Anfang der 80er Jahre steckte die
Sonnenkollektorforschung noch in den Kinderschuhen. Die
Kollektoren einiger Erfinder litten an erheblichen
Kinderkrankheiten. An diese und andere turbulente Zeiten
erinnerte der ehemalige Institutsleiter Prof. Erich Hahne
zur Feier des 40-jährigen Jubiläums des Instituts für
Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) am 10. Oktober 2003.
Seit 1963 werden am ITW neue Technologien entwickelt, die
eine umweltfreundliche Energieversorgung ermöglichen und die
Nutzung fossiler Energieträger verbessern.
Nach der Energiekrise in den 70er
Jahren stieg das Interesse an
erneuerbaren Energien. 1976 begann am
ITW die Vorlesung "Technische Nutzung
der Sonnenenergie". Hahne berichtete von
den Meinungsverschiedenheiten, die
damals in der Öffentlichkeit geherrscht
haben, und von der oft großen
Unwissenheit: "Vielen war damals der
Unterschied zwischen Photovoltaik und
Sonnenkollektoren gar nicht klar." Der
so genannte "Springbrunnenkollektor" ist
Prof. Hahne besonders gut im Gedächtnis
geblieben. Statt Sonnenergie zu sammeln,
mutierte der Kollektor wegen zahlreicher
undichter Stellen zum Springbrunnen.
"Doch diese Zeiten sind längst
überstanden, die Spreu ist vom Weizen
getrennt, inzwischen sind alle
Kollektoren sehr gut", urteilt Hahne. Zu
dieser positiven Entwicklung hätten die
Arbeiten am ITW beigetragen. Mitarbeiter
des Instituts waren an der Festlegung
der EU-Normen für Sonnenkollektoren
beteiligt und auch die umfangreichen
Tests von Kollektoren am Institut haben
die Entwicklung weiter gebracht.
Kollektor-Tests auf dem Dach
Erster Leiter des vor 40 Jahren
gegründeten Instituts, damals noch unter
dem Namen "Technische Wärmelehre II",
war Prof. Theodor Emil Schmidt. Hahne
übernahm die Leitung 1973. Die Zahl der
Mitarbeiter wuchs von anfangs acht auf
heute 35 an. An die zahlreichen Umzüge
des ITW erinnerte Dr. Jochen Sohns.
Zunächst wanderte das Institut innerhalb
der Stadtmitte und dann 1964 hinauf zum
Vaihinger Campus, bis es 1984 das
heutige Domizil am Pfaffenwaldring 6
bzw. 10 bezog. Hier wurde 1985 ein
Kieswasser-Erdbecken-Wärmespeicher in
Betrieb genommen, in Deutschland der bis
dahin erste dieser Art. Auf dem Dach des
Instituts befindet sich eine
umfangreiche Testanlage für
Sonnenkollektoren. Hier werden Tests für
Hersteller und für die Stiftung
Warentest durchgeführt. Sogar Hersteller
aus Australien lassen ihre
Solarkollektoren vom ITW überprüfen.
Neben Forschungen in den Bereichen
Wärme- und Kältetechnik und Solarthermie
nimmt die Lehre großen Raum ein. Derzeit
hören rund 750 Studierende die
Grundlagenvorlesungen "Technische
Thermodynamik" und etwa 300 Studierende
die Pflichtfachvorlesung "Wärme- und
Stoffübertragung", daneben gibt es
verschiedene Hauptfachvorlesungen.
Seit April 2000 leitet Prof. Hans
Müller-Steinhagen das ITW und in
Personalunion das Institut für
Technische Thermodynamik des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Am Beispiel eines Siedeversuchs führte
er vor, wie den heutigen Studenten der
Stoff präsentiert wird. In einer kurzen Filmsequenz konnten die
Jubiläumsgäste beobachten, wie sich die
Ablösung von Siedebläschen durch eine
Spezialbeschichtung der Heizfläche
ändert und sich dadurch der Siedevorgang
verbessert. Prof. Müller-Steinhagen wies
darauf hin, dass sich die Arbeit am
Institut auch in anderen Bereichen
verändert hat: "Ein sehr wichtiges
Arbeitsmittel ist heute die
Computersimulation. Dadurch können viele
teure und zeitaufwendige Experimente
eingespart werden." Birgit Vennemann
KONTAKT
Institut für Thermodynamik und
Wärmetechnik
Pfaffenwaldring 6, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-3535, -3537
Fax 0711/685-3503
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