UIm Mai und Juni 2004 stand die Holzgerlinger Firma
ständig im Interesse der Medien, gewann sie doch Preis um
Preis. Zuerst Landessieger beim StartUp Wettbewerb in
Baden-Württemberg, wurde die ECMTEC GmbH zweiter Preisträger
beim Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Konzepte und zu
guter Letzt erhielt sie auch noch den regionalen Sonderpreis
der Kreissparkasse Böblingen.
Preise - ein doppelter Gewinn
„Mit den Preisen lebt es sich viel besser“, stellt Thomas
Gmelin, geschäftsführender Gesellschafter der ECMTEC GmbH
erfreut fest, der zusammen mit Dr. Rolf Schuster im Oktober
2003 die Firma gegründet hat. Eine Beratung durch McKinsey,
10.000 Euro Preisgeld, ein Werbefilm sowie ein individuelles
Coaching durch die Sparkassenakademie, das kann sich sehen
lassen. Weit wichtiger aber: Wer mit einer neuen Technologie
an den Markt gehen will, der kein vergleichbares Produkt
kennt, trifft allerorten auf zurückhaltende Geldgeber,
besonders wenn es da zusätzlich noch ein „kleines Problem“
gibt - die Präzisionsarbeit von Gmelin und Schuster im Mikro-
und Nanobereich kann man mit bloßem Auge nicht sehen und
eignet sich daher nur bedingt für Präsentationszwecke. Mit
den Preisen wurden nun die Banken freundlicher, die
Technologie-Transfer-Initiative GmbH an der Universität
Stuttgart (TTI GmbH), die schon für den Businessplan
wertvolle Hinweise lieferte, konnte Gelder beisteuern und es
ergaben sich Erfolg versprechende Kontakte zu künftigen
Investoren.
Im Kleinsten ganz groß
Ob Bio- oder Medizintechnik, Automobilindustrie oder
Informations-technologie, die Technik wird immer ausgereifter
und - immer kleiner. So benötigt zum Beispiel die
Biotechnologie feinste Flüssigkeitskanäle oder Mikropumpen
auf Biochips und in der Automobilbranche oder bei
Heizölbrennern sind kleinste Einspritzdüsen gefragt, die zur
Energie-einsparung beitragen. Mit den bislang bekannten
Verfahren konnte man diese winzigen Bauteile - in Metallen,
Legierungen oder Halbleitern - gar nicht oder zumindest
nicht wirtschaftlich herstellen. Die ECMTEC GmbH setzt dem
nun ein Ende. Mit Hilfe der Elektrochemie und einem Trick -
dem Einsatz ultrakurzer Spannungspulse - können die beiden
Wissenschaftler Thomas Gmelin und Rolf Schuster mit
Präzision Strukturen im Mikrometer-bereich erstellen, also im
Bereich einiger Millionstel Millimeter, und mit Werkzeugen
arbeiten, deren Durchmesser kleiner als ein Zehntel eines
menschlichen Haares ist. Rolf Schuster hat dieses
elektrochemische Puls-Ätzverfahren, das ähnlich einer Fräse
aber berüh-rungslos arbeitet und keinen Werkzeugverschleiß
kennt, zusammen mit Kollegen am Berliner Fritz-Haber-Institut
der Max-Planck-Gesellschaft entwickelt. Die ersten
Forschungsmaschinen hat Thomas Gmelin am Institut für
Zeitmesstechnik, Fein- und Mikrotechnik der Universität
Stuttgart gebaut. Gerne denkt er an diese Zeit zurück, denn
Professor Heinz Kück bot ihm tatkräftige Unterstützung und
die Arbeit dort vermittelte ihm auch Kontakte zu
potenziellen Kunden.
Präzision steht nichts im Wege
Entwicklung, Produktion und Vertrieb einer Maschinenserie
ist das Ziel der beiden Unternehmensgründer. Angesprochen
sind vor allem Mittelständler, denn - und das ist der zweite
Trick von ECMTEC - die Maschinen können an die bislang bei
Fräsen benutzten CAD und CAM Programme problemlos
angekoppelt werden. Eine Schulung der Mitarbeiter im Bereich
Elektrochemie genügt, und schon kann Präzision im
Nanometerbereich einziehen. „Der ideale Kunde sitzt um die
Ecke“, sagt Thomas Gmelin, der zwar auf jeden Fall in der
Zukunft auch international agieren möchte, sich zunächst
jedoch auf den deutschen Markt konzentriert.
Immer willkommen: Investoren
Bis Ende des Jahres soll in den Holzgerlinger Räumen die
erste Anlage stehen, mit der die Kunden „präzise“ bedient
werden. Diese Aufgabe meistert Thomas Gmelin momentan
alleine, hat doch sein Partner eine Professur in Darmstadt
angenommen und „so weiterhin einen Fuß in der Forschung“.
Schön wäre es, räumt Thomas Gmelin ein, die ECMTEC könnte
bald Mitarbeiter einstellen - gefragt sind Informatiker,
Elektrotechniker und Konstrukteure. Und besonders freuen
würde sich der Jungunternehmer natürlich über Investoren für
eine Wachstumsfinanzierung, die erkennen, was in der ECMTEC
GmbH steckt.
Julia Alber