als Stahl. Für Flugzeuge ist es somit optimal und auch für den Airbus, denn der soll sich 2015 um 40 Prozent leichter und um 30 Prozent billiger in die Lüfte erheben - im günstigsten Fall für das [Foldcore]-Team mit einem Rumpf, der von ihnen „gefaltet“ wurde: Je nach Faltung entstehen dabei aus zehn bis 30 Quadratmetern Papier übrigens ein Quadratmeter „Faltwabe“.

 

Junge Innovatoren: ein Programm als Chance

Um sich die nächsten drei Jahre ganz seiner Erfindung zu widmen, die Rainer Kehrle unspektakulär Faltmaschine nennt, hat er sich beim Junge Innovatoren-Programm beworben. Eine bezahlte halbe Stelle und die ganze Infrastruktur der Universität nutzen, das „wäre eine riesige Chance“ - und er hat Glück gehabt. Nun kann der Forscher, der von sich selbst sagt: „Ich passe in keine Firma“, den industriellen Prototyp seiner Maschine bauen und das Projekt [Foldcore] vorantreiben. Vielleicht wird ja einmal eine Firma gleichen Namens daraus? Weiter mit seinen Kollegen zusammen arbeiten, das würde sich Rainer Kehrle schon wünschen, wenngleich man mit einer Faltmaschine und einem Mitarbeiter zum Beispiel den Jahresbedarf von Airbus an solcher „Faltware“ decken könnte - und der liegt bei sechs bis acht Millionen Euro.

 

Der Markt: endlos wie die Produktion

Von den Juroren beim Businessplan-Wettbewerb wurde die Lizenzvergabe an Airbus für den Bereich Luft- und Raumfahrt kritisiert. Das [Foldcore]-Team nimmt es gelassen, hätten sie doch nie ein weltweites Patent anmelden können. Ohne sich um Patentverletzungen kümmern zu müssen, bleiben ihnen alle Bereiche außerhalb der Luft- und Raumfahrt und die reichen vom Messe- und Hausbau über akustische Dämmmaterialien für den Schallschutz bis hin zum Boots- und Omnibusbau und nicht zuletzt bis in die Verpackungsindustrie. [Foldcore] kann sich fast überall auf dem Markt etablieren ... so könnte einmal der Schlusssatz der Erfolgsgeschichte eines Unternehmens lauten.

Julia Alber

 

KONTAKT

[Foldcore], Rainer Kehrle
Gutenbergstraße 120
70187 Stuttgart
Tel. 0172/ 4402595
e-mail: contact@foldcore.com


 


last change: 18.12.04 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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