Die hellblaue Erdkugel mit weißen
Wölkchen hebt sich gegen das dunkle Weltall ab, Menschen in
weißen Raumanzügen bewegen sich vorsichtig schwebend entlang
eines langen Roboterarmes: Beeindruckende Bilder hatte
Philippe Perrin, der erste EU-Astronaut, der auch
Außeneinsätze absolvierte, von seiner zweiwöchigen Mission
im All mitgebracht. Zusammen mit seinem Kollegen Franklin
Chang-Diaz hatte er während drei ganztägigen Einsätzen das
defekte Gelenk des Roboterarms repariert und weitere Teile
des so genannten Mobile Servicing Systems (MBS) befestigt.
Diese Apparatur, die sich auf einer Art Schiene über die
ganze Länge der Raumstation bewegen lässt, ermöglicht es,
ferngesteuerte Außenarbeiten zur Vergrößerung der Station
vorzunehmen, ohne diese verlassen zu müssen.
Leben im All als Überleben
"Das Leben im All ist eher ein
Überleben im All", weiß Philippe Perrin
nun aus eigener Erfahrung. Keine Luft,
kein Wasser, körperliche Beschwerden -
einem ständigen Grippegefühl
vergleichbar, und immer wieder der
bohrende Gedanke, dass zur Rückkehr
ebenso viel Technik nötig ist wie zum
geglückten Start. Trotzdem gab es für
ihn während seiner Arbeit aber auch
Momente, in denen er das Gefühl hatte,
"hier könnte ich für immer bleiben".
Besonders angetan hat es dem Arbeiter in
schwindelnder Höhe der Blick auf die
Erde. "Von da oben, da sieht die Erde
sehr schön aus. Man sieht aber auch, wie
empfindlich sie ist, und es wird einem
klar, wie kostbar Luft und Wasser sind",
sagte er.
Sechs Jahre trainierte Philippe
Perrin vor seinem Einsatz. Der
Flugzeugführer und Testpilot der
französischen Armee, der an der Ecole
Polytechnique in Paris studiert hatte,
meisterte dies, wollte er doch schon
seit seinem achten Lebensjahr Astronaut
werden. Jedes Detail, jede Schraube galt
es zu kennen, jede nur mögliche
Situation im Simulator in den Griff zu
bekommen. Ganz besonders wichtig ist
jeder Handgriff während der achteinhalb
Minuten bis zum Eintritt in den Orbit -
eine auch für den Testpiloten neue
Erfahrung, und dann gab es da noch den
"besten Freund" Perrins, seinen
Raumanzug, den er "immer und immer
wieder überprüfte".
Nach zwei Wochen harter Arbeit unter
ständiger Beobachtung von Houston - "Das
ist schon ein komisches Gefühl", gab
Philipp Perrin zu - landete am 19. Juni
das Space Shuttle Endeavour mit
zweitägiger Verspätung auf der Edwards
Air Force Base in der kalifornischen
Mojave Wüste. Alles war gut gegangen.
"Ein Teil von dir bleibt oben", merkte
PhilippPerrin jedoch an.
Freunde verloren bei Columbia-Unglück
Nicht gut dagegen verlief die
Rückkehr der Columbia im Februar 2003.
"Sechs enge Freunde" verlor Perrin bei
diesem Unglück. Lange habe die
US-Raumfahrtbehörde Nasa nicht glauben
wollen, dass ein Stück Isolierschaum der
Tankverkleidung die linke Tragfläche
beschädigt habe und somit Ursache der
Katastrophe sei, erzählte der Astronaut.
Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre
trat vermutlich Gas in den Riss am
Flügel ein und führte zur Explosion.
Diese Erkenntnis brachte die Analyse der
zusammengetragenen Trümmerteile, Bilder
von Start und Absturz, die Auswertung
der Daten aus den Sensoren der Flügel
und schließlich Tests, bei denen man
Isolierschaum gegen einen Flügel
schleuderte. "Simulationen können Tests
nicht ersetzen", mahnte Philippe Perrin.
Zudem müsse man immer das Limit der
eingesetzten Software kennen und dürfe
als Ingenieur nie Gefühl und Statistik
mischen. Julia Alber
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Institut für Raumfahrtsysteme,
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