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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Festkolloquium Plasmaforschung:
Von heißen Plasmen und ultrakalten Gasen

Plasma ist der Zustand, in dem sich mehr als 99 Prozent der sichtbaren Materie des Universums befindet. Auch auf der Erde spielt das Plasma eine wichtige Rolle. Die Bedeutung und Breite der Plasmaforschung wurde bei einem Festkolloquium in Vaihingen im Herbst 2003 deutlich. Anlass war der Wechsel des Instituts für Plasmaforschung von der früheren Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik in die neue Fakultät Mathematik und Physik.
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Nach einem Grußwort des Dekans der Fakultät Mathematik und Physik, Prof. Ulrich Weiß, berichtete der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Prof. Roland Sauerbrey, über aktuelle Entwicklungen zu extremen, viele Milliarden Grad heißen Plasmen, die mit Kurzpuls-Lasern höchster Leistung, so genannten Femtosekunden-Lasern, erzeugt werden.

Den Weg zu einem Fusionskraftwerk mit der Hochtemperatur-Plasmaphysik zeigte Prof. Alexander M. Bradshaw, Direktor des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching bei München, auf. Dabei wird in internationaler Zusammenarbeit das Ziel verfolgt, die Energieproduktion in der Sonne auf der Erde nachzuvollziehen. Die Fusion könnte einen erheblichen Beitrag zur langfristigen Energieversorgung der Zukunft leisten. Die Grundstoffe sind in sehr großer Menge überall vorhanden, und die thermonukleare Fusion verspricht günstige Sicherheits- und Umwelteigenschaften. Voraussetzung dafür ist, das Plasma, ein sehr heißes ionisiertes Gas, aus den Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium wärmeisoliert in Magnetfeldern einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen.

Prof. Jörg Winter, Prorektor für Forschung der Ruhr-Universität Bochum, gab den Hörern mit der Darstellung der Entwicklung der Niedertemperatur-Plasmaphysik den Schlüssel zu modernen Technologien in die Hand. Sowohl in der Energie- und Umwelttechnik als auch in der Mikrostrukturtechnik und bei der Herstellung funktionaler Schichten besitzt die Plasmatechnologie ein sehr hohes Innovationspotential. Diese anwendungsorientierte Grundlagenforschung, die mit den teilweise ionisierten, mehrkomponentigen Plasmen sehr komplex ist, schlägt die Brücke zu industriellen Anwendungen und ist damit für den technologischen Fortschritt und für die wirtschaftliche Entwicklung maßgebend.

Die Untersuchung der kosmischen Plasmen erfolgt vor allem über die Spektroskopie mit ihrer faszinierenden Vielfalt von Informationen über die Materie unseres Universums. Prof. Gerd Fußmann von der Humboldt-Universität Berlin, Direktor des Berliner Bereichs des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, gab Einblick in die neuesten Entwicklungen und den Vergleich mit den Laborplasmen. Dass es Plasmaeigenschaften auch bei extrem tiefen Temperaturen sehr nahe am absoluten Nullpunkt gibt, ist ein ganz neues Ergebnis der Physik, das Prof. Pfau vom 5. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart in seinem Vortrag über "Ultrakalte Gase und Plasmen" vorstellte.

KONTAKT

Institut für Plasmaforschung, Pfaffenwaldring 31, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-3584, -2302, Fax 0711/685-3102, e-mail: ipf@ipf.uni-stuttgart.de, http://www.uni-stuttgart.de/ipf/

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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